Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
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Oktober 2016 Namibia mit Studiosus

 

Samstag, 8. Oktober 2016
In Berlin ist´s abends kurz vor 22Uhr. In Berlin hat es heute 7-11°C gehabt bei 100% Regen.
Bei uns ist´s jetzt auch kurz vor 22Uhr, aber wir sind in Windhoek in Namibia und da waren es heute zwischen 17 und 30°C bei gar keinem Regen.
Gestern Abend sind wir abgeflogen von Frankfurt mit Air Namibia, gut neun Stunden Flug in der Nacht. Frühmorgens angekommen, etwas gerädert, weil kaum geschlafen im Flieger. In Empfang genommen von den verantwortlichen Studiosusguides, alle drei kernige Naturburschen im Rangeroutfit, echte Namibier: Rodney, Durr und Brian. In großen Landcruisern werden wir zum Hotel Palmquell gefahren und warten dort bis die Zimmer hergerichtet sind.
Die Gruppe – insgesamt 17 Leute – ist recht munter. Schweizer Teilnehmende sind mit acht Leuten fast pari.
Wir machen einen Kurzbesuch zur nahe gelegenen Shoppingmall und versorgen uns mit Getränken, Keksen und einem Mittagssnack. Dann wird erst mal drei Stunden geschlafen, um die verlorene Nachtruhe aufzuholen.
Am Nachmittag geht´s dann mit der ganzen Gruppe und den Autos auf eine Stadtrundfahrt durch Windhoek. Wir sehen die unter Denkmalschutz stehenden Häuser der Innenstadt, den „Tintenpalast“ -  wie das Regierungsgebäude genannt wird, das 2014 eröffnete Nationalmuseum und durchfahren das Viertel Katutura, die Township, in der tausende Menschen in Wellblechhütten, aufeinander gepfercht unter – nennen wir´s mal – wilden Umständen miteinander leben.

 

 


Zum Abendessen kehren wir in das hübsche, etwas auswärts gelegene, Lokal Utopia ein und an einer langen Tafel nimmt die Gruppe lecker gebratene Kudu Steaks (Antilope), King Klip (Tiefseefische), Lammcurry oder Wiener Schnitzel ein.
Gegen halb zehn werden wir wieder ins Hotel gebracht und krachen weg für eine schlafintensive Nacht, windumstürmt um Windhoek alle Ehre zu machen.

 

Fazit des ersten Tages: Namibier ist, wer in Namibia lebt, egal welcher Couleur. Lila blühende Bäume, Paviane am Rand der Autostraße und Antilopen, die in der Steppe herumspringen und sich auch auf dem Teller schmackhaft präsentieren.

 


Sonntag, 9. Oktober 2016
Morgens im „Palmquell Hotel“ ist es recht frisch. Eier in jeder Zubereitungsart kann man zum Buffetfrühstück dazu bestellen. Gegen halbneun geht es los in Richtung Südwesten. Beim Verlassen von Windhoek umrunden wir noch den exorbitanten Präsidentenpalast bevor wir dann bald nach der Stadtgrenze – inklusive Polizeiposten – auf die Schotterpisten gelangen.

Wir fahren von dem auf 1600m gelegenen Windhoek hinauf auf 2000m über den Kupferbergpass. Von dort haben wir einen weiten Blick über die schöne Kargheit der Landschaft. Afrikas Farben – ocker, beige, oliv, orange bis rot in unzähligen Farbnuancen – beruhigen und kitzeln das Auge gleichermaßen. Wenn unser Chauffeurguide Durr immer wieder während der Fahrt in die endlose Steppenlandschaft rechts und links zeigt und ruft: „Ein Oryx!“ „Kudus!“ „Pavianfamilie“ „da mehrere Springbock“ schnellt der Kopf, suchen die Augen und wir können oft gar nicht so schnell die Tiere in ihrer Camouflage  gegenüber der Landschaft ausmachen. Da müssen wir uns noch üben.

 


Bei Stopps sehen wir Webervögelnester in den Bäumen, sammeln Akazienfrüchterasseln und bewundern Termitenhügel. Mitten in der Wüste halten wir bei der Lodge Solitaire – hier liegen dekorativ Oldtimerautowracks im Sand, knallgelbe kleine Vögel stibitzen Kuchenkrümel und in einer Bäckerei kann man Applepie und Cappuccino erwerben.

 

 

 


Dann geht es noch eine gute dreiviertel Stunde weiter bevor wir das heutige Endziel, die Moon Mountain Lodge, erreichen. In sengender Hitze beziehen wir die luxuriöse, auf Stelzen stehenden Zelt-Zimmer. Jedes ausgestattet mit eigenem Bad und WC, plus Terrasse und Blick auf die umgebende Wüstenlandschaft und eigenem Mini-Pool zum Abkühlen.
Nach einer Ausruhpause ziehen wir um die „Stelzen“-Häuser, um dann pünktlich zum Sundowner uns mit der restlichen Truppe auf der Hauptterrasse vor dem Restaurant wieder einzufinden.
Große Überraschung: Rodney, der Hauptguide, hat sich von den anderen beiden Guides seinen – mindestens ein Jahr alten Bart – abnehmen lassen. Und wir haben uns schon gewundert, warum die drei Männer während der Nachmittagspause in Dauerlachen zu ersticken drohten.

 

 


Ein friedlicher Buffetabend mit Oryxfilet, Springbockbällchen und Schweinechops und netten Gesprächen schließt sich an.
Derweil haben die  unglaublich wieseligen schwarzen Helferleins das Zimmer bettfein hergerichtet: Kissen drapiert, Decken positioniert, Jalousien herab gelassen.
Unter sternenbedecktem Wüstenhimmel geht es einer hoffentlich ruhigen Nacht entgegen.


Fazit des Tages:   Afrikas Farben nehmen uns gefangen und die Mitreisenden scheinen mitsamt nette Leut´ zu sein. Es wird noch dauern bis wir die wilden Tiere der Umgebung auf Anhieb entdecken und erkennen können. Und: es lohnt nicht, ängstlich zu sein.

 


Montag, 10. Oktober 2016
Eigentlich sollen uns die schwarzen Lodgeangestellten um 4:45Uhr wecken. Sie tun das aber erst lang nach fünf und damit sind wir froh, unser Handy als Wecker gestellt zu haben.
Ein überwältigender Blinkesternenhimmel inklusive des Kreuz des Südens empfängt uns noch vor Sonnenaufgang. Die Geländewagen rasen auf der Schotterpiste gen Süden und biegen dann eine Stunde später, nachdem die Sonne gerade aufgegangen ist, ab nach Westen Richtung Sossusvlei. Wir passieren eine Schranke an der ein streng blickender Schwarzer Fahrzeuge und Anzahl der Insassen notiert. 
Dann folgen etliche Fotostopps: die roten Dünen in der Morgensonne; Schatten, die die Dünen scharfkantig emporheben lassen – dazwischen immer wieder Oryxe, Springböcke und Strauße, die die morgendlichen Temperaturen für einen Spaziergang nutzen.

 

 


Außer unseren drei Geländewagen sind noch jede  Menge anderer Autos unterwegs, zum Teil skurrile Gefährte mit raufgeschraubten Aussichtsbänken oder Rotel, das 22m lange Bushotel.
Ab dem Hauptparkplatz vor der berühmten Düne 45 – kein Witz: sie heißt so, weil sie zum einen nach 45km nach Durchfahren der Schranke am Eingang liegt und zum anderen die 45. Düne, wenn man vom Eingang aus alle durchzählt, ist – jedenfalls ab dem Hauptparkplatz können im weichen Tiefsand nur noch die 4x4 Fahrzeuge weiterfahren. Unsere Fahrer schaukeln die Buschtaxis ein paar Kilometer weiter bis zu schattigen Akazienbäume unter denen es dann ein Frühstück aus vom Hotel gepackten Lunchtüten gibt.

 

 

 


Unsere Gruppe teilt sich dann auf: die einen besteigen die  Big-Daddy-Düne, eine gewaltige Sanderhebung, auf der die raufkraxelnden Menschen wie Ameisen auf dem Kamm der Düne aussehen. Die anderen, zu denen wir gehören, laufen in Richtung der etwas „zierlicheren“ Big-Mama-Düne auf die erst davor liegende Kuppe.
Im Gänsemarsch, möglichst immer in die Fußstapfen des Vorläufers tretend, erreichen wir bei minütlich zunehmender Hitze nach einer Stunde den höchsten Punkt der Düne.
Dann ist´s ein großer Spaß, abwärts mit hüpfenden Gleitschritten die Rückseite der Düne nehmen.

 

 

 

 

 

Über die betonharte Lehmpfanne des Sossus trappeln wir wieder zurück zum Akazienparkplatz.  Martin macht noch ein paar Fotoschwenker in der gleißenden Sonne. Ich habe erst mal genug von der Hitze und muss Wasser reinkippen.
Wir holen die andere Gruppe von ihrer Düne ab und fahren wieder hinaus aus dem Nationalpark. Auf dem Rückweg halten wir noch einmal und begucken die „Hexenkreise“ – merkwürdige Erscheinungen, Kreise in der Steppe in denen nichts wächst, völlig konzentrisch und niemand hat eine wirklich schlüssige Erklärung dafür.

  

 

 

Auf dem Heimweg rüttelt und schüttelt es alle durch und trotzdem versinken die Fahrzeuginsassen in Schlaf.
Ein Ausruhnachmittag in der Lodge schließt sich an und nach einer Duschsession geht es zum Sundowner auf die Restaurantterrasse.

 


Fazit des Tages: Part eins: Unsere Wüstenaffinität und die Faszination großer Dünen im gleißenden Sonnenlicht werden aufs Neue bestätigt. Part zwei: Koffeinentzug  macht schreckliche Kopfschmerzen – was aber, wenn man die Ursache kennt, leicht behoben werden kann - morgen.

 


Dienstag, 11. Oktober 2016
Die vor die Stelzenhaustür gestellten gepackten Taschen werden schon kurz vor acht von einem der angestellten Schwarzen abgeholt. Das Koffeindefizit der Vortage wird versucht beim Frühstück mit mehreren Tassen dünnem Americano auszugleichen.
Wir fahren kurz vor halbneun ab und unser Buschtaxi intoniert 7stimmig „Morning has broken“ und als Zugabe noch den Kinderkanon „Guten Morgen, guten Morgen ..“. Fröhlich geht es hinein auf eine abwechslungsreiche Wüstenralley über die Wellblechpisten mit einem Zwischenstop erneut in Solitaire.

 

 

 

 


Wir durchfahren den Namib-Naukluft-Nationalpark und stoppen am Wendekreis des Steinbocks für ein Gruppenfoto.

 


Dann geht´s weiter über den Kulisebpass und den entsprechenden Canyon. Durr, unser Fahrer und Guide, erzählt von zwei deutschen Geologen, die sich der Inhaftierung deutscher Volksangehöriger entzogen indem sie sich mehr als zwei Jahre in der Wüste versteckten und dort völlig auf sich selbst gestellt überlebten. Zu beiden Seiten des Kuliseb-Canyons erheben sich schroffe Felsfalten.
Nach Verlassen des Canyongebiets tauchen wir in eine endlos weite Steppe ein und sehen Oryxe, Zebras und Strauße, die sich in der Mittagshitze unter den wenigen vorhandenen Bäumen sammeln um ein wenig Schatten zu erlangen. Unser Mittagessen nehmen wir unter Bäumen in der Nähe von Ganab ein - ein jeder, was er sich selbst mitgebracht oder eingekauft hat.

 

 


Auf der Weiterfahrt nach dem Mittagessen halten wir zunächst bei einer Anschüttung wie es scheint unattraktiver schwarzer Steine. Durr sagt: „Aussteigen! Steine gucken!“ Und dann entpuppt sich ein Klangkonzert als Durr mit einem der kleineren Steine auf einen der großen klopft.

Es sind Eisenerze, Dolorid, vor 120 Millionen Jahren hier bei einer tektonischen Verschiebung auf die Erdoberfläche katapultiert und seither dort liegend.

 

 

 

Über ein weiteres Kuriosum werden wir beim nächsten Stopp aufgeklärt: die Welwitscha mirabilis. Die Nationalpflanze, hässlich bis zum geht nicht mehr – auf keiner Fensterbank hätte sie Duldungsrecht! Aber für die Namibianer ist sie so bemerkenswert, weil die Pflanze ein echter Überlebenskünstler ist. Das Exemplar, das wir betrachten, soll annähernd 800 Jahre alt sein und es gibt Exemplare die über 1500 Jahre alt sind. Respekt! Aber auf unsere Fensterbank kommt sie trotzdem nicht!
(Notabene: unsere Guides sagen von sich immer, sie sind Namibianer. Auf die Frage, ob es einen Unterschied gibt zwischen „Namibier“ und „Namibianer“ gibt es keine hinreichende Antwort.)
Zum Abschluss der heutigen Tour machen wir einen Abstecher in die sogenannten „Mondlandschaft“, ein skurriles Felsenszenario das sich endlos ausbreitet. Man kann sich kaum vorstellen, dass es hier überhaupt Leben bzw. Überlebenschancen gibt. Die Landschaft diente häufiger schon als Filmkulisse, z.B. für Mad Max IV (den wir noch nicht gesehen haben bisher).

 


Dann fahren wir hinunter an den Atlantik nach Swakopmund, ein putziges, sehr deutsch geprägtes Städtchen von 30.000 Einwohnern. Nach dem Einchecken ins Hotel durchstreifen wir zu zweit in einer kurzen Runde das Städtchen, besichtigen den 1910 eröffneten Kaiserbahnhof – heute ein Luxushotel -  und kaufen noch ein paar Survivalteile (Wein, Wasser, Kekse) im Supermarkt ein.
Da es in Skakopmund erheblich kühler ist (14°C circa) bestreiten wir das Finale des Tages ausgestattet mit warmer Jacke und festen Schuhen.  Der für die Gruppe organisierte Ausflug in ein nobles Fischrestaurant in den Vororten Swakopmunds wird ein kulinarisches Highlight: sehr fein, sehr lecker, sehr süffig ….


Fazit des Tages:  Die Schroffheit der Wüste kann nicht erschrecken, sondern ruft eher Bewunderung hervor. Dennoch ist der gelebte Luxus auch nicht zu verachten.

 


Mittwoch, 12. Oktober 2016
Nebelig erwacht Swakopmund und auch wir.  Früh um acht geht es gleich hektisch los nach Walvis Bay, der Walfischbucht.

 

 

 

Von dort werden wir auf ein Katamaranboot verfrachtet und erleben in den darauf folgenden Stunden ein unterhaltsames Feuerwerk. Cornelius, der entertainergleiche Fremdenführer, erzählt uns von den ökologischen, den politischen und den zoologischen Bedingungen dieser Region. Derweil besuchen uns eine Robbe, die aus dem Meer heraus auf´s Boot klettert während der Fahrt; Pelikane und Möwen und holen ihre Ration an Fisch aus dem Eimer ab.

 

 

 


Wir halten an der Robbenbucht, hören den blöckenden Tieren amüsiert zu und beobachten die Revierkämpfe der Bullen.
Die weitgehend schwarze Crew des Schiffs serviert in lockerer Folge Kaffee, Saft, Sherry und in der letzten Stunde frische Austern, namibischen Champagner und fischige wie fleischige Häppchen.

 


Lustig drauf verlassen wir mittags das Schiff um von unseren Guides zurück ins Hotel gebracht zu werden – für eine knappe halbe Stunde. Dann werden wir schon wieder abgeholt für die extra gebuchte Rundflugtour über der Wüste.
Teuer, aber es hat sich gelohnt! Wunderbare Ausblicke über das endlose wie vielfältige Gebiet der Namib.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Geplättet von den Eindrücken des Tages, haben wir noch eine gute Stunde vor Abfahrt zum Abendessen.


Fazit des Tages: Ob zu Wasser oder aus der Luft, Namibia ist vielfältig und wunderschön. Und: wann und wo wird das Potential der jungen weißen Männer hier von Seiten des Staates aktiv miteingebunden?

 


Donnerstag, 13. Oktober 2016
Morgens nach dem Frühstück haben wir noch knapp zwei Stunden in denen wir nochmals durch das – heute sonnige – Swakopmund streifen.
Um 10Uhr geht es dann los an der Küste entlang gen Norden. Heute wird es ein Fahrtag. Die Landschaft präsentiert sich als große, weite Ödwüste, die ohne dass man´s weiß, kaum etwas hergibt. Aber unsere Guides wissen und zeigen es uns: die unter Naturschutz stehende Flechtenwüste, die grün erwacht sobald sie ein wenig Feuchtigkeit, z.B. über den Nebel, bekommt; ein junges Namaquachamälion, das vor lauter Stress, einen schwarzen Kopf bekommt und Cape Cross, wo sich zehntausende – furchtbar stinkende – Robben sonnen, paaren, kämpfen ….

 

 

 

 


Unterwegs halten wir immer wieder an um gestrandete Wracks in den Wogen des Atlantik zu bestaunen und zu fotografieren. Auch wegen der Wracks heißt die Küste hier Skelettküste.

 


Wir fahren hinein in den Sceleton-Nationalpark bis nach Terrace Bay und checken dort ein in die staatlich geführte Lodge: zwar sauber, aber schon sehr einfach.
Der Atlantik wirft mit Wucht Wellen an den Strand. Wir sammeln riesengroße Muscheln und Meeresschnecken am Strand und es wird schwer auszusuchen, welche davon behalten werden, sie sind alle so schön.
Zum Sundowner schenken unsere Guides heute Sherry aus einer Riesenbottle aus und am Abend geht´s dann in´s Staatsrestaurant der Lodge.


Fazit des Tages: Ein winziges Tier löst Fotografiehysterie aus und tausende von Muscheln und Meerschneckenhäusern die Sammelhysterie.

 


Freitag, 14. Oktober 2016
Frühstückschaos im Staatsrestaurant: ein größeres Problem für jeden eine Tasse zu bekommen.


Abfahrt ist um 8:00Uhr und wir nähern uns einer Wasserstelle an der Brian frische Löwenspuren entdeckt. Einen Kilometer weiter entdecken wir auch den traurigen Rest eines toten Oryx. Das Meeresrauschen ist noch zu hören für die nächsten paar Kilometer, doch dann kommt heißer Wind auf. Eine Reifenpanne bei Rodneys Auto ist die nächste Attraktion: die Guides wechseln das Rad in Rekordzeit.

 

 

Bezaubernde Landschaft, Ausblicke auf Tafelberge und die ersten freilaufenden Giraffen nehmen uns gefangen.
Mittlerweile ist es grottenheiß geworden und wir kehren mittags ein in der Palmwag Konzession Lodge, warten übermäßig lang auf die bestellten Burger und den Salat. Unser Fahrer Durr war hier vor Jahren Lodgemanager und plaudert so einiges aus dem Nähkästchen.


In brüllender Hitze fahren wir ab und passieren verschiedene Tore an denen wieder die Autokennzeichen und die Anzahl der Insassen registriert werden. Dann sehen wir jede Menge Tiere: Zebras, Elefanten, Oryxe, einen Schakal, Giraffen und fahren viel Offroadstrecke.

 


Gegen 18 hr kommen wir im Camp an, das fünf schwarze Helfer aufgebaut haben. Ein Zelt für jedes Paar bzw. jeden Einzelreisenden, zwei Feldbetten mit Kissen und Decke darin, zwei Waschbecken außen vor dem Zelt und ein Duschzelt sowie drei Klozelte.
Rodney macht eine Ansage zum Verhalten hier im Busch. wenn sich nur einer nicht daran hält, droht er, wird die ganze Buschtour abgebrochen – wir sind mitten in der Wildnis.

 


Das Abendessen wird am Lagerfeuer gebrutzelt und an einer langen mit Tischtuch gedeckten Tafel, auf der Kerzen stehen, werden dreierlei Fleisch, Millipap (Maisbrei) und würzige Gemüsesauce verzehrt.
Dann sitzen noch alle um´s Lagerfeuer und trinken und singen und lachen.


Fazit des Tages: Wilde Tiere in Anzahl und viel näher als erwartet und das in der Wüste! Und: wo man singt, da lass sich ruhig nieder, denn böse Menschen haben keine Lieder.

 


Samstag, 15. Oktober 2016
Der dunkelorange Mond geht unter und wir stehen auf: 6:00Uhr. Ein früher Kaffee auf die Hand direkt vom Lagerfeuerkessel. Um 6:30Uhr geht es in den Fahrzeugen los auf der Suche nach dem Nashorn. Und es dauert gar nicht lang und einer der schwarzen Helfer hat einen Bullen entdeckt.

 


Wir verharren annähernd lautlos und fotografieren das Tier, das seine Satellitenohren rund und rund dreht um unsere Witterung zu verfolgen.
Es geht dann zurück zum Camp und wir frühstücken an der gut bestückten Tafel unter Bäumen.
Anschließend lädt Rodney zu einer Wanderung ein. Wir wissen gar nicht wohin es geht. Über Stock und vor allen Dingen jede Menge Steine – große eckige orange farbene – führt uns Rodney in einem ziemlichen Tempo. Nach einer knappen Stunde unter sengender Sonne erklärt Rodney, dass wir uns nun dem Nashorn nähern und uns ganz diszipliniert und leise verhalten müssen.
Dann entdecken wir das Tier – dasselbe von heute früh – und es ist schon ein mulmiges Gefühl diesem Koloss so nahe zu sein.
Nach ca. 20 Minuten ist das Schauspektakel zu Ende und wir treten den Rückweg an. 6,4km in gut zwei Stunden sind wir gelaufen.

 


Mittags gibt´s Thunfischsalat und dann eine lange Siesta bis halbvier im kühlen Schatten stehenden Zelt.
Dann geht´s wieder auf „Zeitungslesetour“ wie unsere Guides sagen: anhand der Losung der Tiere kann man sagen, wie lange es her ist, dass sie hier waren.

 


Abends gibt es leckeres Oryxgulasch mit gegrilltem Butternutkürbis und am Lagerfeuer werden dann auch mal die schwarzen Helfer gefragt, wie sie das eigentlich sehen, dass Mengen von Europäern in ihr Land kommen.


Fazit des Tages: Ein echtes Urzeitviech bannt die Aufmerksamkeit und verschafft Nervenkitzel wenn man sich ihm per pedes nähert.

 


Sonntag, 16. Oktober 2016
Aufstehen und Abfahrt früh. Das Camp wird von den Helfern abgebaut. Nach kurzer Fahrt werden unsere Guides ganz hippelig: Durr hat einen Löwen gesichtet und aufgespürt. In gebührendem Abstand folgen wir dem Löwen und fahren ihm eine ganze Weile nach.

 


Dann eher langwierige und langweilige Fahrt durch annähernd vegetationslose Gegend.

 

 

 

 

Wir steuern das Hoanibflussbett  an, erreichen es mittags. Die Guides machen Reissalat .
Noch mal auf Elefantenjagd ausgerückt: finden in einem Seitental des Flussbetts einen ausgewachsenen Bullen und begleiten ihn mit den Autos eine ganze Weile.
Das neue Camp ist aufgebaut, wir beziehen „unser Zelt“ wieder und nehmen eine Dusche.
Abends kocht Brian: Hühnchen in Weißwein, dazu gibt es oberleckeren Squash-Kürbis als Gemüsebeilage. Am Lagerfeuer schwadroniert Rodney wieder über „unique“ und führt vor wie viele Skorpione hier herumlaufen und er isst sie dann publikumswirksam sogar auf! Dann wird von Kirchenchorälen über Opernarien und alte Beatlessongs und Schweizer Heimatlieder gemeinsam gesungen.


Fazit des Tages: Unter Umständen mögen manche Elefanten keine weißen Geländewagen.

 


Montag, 17. Oktober 2016
Kein Skorpion hat uns gebissen, also können wir das 07:00 Uhr Frühstück mit den anderen zusammen einnehmen. Vor 08:00 Uhr geht´s dann auch wieder los, wieder das Hoanibflussbett entlang.
Wir stoppen immer wieder auf Hügelkuppen um die tollen Ausblicke ins Land aufzusaugen.
Wir sehen Hawkeagles (Falkenadler), Giraffen, Paviane, Mengen von Oryxen und ruhenden Springbockherden und als Highlight eine kleine, sehr hübsche, obergiftige Hornnatter.

 

 

 

 

 

 

 


Auf dem Rückweg beobachten wir eine Elefantenherde: drei Kühe und drei Kälber.
Mittags sind wir zurück im Camp, das hitzegeflutet und mit herumschwirrenden Minifliegen noch nicht Ausruhgemütlichkeit verbreitet. Dies wird dann besser als ein kleiner Wind aufkommt und sich doch einige Wolken für kurze Zeit vor die Sonne schieben. Alle dösen und hängen rum, lesen eine Weile oder ruhen sich im Zelt aus.

 

 

 

Abends wird es feucht und lustig am Lagerfeuer: Wein, Bier und Amarula kreisen, es wird gesungen und getanzt- wobei dabei kleinere Stolperunfälle passieren. Rodney findet eine Tarantel, erklärt sie und … isst sie dann unter Gejohle auf. Ein Schakal streift spät nachts durch das Camp.


Fazit des Tages: Beim Campen in der namibischen Wildnis ist man manchen Tieren näher als erwartet.

 


Dienstag, 18. Oktober 2016
Letztes Draußenfrühstück in der Wildnis, dann Aufbruch gegen 08:00Uhr. Es wird wieder ein langer Fahrtag.

 

 

 


Gleich morgens halten wir an der künstlichen Wasserstelle und wollen eine Giraffe beobachten. Die ist aber so ängstlich und vergewissert sich immer wieder, ob kein Feind kommt, so dass es letztlich nicht klappt, sie beim Trinken abzulichten.
Der Elefantenbulle von vorgestern gibt noch eine Abschiedsvorstellung: er holt sich sein Frühstück (leckere Äste) auf den Hinterbeinen stehend vom Baum.
Wir durchfahren das ganze Flussbett bis nach Sesfontain und haben dabei auch sogar Wasserdurchfahrten. Strauße, Paviane und eine kleine Elefantengruppe kreuzen unseren Weg.

 

 

 

 

 


Mittags pausieren wir im wieder aufgebauten deutschen Fort in Sesfontain, das heute eine Lodge ist.
Dann geht es  weiter zum lang angekündigten Besuch bei den Himbas. Durr führt uns durch das Dorf dieses Stammes und erklärt alles. Die Himba sind ein ehemaliges Nomadenvolk, dass heute zwar in Lehmhüttenhäusern wohnt, jedoch ihre alten Traditionen in Kleidung und Schmuck und auch in ihrer Clanstruktur weiter lebt.
Durrs Satz vor Betreten des Himbadorfes klingt noch lange nach: „Bitte Leute, Ihr dürft diese Menschen nicht nach Euren Standards beurteilen.“

 

 

 


Nach weiteren Schotterpistenmeilen erreichen wir das Damaraland und sind schwer beeindruckt von den an Arizona erinnernden Grootberg: orangerote Tafelberge in weitauslaufender Landschaft.


Am Abend erreichen wir die hoch oben auf einem Berg liegende Grootberg Lodge und werden von jedem Angestellten per Handschlag begrüßt. Die Lodgehouses sind ökologisch mit Solarstromaggregaten ausgerüstet  und von der Terrasse des Restaurants hat man einen atemberaubenden Blick in das Gebirge hinein.
Nach dem Dinner  werden wir von einem Lodgeangestellten mit mordsgroßer Taschenlampe und Daumen am Walkietalkie zurück zum Zimmer geleitet: wegen eventuell im Dunkeln lauernder Löwen.


Fazit des Tages: Es ist schwer, nicht nach den eigenen Standard zu urteilen und es ist doch auch schön, wieder Handyempfang zu haben.

 


Mittwoch, 19. Oktober 2016
Einige wären noch gerne länger in dieser Lodge und diesem Gebiet geblieben. Für uns war´s ein bisschen sehr windig und ein bisschen zu sehr die Nähe von wilden Löwen … egal alle fahren ab und bekommen beim Herunterfahren von dem Berg noch Kudus und einen Schakal zu sehen.
Dann brettert die Kolonne weiter und  wir stoppen dreimal:
einmal an einem weißen Kastanienbaum auf einer Felsansammlung, Ein Schweizer Reiseteilnehmer will es Rodney und Brian nachtun und klettert unter Applaus auch auf die Felsen,
ein weiteres Mal halten wir bei einem Termitenbau. Rodney erklärt in seiner unnachahmlichen Comicart – Boom-Chakkala – wie diese 5m hohen Türme zustande kommen und wie das Termitenvolk aufgebaut ist,
und zum dritten unterwegs als uns ein Eselkarren entgegen kommt und wir schwatzen mit dem Fahrer.

 

 


Gegen frühen Nachmittag kommen wir in der Etosha Safari Lodge an und freuen uns auf einen entspannten Nachmittag im eigenen kleinen Lodgehouse. Draußen hat es 44°C in der Sonne, innerhalb des Zimmers 23°C  dank Klimaanlage.


Fazit des Tages: So zielgerichtet wie Termiten sind wir oft nicht – viel leichter beirrbar von den Unwägbarkeiten des Alltags und bei aller Sympathie für ökologisch nachhaltiges Handeln sind doch Klimaanlagen eine geniale Erfindung.

 


Donnerstag, 20. Oktober 2016
Wieder sehr früh aus den Federn, da wir noch bevor die Hitze kommt in den Etosha Nationalpark hinein fahren wollen.
Gleich nach Passieren des Kontrollpunktes – inklusive Vorzeigen der Reisepässe – sehen wir links auf einem Baum zwei Raubvögel. Durr erklärt, dass es ein Raubadler und ein „Kampfzebra“ seien. Erst als die erstaunte Nachfrage kommt, ob er wirklich meint, dass das „Kampfzebra“ ein Wandervogel ist, bemerkt er seinen Fehler und korrigiert unter gemeinsamen Lachen: es war ein Kampfadler gemeint.
Wir fahren dann weiter zu einem Wasserloch an dem sich Zebras und Antilopen laben. Eine Menge   weiterer Autos voll mit Safaritouristen reiht sich um das Wasserloch, Fotoapparat und Feldstecher im Anschlag.
Circa 150m entfernt lagern drei Löwen unter einem Baum im Schatten. Auf einmal stieben die trinkenden Tiere weg: eine Elefantenherde kommt Staub aufwirbelnd angaloppiert. Es wirkt so, als ob die Elefanten sich riesig auf das Wasser freuen. Die anderen Tiere bleiben in respektvollem Abstand.

 

 

 

 

 


Etwas später kommen drei Warzenschweine aus dem Busch, trauen sich nicht recht ran ans Wasserloch, ziehen dann ab …. direkt auf die drei dösenden Löwen zu. Allen Beobachtern stockt der Atem. Warzenschweine können nicht gut sehen. Doch die Löwen sind so faul und so im Tiefschlaf, dass sie das vorbei huschende leckere Essen gar nicht wahrnehmen.
Auf der Weiterfahrt sehen wir kämpfende Springböcke, die Geweihe ineinander verkeilt; eine geduckt laufende Hyäne und mehrere Schakale, die nach ihrem Beutezug heimwärts zu ihren Jungen streben, um ihnen die Beute auszukotzen und sie damit zu füttern.

 


Da man im Nationalpark nicht aus den Geländewagen aussteigen darf, steuern wir zur Mittagspause eine im Park durch Elektrozaun und Tore gesicherte Lodge an. Auch hier gibt es ein Wasserloch – gesichert zum Touribereich durch Zäune – von Bänken aus kann man die Tiere beobachten.
Über eine ganze Stunde hinweg bietet eine circa 25köpfige Elefantenherde mit mehreren ganz kleinen Kälbern ein wunderbares Bade- , Trink- und Positionsspektakel. Zwei alte Elefantenkühe sichern nach außen hin blickend die Badetruppe.
Mehrere „Jugendliche“ tauchen ausgelassen im Teich.
Ein mächtiger Bulle sichert sich den Frischzulauf des Wassers und macht unmissverständlich klar, dass nur er hier trinken wird. Alle Bemühungen eines jüngeren Bullen, seinen Rüssel auch mal ins leckere Frischwasser zu halten, werden mit Fauchgeräuschen und Rüsselheben vereitelt.

 

 

 

 


Auf der Heimfahrt sehen wir noch eine riesige Herde Gnus. Die Meinungen sind geteilt: sind die niedlich wegen ihres Irokesenschnitts und der weichen Nase oder doch hässlich ob ihres rüden Aussehens?

 


Auch noch jede Menge Vögel sehen wir: den Gaukler, Ohrengeier und viele Singvögel.
Am Abend nach dem Sonnenuntergang gibt es das letzte gemeinsame Abendessen mit allen Guides. Eine Abschiedsvorstellung mit entsprechender Rede von Rodney und der Trinkgeldübergabe – sehr nett gestaltet durch Nicole – folgt. Das herzanrührende  „Amazing Grace“ vorgetragen von Claudia und Felix, dem jungen Paar, beendet den Abend.


Fazit des Tages: Elefanten sind ein bisschen wie Menschen, aber anlegen sollte man sich weder mit den einen noch mit den anderen.

 


Freitag, 21. Oktober 2016 und Samstag, 22. Oktober 2016
Gegen halbneun haben wir die Zimmer geräumt, Frühstück eingenommen und fahren Okahandja entgegen. Der größte Teil der Strecke wird auf Asphaltstraßen erledigt.
Bei einem Stopp bewundern wir noch einmal ein ganzes Termitenfeld.

 

 


In Okahandja versuchen wir den Holzschnitzermarkt zu besuchen, kommen aber nicht recht klar mit den aufdringlichen Händlern dort und kaufen nichts.
Gegen halbdrei kommen wir in unserer letzten Station an: der Elegant Farmstead, einem Kleinod mit wenigen Zimmern, Pool, Terrasse und weitschweifigem Garten mit Schattenplätzen.
Unsere Guides Brian und Durr verabschieden sich von der Gruppe und es fließen auch ein paar Wehmutstränen.
Rodney bleibt noch zum fürstlichen, eleganten Abendessen und erzählt noch seine persönliche Sicht auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 40 Jahre.
Wir beide machen vor dem Abendessen noch eine Wanderung um die Farm herum auf dem markierten Wanderweg.

 

 

 


Der Samstag wird ein heißer Wartetag, da der Flieger erst um 21.30Uhr geht. Wir bleiben auf der Farm im Schatten und lesen, dösen, schreiben. Abschied von Namibia.

 

 


Epilog:
Für Namibia war 2016 das regenärmste Jahr seit 1980. Die Dürre beeinträchtigt Flora und Fauna, so dass sich alle Guides große Sorgen machen, wenn es nicht bald regnet.
Die gesamte Reisegruppe war in drei Geländefahrzeugen unterwegs, die aus einem Toyata HZJ 7 Fahrgestell mit aufgesetzter Passagierkabine (Spezialanfertigung) bestanden. Wie sich im Verlauf der Reise herausstellte, lernten wir es vor allen Dingen auf den Wellblechpisten schätzen, dass die Autos durch zusätzliche Luftfederungselemente an der Hinterachse einen überraschenden Komfort boten.
In jedem Fahrzeug gab es inklusive Fahrer acht Sitze. Wir hatten das besondere Glück, dass sich unsere Auto-Fahrgemeinschaft ausgesprochen gut miteinander verstand. Unsere kleine Reisegruppe bestand aus drei Paaren und einem Single: wir; Mutter und Tochter; einem Paar, das unwesentlich älter war als unsere Kinder daheim  und einem sehr gut vorbereiteten und immer konstruktiv reagierenden Schweizer. 
Wir waren uns einig darin, dass wir mit unserem Guide und Fahrer Durr harmonierten und ihn bewunderten, ob seiner vielfältigen Talente: immer gelassen und kenntnisreich erzählend über sein Land, die Menschen, die politischen Entwicklungen, die Tiere – egal ob kriechende, fliegende oder anschleichende. Darüber hinaus kann Durr singen wie ein Operntenor und kochen wie ein Restaurantbesitzer und spricht so viele Sprachen – Afrikaans, Englisch, Deutsch und sogar die Himbasprache: ein toller Mann!