Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
Willkommen

Dezember 2010 Tunesien mit dem Suzuki Jimny

Samstag, 18. Dezember 2010

Gestern sind wir losgefahren… totales Winterwetter in Berlin. Um 15:30Uhr los gefahren und hinein in den Abend und die Nacht. Ziel war Bregenz am Bodensee. Martin fährt die ganze Zeit, ein paar Pausen bei McDo und tanken. Nicht sehr schnell, aber sicher saust der Jimny über die Autobahnen und wir erreichen Bregenz gegen 0:30Uhr.

4,5 Std. Schlaf im Ibis-Hotel und kurz nach 6Uhr geht es weiter durch die Schweiz bis nach Italien. Wir wurschteln uns durch, in der Schweiz teils nach Tankstellen fahndend und erreichen das Kreuz Milano-Genova am späten Morgen. Jetzt wird es heller, etwas wärmer und die Schnee bedeckten Felder werden zu mit Raureif bestreuten Wiesen.

Wir sind mächtig stolz auf uns selbst als wir gegen 12Uhr den Hafen von Genua erreichen. Großes Erstaunen und auch Enttäuschung als Martin mit der Nachricht zurück kommt von der Bigletteria, dass beide Fähren heute bereits hoffnungslos ausgebucht sind. No chance.

Was jetzt tun? Wir sehen, wie schön Genua ist, wie spannend, wie lebendig. Wir suchen ein Internetcafé, finden keins… Wir wollen heraus bekommen wann und wo Möglichkeiten bestehen, eine andere Fähre nach Tunis zu besteigen. Im Holiday Inn bekommen wir ein Passwort für einen einstündigen Internetzugang und finden heraus, dass Montag eine Fähre noch Plätze frei hat, eine die von Salerno fährt.

Also düsen wir Richtung Südost und werden morgen unser Glück im Hafen von Salerno versuchen. Die Nacht bleiben wir in einem Kettenhotel für den modernen Geschäftsmann in der Nähe des Flughafens Pisa. Okay, sauber, nicht grad billig.

Wir sind zufrieden.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Morgens nach dem Frühstück im an einen Jugendherbergsspeisesaal erinnernden Hotelrestaurant wanken wir über den vereisten Parkplatz und kratzen die Frontscheibe frei. Über die SS 1, Via Aurelia, und dann die Autobahn geht´s Richtung Rom. Bald schon schwindet der Winter und fast laue Frühlingsluft begleitet die sich doch viel  länger ziehende Strecke an Rom vorbei über Neapel bis nach Salerno. Es ist trotz allem kurzweilig: wir unterhalten uns viel, hören Hörbuch und visionieren ob der Möglichkeiten, die wir haben werden, haben könnten…. Tunesien oder vielleicht doch Sizilien, wenn´s mit der Überfahrt nicht klappt….….

Gegen 17Uhr laufen wir in den Hafen von Salerno ein, die Biglitteria ist zu an diesem 4. Adventssonntag und der freundliche Hafenwächter vermittelt uns, dass sie morgen um 7Uhr wieder neue Chancen für uns Kartenkaufwillige bietet.

Im milden Dezemberwind folgen wir dem unübersehbaren Strom von Autos und Menschen in die illuminierte Innenstadt von Salerno. Es ist fast unmöglich einen Parkplatz zu finden: alles, was laufen kann ist unterwegs zum Shopping, zum Gucken und Staunen. Eine gute Stunde spielen wir das Flanierspiel mit, kommen uns fast wie besoffen vor wegen der vielen visuellen Impressionen- nach einem Tag zu zweit im Auto allein unterwegs umso eindrücklicher.

Die Suche nach einem passablen Hotel wird erschwert durch das Gewirr von in die Berge hineingeschnittenen Straßen, alles Labyrinthe. Im Nachbarort Vietri mit Sicht auf den Hafen von Salerno werden wir dann fündig und beziehen im Hotel Bristol ein bezahlbares nettes Zimmer. Wir laufen in den Ort hinein und stillen in einer einfachen Pizzeria unseren mittlerweile großen Hunger.

Von der Balkonterrasse des Zimmers sehen wir das Schiff, das uns mitnehmen soll und all die Lichter der Küste und des Hafens bei klarem mildem Nachthimmel.

 

Montag, 20.12.2010

Früh heute Morgen brechen wir auf um die ersten am Ticketverkauf am Hafen zu sein.

„Doppo, doppo!!“ schreien die Organisateure des Wahnsinns, der uns die nächsten Stunden beschäftigen wird. Mitnichten macht die Biglitteria um 7Uhr auf, wir dürfen auch gar nicht aufs Gelände. Die einen Hafenmänner sagen, um 9Uhr macht der Ticketverkauf auf, die anderen sagen nur „doppo!“. Gegen 10Uhr werden die Tore geöffnet und es dürfen alle rein......: alle, die bereits Tickets haben. Wir nicht! Wir sollen warten. Wann können wir hinein um ein Ticket zu kaufen? „Doppo, doppo!“.

Nach einer halben Stunde das erlösende Winken, wir fahren auf das Hafengelände und parken in Sichtweite des Ticketverkaufs. Martin bewaffnet sich mit unseren Pässen, Bar- und Plastikgeld und wirft sich entschlossen in den Pulk tunesischer Männer, die auch alle noch eine Fahrkarte ergattern möchten.

Alle 20 Minuten gehe ich nach Martin gucken, ob er weiter gekommen ist. Er hält sich wacker, Adrenalin beständig auf Highlevel. Völlige Ungewissheit, ob das noch etwas wird mit dem Ticketkauf. Unsere Pässe liegen innerhalb der Verkaufsbox. So geht das fast  zwei Stunden.

Irgendwann taucht am Ticketschalter der Obercheffe der Hafenpolizei (Organisator des Wahnsinns!) auf und versucht, Ordnung in das Chaos zu bringen. Da er in Martin den erkennt, der ihn schon seit 08:30Uhr am Tor genervt hat, landen auch unserer Pässe neben anderen in seinen Händen.

Er bringt den Stapel Pässe dann hinein zu der Lady in der Ticketbox, damit diese den dann abarbeiten kann. Immer wieder kommen allerdings andere Menschen mit bereits gekauften Fährkarten dazwischen, die nur ihre Bordkarte abholen möchten. Durch das Guckloch der Ticketbox kann Martin beobachten wir unsere Pässe im Stapel mal oben, mal unten liegen:  ohne jegliche nachvollziehbare Systematik.

Dann endlich kommt Martin zurück zum Auto, entkräftet, halb verdurstet, Adrenalin gepuscht, aber mit Onewaytickets nach Tunis für Martin, Daniela und Suzuki. Zwei davon haben Anspruch auf gammelige Pullmansitze, Kabinen gab´s nicht mehr zu buchen.

 

 

Nach zwei weiteren Stunden im Benzindunst Stoßstange an Stoßstange vorwärts ruckelnd, fahren wir in den Bauch des Fährschiffs Sorrento und belegen mit dem zur Not klaubaren Teil unseres Handgepäcks die beiden Pullmänner.

Wir freuen uns als wir gegen 14Uhr das Ablegen des Mammutgefährts und die vorbeiziehende Amalfiküste bestaunen. Nun geht es also wirklich nach Tunesien, Sizilien muss warten bis dann vielleicht in nächsten Jahr.

Dienstag, 21.12.2010

Morgens kurz vor 08:00Uhr auf dem Schiff: die Nacht im Pullmansitz war zumindest überstehbar, ein paar Stunden haben geschlafen. Hatte mich schon gewundert warum das Frauenklo so dermaßen versifft wirkt, als ich morgens zwei tunesische Männer dort raus werfe, die wie selbstverständlich auch dieses Refugium für sich beanspruchen. Meine Entrüstung war lautstark genug um wenigstens für den Moment Wirkung zu haben.


Der Esssaal sieht nach der Nacht aus wie der Kamelmarkt in Douz. Alles voller arabischer Männer, sie liegen am Boden, in den Fensternischen, auf mehrere Stühle gebettet... überall Becher, Plastikteller und Obstschalen auf dem Boden verstreut... Die Sonne geht steil und schnell auf und an Deck ist die Luft mild und der Tag ist hell und freundlich.

Lange dauert das Embarquement in Tunis, die Schlangen, die sich vor den Treppen zu den Garagen im Schiffsbauch bilden scheinen unendlich. Gegen 12:00Uhr fahren wir von Bord. Helles Mittelmeerlicht, angenehme 20°C und jede Menge Hafenpolizei- und Zollbeamte empfangen uns. Zunächst stehen wir an der langsamsten aller Abfertigungsschnlangen bei der Polizei an. "Woher kommen Sie, wohin fahren Sie, besuchen Sie jemanden in Tunesien, wollen SIe nach Algerien und/oder Lybien weiterreisen, wann fahren Sie wieder ab aus Tunesien...???" Als dies geschafft ist, geht es weiter zum Zoll. Wir sind diesmal schon vorbereitet und brauchen die Hilfe der Schlepper nicht. Bis der Zollbeamte kommt, das Innere des Autos und unser Gepäck inspiziert und dann letzendlich seine schön geschwungenen Krickel auf die Rückseite malt, dauert es eine kleine Ewigkeit. Mich erinnert das an Sportfeste in Schulen, wo der Schüler sich die Stempel und Unterschriften der einzelnen Stationen abholen muss.  Martin reiht sich ein in Schlange 1 für die Abstempelung der Kontrolle, dass das mitgeführte Auto nicht eines ist, das im Land  bereits registriert ist. Danach kommt Schlange 2, wo Martin die Bestätigung bekommt, dass es ihn, mich und das Auto überhaupt gibt. Als letztes kommt Schlange 3, wo noch mal die Vollständigkeit aller abgestempelten Dokumente kontrolliert wird und dann.... dann nach knapp zwei Stunden werden wir entlassen in die Weiten des Landes.

Erst einmal fahren wir zum Fährhafenbüro um das Rückfahrticket bei Gran Navi Veloce zu kaufen. Weil es zu hat, nutzen wir die im letzten Jahr gewonnene Kenntnis und steuern den Agent Alessandro in La Goulette an. Wir sind erfolgreich und können ein Rückticket für den 30. 12. kaufen, diesmal  mit Kabine! Schon wähnen wir uns  endlich angekommen im Urlaub, als doch noch ein kleine Hürde eingebaut ist: die zahlreich vorhandenen Geldautomaten in La Goulette verweigern durchweg meine Eurokarte und spucken kein Geld aus. Wenigstens bekommt Martin auf seine Karte beim 3. oder 4. Automaten tunesische Dinar.

Wir stillen unseren großen Hunger durch ein Baguette, tunesisches Corned Beef und Käse-Einkauf im Supermarkt, schnallen die Sandschaufel aufs Dach und nun geht es ab Richtung Süden.

An Tunis vorbei, über die Autobahn A1 nach Sousse. Nach gut 150km und zwei Stunden erreichen wir das uns schon bekannte Sousse. Großes Erstaunen als wir sehen, dass das Hotel, wo wir letztes Jahr wohnten, geschlossen hat. Wir suchen etwas ermattet ein anderes, nicht viel hat offen, irgendwie ist es leerer in Sousse als letztes Jahr.

Ein von außen edel wirkendes Hotel hat offen und der Rezeptionist macht uns einen guten Preis. Martin bringt ihn dann in Verlegenheit als er eine Quittung möchte, anscheinend sollte das Geld ... Das äußere Edele des Hotels wird drinnen nicht mehr so recht aufrecht erhalten, aber alles ist okay für uns. Nach dem Abendessen spazieren wir noch am Strand entlang und freuen uns über den Vollmond und das warme Wetter. Zum Abschluss des Abends nehmen wir noch einen Digestif in der Hotelbar und unterhalten uns mit dem sehr netten, doch traurig wirkenden Barkeeper. Er warnt uns vor zu großer Vertrauensseligkeit gegenüber seinen Landsleuten und bedauert, dass der Tourismus wegen der Wirtschaftskrise in Europa seit vier Jahren so sehr abgenommen hat.

Mittwoch, 22.12.2010

Abfahrt von Sousse nach dem Frühstück in Richtung Süden. Zunächst ist es wieder schwierig aus Sousse heraus auf die Autobahn zu finden.  Bis Sfax ist die Autobahn nun ausgebaut. An der letzten Mautstelle will der junge Tunesier kein Geld, er sagt, dass heute alle "gratuit" ist, weil das elektronische  Zahlsystem erst ausprobiert wird.

Wir zuppeln dann weiter auf der Landstraße in Richtung Gabés. Wildes Gefahre und Überhole: Eselskarren, Moppeds und Militärkolonnen sind unterwegs.

Dem Militär, inkusive Panzern, begegnen wir noch öfter. Es scheint so, dass in der Steppengegend um den Djebala Tebarga Manöverübungen gemacht werden.

Mitten in dieser Steppe auf einmal eine wilde Kamelherde. Man muss aufpassen, dass der "Wildwechsel" keinen Kollateralschaden verursacht.

Gut fünf Stunden sind wir unterwegs bis wir erst Kebili und dann Douz erreichen. Mittlerweile ist es wirklich sehr warm geworden, vielleicht 23-25°. Wir steuern das Sahara Douz Hotel am Rande der El Hofra Düne an und fragen, ob sie uns bereits einen Tag vor unserer eigentlichen Reservierung aufnehmen. Zuerst winden sie sich ein wenig und als wir erklären, dass wir natürlich nicht einen Tag mehr als reserviert für das gleiche Geld haben wollen, sondern diesen Extratag auch bezahlen, bekommen wir den Schlüssel für ein super chices Zimmer mit Blick auf den Palmeninnenhof und Swimmingpool.



Es sind hauptsächlich arabische Gäste hier, viel Jugendliche. Morgen beginnt das Saharafestival und auch wir sind schon sehr gespannt drauf.

Das Abendessen im Hotel ist reichhaltig und es geht laut und turbulent zu im Speisesaal. Die normale tunesische Familie holt gleich tellerweise jegliches angebotenes Essen auf den Tisch, so dass zu Essensbeginn ein muntere Mischung von mehreren Tellen mit Desserts, Obst, Fleisch, Fisch, Pizza, Nudeln, Brot den Tisch beladen. Dann essen alle, teils mit den Fingern von allen Tellern, telefonieren dabei  mit ihren Handys, behalten z.T. ihre Jacken mit Fellimitatbesatz an. Alles wirkt sehr relaxt.

Donnerstag, 23.12.2010

So heute soll das Saharafestival beginnen, aber wo genau? Nach dem Frühstück machen wir uns mit dem Jimny auf nach Douz hinein und besuchen erst mal den Kamelamarkt. Lautes Verhandeln der Männer in traditionellen Djeballas, Blöcken der Schafe und Schreien der Esel, auch einige Kamele werden wieder zum Verkauf angeboten.


 

Wir laufen danach zum Campingplatz um zu sehen wie voll der wohl ist. Aber er scheint nicht ausgebucht zu sein. Ein junger Franzose, der auch grade vom Kamelmarkt zurück kommt, erklärt uns, wo man das Festivalprogramm her bekommt. Wir laufen zunächst zum Hauptplatz auf dem buntes Markttreiben herrscht und trinken unter eindringlich eintönigen religiösen Lautsprechergesang auf einer Terrasse frisch ausgepressten Orangensaft und Minzetee.

 

 

 

Dann holen wir uns das Festivalprogramm am Orga-Büro ab und wollen mit dem Auto zu Tanke fahren. Mittlerweile ist aber der Eröffnungsumzug losgegangen und die Straßen sind total zugestaut. Wir kommen nicht voran.

Martin macht dann mehrere Ausweichmanöver, wir schwimmen uns frei und fahren nach dem Tanken über die "Feldwege" der Dattelpalmenhaine zurück zum Sahararand. Am Festivalplatz finden sich immer mehr Berber ein. Wir probieren ein paar Sand-Dünenquerungen. Jimny und Martin meistern dies gut, nur ich muss manchmal ein bisschen schlucken, noch macht mit das ein wenig Angst.

In der Nähe sehen wir Kamele, mit und ohne Reiter. Ein wunderschöner Anblick im  warmen seichten Sandsturm.

 

 

Einmal landen wir fast versehentlich auf dem Inneren des Festgeländes, wir verschwinden ganz schnell wieder und suchen den Weg zu einer kleinen Rast im Hotel.

Gegen 15Uhr beginnt die Vorstellung der beteiligten Akteure des Festivals. Der ganze Platz ist voll von Menschen, über Lautsprecheransage auf Arabisch, Französisch und Englisch werden die aufmarschierenden Reiter- und Kamelgruppen, die Windhundführer und die Trommlergruppen angekündigt und beklatscht. Martin fotografiert viel von dem bunten Spektakel.

 

 





Gegen den aufkommenden Hunger kaufen wir einer der Berberfrauen ein Brot mit scharfer Füllung ab, es schmeckt sehr lecker. Wir laufen dann noch zu einer ein paar hundert Meter entfernten Düne auf der die einheimischen Jugendlichen mit ihren Knattermoppeds Sandcruisen üben.

Zurück beim Festivalgelände startet eins der Windhundrennen: ein Hase wird ausgesetzt, 8  bis 10 Windhunde rasen hinter dem Hoppler her, der schlägt Haken, die Menge johlt, die Windhundbesitzer rennen ebenfalls dem Hasen entgegen, ein kollektiver Aufschrei beendet das nur Minuten dauernde Rennen: der Hase ist in die Weiten der Sahara entkommen. Ein tunesischer Vater, der neben Martin steht, sagt lachend auf lupenreinem Deutsch: "Ja, der Hase ist weg!"

Als der einheimische Dichter mit der Rezitation von arabischen Versen angekündigt wird, machen sich die großen Scharen auf den Heimweg, so auch wir. Kamele galoppieren hart angetrieben von ihren unbarmherzigen Reitern zwischen den hupenden Moppeds und chaotisch manövrierenden Pickups im Gegenverkehr die Straße entlang.

Beim Desertcafé; wo man auch die Quads ausleihen und Kameltrips als Touri buchen kann, werden wir von dem freundlichen Campingplatzwart von heute morgen angesprochen. Er freut sich uns wieder zutreffen.

Der Abend im Hotel verläuft sättigend und friedlich. Wir sind reichlich k.o.

Freitag, 24.12.2010

Gleich morgens strahlt die Sonne, leichter Wind. Wir fahren nach dem Frühstück nach Douz hinein und bestaunen die Parade der Reiter und Trommler.

 


Auf dem Rückweg zur Ortsmitte sehen wir Frauen, die am Brunnen ihre Teppiche waschen... wie anno dunnomal.

Kleiner Einkauf von Joghurts und Keksen, dann Abstecher im Sahara Museum und Rückweg zum Hotel. Noch eine kleine Pause bevor wir uns wieder auf den Weg zum Festival- Beginn 14Uhr - machen.

 

Das Wetter heute ist nicht mehr ganz so warm wie die letzten Tage, wir ziehen unsere Windbreakerjacken an. Als wir den Festivalplatz erreichen hat sich schon eine ziemliche Menschenmenge  eingefunden. Wir erstehen zwei Karten "pour les chaisses" à 5 Dinar und kaufen noch ein scharfes Berberfrauenbrot und ziehen ein in die Arena.  Wir nehmen für meinen Fotografen halbswegs geeignete Plätze in der zweiten Reihe der Plastikstühle ein und der Lautsprecher stimmt uns  mit arabischen melodischen nicht endenden, immer auf Repeattaste gehenden Weisen ein. Die Plätze auf den Stühlen und auf den Treppen (diese à 1 Dinar) füllen sich. Die Lautsprecherstimmer kündigt das Programm an. Und es geht los: Pferde- und Kamelrennen, Tänze verschiedener Gruppen, akrobatische Künste auf dem Pferderücken mit zwei Männern und zwei kleinen Mädchen und natürlich wieder das "Dromadary-Fighting". DIesmal sind die Kamelbullen spuckeschäumend wild und versuchen einander nieder zu zwingen. 


Der eine Bulle versucht´s mit der Taktik "ich winde meinen langen Hals um deinen langen Hals und pack mein ganzes Gewicht auf dich" und bei dem anderen Bullenpaar hat der eine die "ich beiß dich in dein Hinterbein und dann fällst du hin"-Taktik schnell und erfolgreich angewandt.

 

 

Jedenfalls ist alles sehr farbenfroh und trotz der Wettkämpfe hat das Festival einen ausgesprochen friedlichen Charakter. Wir sind am Ende ziemlich durchgefroren und als wir  mit den Massen heimwärts ziehen haben wir wirklich Hunger.

Unseren Lieben daheim schreiben wir noch Sms und wünschen frohe Weihnachten.

Samstag, 25.12.2010

Nachdem Martin schon seit Tagen zwischendrin und im Schlaf immer wispert "Ksar Ghilane" (nein, nicht wirklich....tut er nicht), nehmen wir uns heute die Direktquerung Douz-Ksar Ghilane vor. Nach dem Frühstück geht´s los: Einstiegspunkt ist der Südostrand von Douz, wir nullen das Tachometer und folgen den eingegebenen Koordinaten.

 


Die Piste ist klar gekennzeichnet, hat nur wenige Waschbrettanteile, man kann gut und zügig fahren, die wenigen Weichsandpassagen erschwerten das Vorankommen für unseren Jimny nicht wirklich. Ab der Polizeistation fahren wir den leichteren, südlichen Umgehungsweg,  da wir ja alleine unterwegs sind. Entlang dem Djebel-Nationalpark sind es oft mehrere Parallelspuren, die uns in Richtung der eingegebenen GPS-Punkte führen. Bis zu dem mitten in der  Wüste unvermutet auftauchenden Café Grand Erg Biben wechselt der Untergrund zwischen topfebenem verfestigtem Sand/Stein und Sandverwehungen.

 

 


 

Erst danach gibt es eine Passage zusammenhängender Dünen durch die wir fahren, bis wir bald wieder auf die weiterführende Piste stoßen, die uns zum Fort Ksar Ghilane führt.

 


Nach kurzer Besichtigung des Forts  tanzen wir mit dem Jimny die Verbindungsstrecke zum Oasencamp nochmal durch die Dünen.

 

 


Beim frühnachmittaglichen Aufenthalt am Oasenteich bei Capucin und Keksen erinnern wir uns an unseren ersten Besuch hier vor einem Jahr. Ein junger freundlicher Berber, der uns anspricht, wundert sich, dass man "mit so einem kleinen Auto" durch die Dünen angetanzt gekommen ist, er will´s nicht fassen. Wir verlassen Ksar Ghilane in südlicher Richtung und machen noch eine große Schleife bis zu einem abgelegeneren Campement und von dort weiter zurück Richtung Pipelinepiste. Martin ist zwischendrin schon ganz schön genervt von dem dauernden Waschbrettgefahre und auch die kurzen Passagen des Drüberfliegens können dies  nicht wirklich lindern.

Ein wunderschöner Abendhimmel begleitet uns auf dem Rückweg.


 

Nach 10 Stunden kommen wir wieder im Sahara Douz Hotel an und duschen ausgiebig den Sand aus Haaren und Hautritzen heraus.

Sonntag, 26.12.2010

Heute verabschieden wir uns mit erwartet hoher Rechnung von dem schönen Hotel und brechen auf gen Kebili. An der Tanke in Douz kontrollieren wir nochmal die vier Füße unseres  Jimny und geben ihnen Luft, außerdem bekommt der kleine noch was zu Trinken.

In Kebili kaufen wir Joghurt, Kekse, Frischkäse, Cola und neue Wasservorräte ein und schlängeln uns durch die Dörfer zum Chott el Djerid. Wenigstens einen kurzen Besuch wollen wir dem Salzsee abstatten, nicht die ganze Strecke bis Touzeur, wohl aber bis zu dem Wrackboot.


 

 

 


Wir kehren dann um und über Kebili geht es nach Bazma. Von dort führt eine Piste bis nach El Hama. Ja, schon wieder Waschbrett zum Teil, aber so sehr unterschiedliche Landschaft, dass die Teilpiste doch schön zu fahren war. Mittags, als wir pausieren wollen, haben wir Gesellschaft von wild weidenden Kamelen.




Einmal als ein Jungbulle laut zu blöcken anfängt und sich in den Galopp begibt und dazu seine ebenfalls jugendlichen Kumpels zum MItrennen animiert, bekomme ich´s doch ein wenig mit der Angst zu tun und schnappe meine Coladose und springe ins sichere Auto. Martin bleibt gelassener und schaut Joghurt löffelnderweise zu wie die Kamelrowdies nur die Straßenseite wechseln.

Wir finden auch eine von den Römern übrig gebliebene Zisterne und den Rest einer römischen Farm.....und wir sehen endlos viele Schaf- und Ziegenherden. Vor allem sehen wir endlose Weite, nicht am Horizont endende Wege.

 

 

Nach ca. 50km und 3 Stunden landen wir nach einem Abzweig scharf südlich auf der asphaltierten Straße nach Matmata. Wir machen noch einen Abstecher von Tamezret aus zum alten Zraoua, einem verlassenen Dorf. Die Passage dorthin konnten wir im vergangen Jahr mit dem Bus nicht fahren. Jetzt am späten Nachmittag vergoldet die Sonnen die Steine und die Lehmkorrsionen. Der Jimny nimmt problemlos alle Stufen und klettert wie hinauf zu diesem Dorf, das wir uns dann aber doch nicht anschauen, weil es nicht gänzlich verlassen ist und ein  Typ dort irgendwie Wache steht und uns im Visier behält. Ein kleiner Trupp Berberfrauen und kleinere Kinder wandert in den Ruinen umher.



Wir machen uns auf den Rückweg zur Asphaltstraße und suchen in Matmata eine Bleibe für die Nacht. Wir finden das im Reiseknowhow beschriebene Hotel Matmata. Heute Abend freue ich mich, dass wir die neuen Schlafsäcke dabei haben und diese aneinander geknüppert das Höhlenbettzimmer einladender und die Nacht wärmer machen.

Ein traditionelles 4 Gängemenü (scharfe rote Suppe, Brik, Hühnchen mit Couscous und Orangen)und eine Flasche tunesischer Rotwein wärmen uns wieder ein wenig von innen.

Montag, 27.12.2010

Der Kaffee am Morgen ist schwarz und die Milch darin heiß. Wir haben noch ein nettes Gespräch mit einem französischen Paar, der Mann scheint Schweizer zu sein, jedenfalls spricht er  muttersprachliches Deutsch. Die beiden sind seit 15 Jahren normalerweise in Marokko mit ihrem Motorrad mit Beiwagen Marke Ural unterwegs und in diesem Jahr zum ersten Mal in Tunesien- weil es hier wärmer ist.  Aber wir bekommen einige gute Hinweise zu Marokko von den beiden und fahren dann gut ausgeschlafen und gestärkt um halb neun Uhr ab in Richtung Toujane. Die kurvenreiche gut ausgebaute neue Straße erlaubt atemberaubende Panoramablicke ins Matmatabergland.



Wir suchen dann die Piste nach Zmerta und befahren sie dann erst in südwestlicher, später in südöstlicher Richtung. Eine durchaus herausfordernde Strecke liegt vor uns: Felsstufen, ausgewaschene Rinnen. Der Jimny darf passagenweise sein ganzes Können mit Untersetzung und raupenartigem Voranschieben zeigen. Wir begegnen kaum jemandem.



 

Die Piste entlässt uns kurz vor dem Ksar Hallouf, einer alten gigantischen Berberversammlungs- und Zufluchtsstätte. Ein geschäftstüchtiger Einheimischer zeigt uns die alte Ölmühle und -presse, den Heiratsraum und die Moschee. Mir schenkt er ein aromatisches Kräutersträußchen und letztendlich ist ihm das 5 Dinarstück, das Martin ihm als Tipp gibt zu wenig. Er schaut es wie eine Heuschrecke in seiner Hand an und sagt: "2 pieces". Wir geben ihm das Geforderte, bedanken und verabschieden uns und fahren weiter auf der Piste nach Beni Keddache.

Dann dümpeln wir weiter auf der Route Richtung Tatouine und entdecken eine Piste zum Ksar Jourmaii. Das passt uns gut, weil wir Hunger haben und wir die Tomatenölsardinen schlachten wollen. Angekommen an dem Ksar dreht ein Berber dort zunächst noch die respektvolle Essensabstandsrunde, aber dann kommt er mit Vehemenz und will uns davon überzeugen, dass wir sein Gast sein müssen und in das Ksar folgen müssen.

Es fällt uns schwer, z.T. auch wegen der Sprachbarrieren v.a. auf unserer Seite, hier eine Klarstellung herzustellen: zuerst wird der Berber ärgerlich und abweisend, er will uns vertreiben, weil wir nichts kaufen und ihn nicht als Gastgeber akzeptieren wollen. Wir sind verunsichert, wie wir uns hier richtig verhalten sollen: wir wollen freundlich und in keinem Falle beleidigend sein, allein uns fehlt die Erfahrung. Wir freuen uns, dass der Berber sich eines Besseren besinnnt und uns etwas ruhiger auf Deutsch (!) erzählt, wie alt sein Volk ist und welche Pläne er mit dem Ksar hat (Restaurant, Café, Eselreiten). Wir verabschieden uns letztendlich versöhnlich.

Für heute haben wir genug von den Ksar  und steuern das Hotel Sangho in Tataouine an, das wir schon kennen und beziehen eins der netten Bungalowzimmer für zwei Nächte.

Dienstag, 28.12.2010

Erstaunlicherweise ist nach sternenklarer Nacht ein doch erheblich wärmerer Tag angebrochen. Nach dem vielfältigen Frühstücksangebot im Hotel (Obstsalat, Crepes, verschiedene Kuchen, Spiegeleier, Baguette, Joghurts...) ziehen wir los nach Chenini im Morgenlicht und fahren dann auf der wunderschönen Panoramastraße Richtung Douiret. Ein kleines Stück fahren wir aus Neugier noch die Piste Richtung Ksar Ghilane, setzen aber dann die Tour en asphalt nach Douiret fort.


 

 

Wir besichtigen den alten verlassenen Ortsteil, steigen viele Stufen und Steine hinauf und hinab und lugen in die alten, meist zerfallenen Bauten der Berber. Niedrige kleine Räume, Spitzbogendächer, Palmenstämme als tragende Balken.... alles verströmt einen Zauber aus orientalischen alten Zeiten.

 

 

Wir entdecken auch einen -auch weitgehend zerfallenen- "Palast", ein vornehm wirkendes Haus mit quaderförmigem Turm und Innenhof in dem ein uralter Feigenbaum wächst. Schön ist es hier.

 

 

Wir setzen unsere Fahrt fort erst über die normale Straße, dann über eine Piste und suchen die Route zum als besonders stimmungsvoll beschriebenen Ksar Ouled Soltane. Die Fahrt ist führt von der C 8 abzweigend über landschaftlich schönes und fahrtechnisch interessantes Gebiet. Als wir eine kleine Mittagspause einlegen, bekommen wir Besuch von einem weißen Hund, der die Ohren anlegt und uns mustert. Doch anscheinend versteht der Hund die universelle Herr-Hund-Sprache mit der Martin ihn zum Abstand halten auffordert und legt sich in 10m Entfernung in den Schatten. Wir hinterlassen ihm ein Stück Baguette mit Thunfischöl, vielleicht mag er das.

Dann verfransen wir uns ein Stück und kommen zu weit südlich in der Nähe von Remtha wieder auf Asphalt. Wir fahren das Ksar Ouled Soltane dann mit nördlicher Umfahrung an. Es ist wirklich sehr gekonnt restauriert und unser kurzer Besuch vermittelt schöne Eindrücke. Einen jungen Mann, der uns seine selbst gemalten, sehr hübschen Aquarelle anbietet- zu einem Spottpreis, enttäuschen wir, was uns leid tut.

 

 

 

Langsam begeben wir uns auf den Rückweg nach Tataouine und wollen - wenn schon, denn schon- die auf der Route liegenden Ksour (=Mehrzahl von Ksar) noch "mitnehmen". In dem Ort Maztouria soll eine kleine 5km Pistenrundfahrt abgehen, doch drei Jungs, die sich mitten auf die Straße stellen und unser Auto damit anhalten wollen, verfolgen uns bei unsere Suche nach dem richtigen Einstieg. Als wir das Fenster runter machen um zu fragen, was sie von uns wollen und der ein Junge nach Münzen fragt, wir ihn abweisen, fangen die Jungs an Steine in die Hand zu nehmen. Wir schauen, dass wir weiter kommen.

Wir befahren dann die kleine Pistenrundfahrt von der nördlichen Ortsausgangsseite her, aber ein wenig ist uns die Lust vergangen am Experimentieren.

 

 Gegen 16Uhr kommen wir wieder im Hotel an und genießen noch eine warme Sonnenstunde am Pool.

 

Mittwoch, 29.12.2010

Auf Wiedersehen Hotel Sangho, vielleicht kommen wir wieder! Wir fahren gegen 9Uhr ab und schlängeln uns durch Tataouine und Medenine die Küste entlang nach Norden. Erst durch das Metzgerdorf an dem die Schafe rechts und links tot an ihren Hinterbeinen hängen und dann bis zur der Total-Tankstelle an der es den tollen Capucin gibt. Uns kommen viele italienische Wohnmobilisten und auch deutsche Pistenfahrzeuge entgegen, die den Weg in die Wüste heute erst beginnen.

Wir besuchen Sfax, haben schon gelesen, dass es hier kaum Tourismus gibt. Als wir einen Parkplatz suchen, helfen uns drei junge Tunesier den Parkautomaten zu bedienen und der eine erzählt, dass er auch Deutsch kann, weil seine Freundin eine Deutsche aus Passau ist und sie auch grad zu Besuch in der Stadt ist.

Wir machen dann einen Walk durch die Medina, die weitgehend auf die Kaufbedürfnisse der Bevölkerung ausgerichtet ist. Dennoch findet Martin eine der lang schon erstrebten Berberjacken und kauft sie. Als wir einen kurzen Stopp auf einem Platz bei den Markthallen machen, spricht uns ein ca. Mitte 50 Jahre alter Tunesier auf Deutsch an. Er hat Deutsch hier in Sfax in einer Sprachenschule gelernt, war noch nie in Deutschland. Er will uns zu einer Terrasse bei der Moschee führen mitten in der Altstadt  von der man tolle Fotos auf den Moscheeturm machen kann... wir wollen nicht unhöflich sein und dackeln hinter ihm her nochmal durch die Altstadt.

 

 

 

 

Unser Weg führt uns durch die Vororte von Sfax zur Autobahn Richtung Tunis. Nach weiteren zwei Stunden kommen wir in Hammamet an, stochern uns durch bis zur Strandpromenade und finden ein geöffnetes Hotel und mieten ein Zimmer an. Es ist ziemlich warm hier am Mittelmeer und wir sind hoch zufrieden.

 

Donnerstag, 30.12.2010

 

Hammamet ist wie erwartet sehr touristisch, und damit nicht so ganz unser Ding. Wir laufen vormittags durch die Medina, was man wegen des hier herrschenden Tourismus nicht ungestört tun kann und trinken noch einen sehr leckeren Cappuccino.

Dann machen uns auf den Weg Richtung Tunis. Erstmal checken wir am Hafen La Goulette, ob die Fähre angekündigt ist (ist sie), dann fahren wir noch mal ins brodelnde Tunis hinein, parken am Uhrenturm und spazieren einmal die Hauptstraße hinauf bis zur Medina und zurück. Tunis ist wirklich eine Großstadt: chic gekleidete, selbstbewusst wirkende Frauen, ein mörderischer Verkehr untersetzt mit dem schrillen Trillern der Polizisten(innen)pfeifen.

Wir kaufen uns einen gefüllten Kebabcrêpe ... Martin steht mit bezahlten Bon an im vermeintlichen Chaos vieler Käufer, aber es geht alles hochdemokratisch zu und jede/r bekommt gemäß seiner Nummer seinen Crêpe.

 

 




Am Abend am Hafen sehen wir die Splendid einlaufen und bewundern die vielen Motorräder und 4x4 Fahrzeuge, die sie in das Abenteuer Tunesien entlässt. Ab ca. 20Uhr beginnt unsere Beladung, bzw. zunächst erstmal die Polizeikontrolle und das Austragen des Fahrzeugs durch den Zoll. Am heutigen Tag sind es so wenige Fahrzeuge und Passagiere, die zurück nach Europa wollen, dass alles sehr fix geht und wir sogar die ersten sind, die fertig vor der Auffahrrampe des Schiffbauchs stehen.

Um 22.20Uhr legt die Splendid ab. Bis zum nächsten Mal Tunesi!