Dienstag, 04.September 2012
Die kleine Lilja ist letzten Freitag angekommen und nun „dürfen“ wir auch in Urlaub fahren. Da die verbleibenden 5 Tage ein bissi knapp sind, um noch in das Piemont zu düsen, gehen wir nach dem Prinzip „warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“ und machen uns auf in den östlichsten Osten unserer Republik: ins Zittauer Gebirge.
Der rote Bus transportiert uns plus die alt bewährte Kombi Hp2 und Beta 4.0.
Nach kleiner Stadtbesichtigung in Görlitz laufen wir am Nachmittag auf dem Campingplatz an der Freizeitoase Olbersdorfer See ein. Hier ist auf ehemaligem Bergbaugelände feinst saniertes Freizeitgelände geschaffen worden.
Wir haben freie Auswahl der Stellplätze, laden die Moppeds aus und gehen mit den Moppeds auf erste Erkundungstour ins Zittauer Gebirge hinein. Alles mutet ein wenig wie Spielzeugland an: hübsch, nett, alles deutlich kleiner als in den Alpen. Unsere kleine Waghalsigkeit stachelt uns an auf dem Heimweg die gesperrte Straße von Lückendorf hinab nach Zittau zu fahren…. da auch der örtliche Bus mit Karacho die Sperrung umfährt. Die tagsüber erledigtenHolzfällerarbeiten haben ihre Spuren auf dem Asphalt hinterlassen. Wir finden dies ganz lustig …. zumindest bis zu dem Moment als wir von hinter den Tannen verborgenen Polizisten gestoppt werden: „Motor aus, Helm absetzen, Fahrzeugpapiere…“. Letztendlich sind die Ordnungshüter gnädig und verpassen uns nur eine kleine vor Ort zu zahlende Strafe.
Zurück auf dem Campingplatz gibt es noch eine Abendsonnenstunde und dann ein ziemlich abenteuerliches Abendessen im Restaurant Captain Hook.
Mittwoch, 05.09.2012
Der tschechische Tag:
Von 7:30 bis 8:30Uhr kommt ein Bäcker auf den Campingplatzund verkauft leckere, frische, duftende Backwaren zum Frühstück. Wir aber müssen Müsli frühstücken, weil wir das erste Mal um 8:31Uhr auf die Uhr gucken. Warm von der Sonne beschienen schmeckt das Müsli wunderbar.
So fahren wir gestärkt los gen Oybin und queren bei Petersdorf/Petrovice die Grenze nach Tschechien. Wir kurven auf kleinen Straßen gesäumt von überbordenden Apfelbäumen und staunen über die so nahe und doch so andere Nachbarschaft. Häuser zum Teil geschmückt mit Schieferornamenten, zumTeil verkommen, ein Geruch über allem von Holzhausbrand rufen Gefühle von Nostalgie, Romantik und Wehmut herauf.
Beständig bewegen wir uns im Grenzgebiet und finden das heute so leichte Pendeln zwischen den ehemals kaltkriegerisch getrennten Nachbarvölkern einfach nur toll!
Über einige Umwege (Straßensperren wegen Bauarbeiten) kommen wir in unser Zielgebiet bei Pekelné doly und besichtigen mit und ohne Motorrad die sehr beeindruckenden Höhlen.
Hey, das wär´ doch der Treff für den ECB !!!
Wir schwingen nach einer Wurst- und Palatschinkestärkung über endlose kleine Straßen heimwärts. Einige Abstecher ins Grüne enden dann doch bald bei den entsprechenden Verbotszeichen.
Nichtsdestotrotz sehen wir viel von noch unbekannter Nachbarschaft.
Abends sinkt die Temperatur und wir freuen uns an der warmen Dusche auf dem Campingplatz und tapern quer durch den sanierten Bergbauerholungspark zum Luxusschmaus ins Hotel „Haus am See“.
Donnerstag, 6.September 2012
Der polnische Tag
Ha ha ha! Heute den Bäcker erwischt und ihm Streuselschnecke und Quarktasche entlockt! Und dies alles vor 8:30Uhr ! Wir steigern uns!
Die Herausforderung des heutigen Morgens ist die gesunkene Temperatur und die Abwesenheit der Morgensonne. Wir verlassen den Campingplatz auf den Moppeds angezogen mit 2 Fleeceshirts zusätzlich (jeder!!) und hoppeln an der Neiße entlang gen Osten nach Polen hinein. Wir sehen die Aktivitäten im Braunkohleloch von Bogatynia und staunen ob der gigantomanischen Dimensionen.
Als Martin noch ca. 20km vor Zgorzelec, dem polnischen Teil von Görlitz, sich und uns rechts in einen Offroadweg rein wirft, wird es spannend und spannender und schlammig und schlammiger…. bis die Betafahrerin nach einigen 100m die Krise bekommt wegen der aneinander gereihten Pfützen und Kuhlen und wir wieder umdrehen und doch erst mal einen Cappuccino in Görlitz trinken fahren. In der Tasche sind nun auch einige eingetauschte Zloty und wir wagen uns hinein ins Grenzgebiet nordöstlich von Zgorzelec.
Die Grenze überschreiten… nein über“schieben“ wir auf der Rad- und Fußgängerbrücke von Deschka. Dann geht es bald hinein in das Gebiet, das Teil der Breslau-Rallye war. Wir fahren kilometerweit durch Wälder, ab und an queren Rehe vor uns den Weg, sonst begegnen wir über Stunden niemandem.
Nach der geballten Ladung Waldduft geht es heimwärts. Bei Görlitz wechseln wir wieder nach Deutschland und kurven über kleine und kleinste Straßen, landwirtschaftliche Wege und verwunschene Dörfer bis wir abends Zittau erreichen.
Es ist spät geworden und auch nicht wärmer…. sogar ein paar Regentropfen proben schon den Herbst. Es gibt wieder Stärkung im „Haus am See“und später kippen wir nur noch k.o. in die Koje.
Freitag, 7. September2012
Noch ein tschechischer Tag
Der Bäcker als running gag: früh hingetapert, die Kiemengieren schon den Streuselschneckengeschmack… weit gefehlt! Heute ist nur „der kleine Wagen“ da, mit entsprechend kleiner Auswahl…. fast gar keiner! Ohohoh…einen Krapfen für Martin und für morgen, wenn wieder der „kleine Wagen“ kommt (sagt die Bäckersfrau!) Steusel und Quark bestellt. Na wehe Euch, Brüder und Schwestern, solltet Ihr das vergessen!
Die verhangene Morgensonne gleicht einiges aus und so fahren wir aus Zittau gen Westen hinaus und streben bei Herrendorf/Waltersdorf den „touristischen Übergang“ nach Tschechien an: zirkeln zwischen den auf Fahrradbreite gesetzten Pollern.
Wir cruisen über kurvenreiche Straßen in Richtung des uns bekannten Benesov und nehmen mittags einen Aufwärmekaffee auf dem Markt von Ceska Kamenice.
Hinter Benesov trägt uns die Straße in das Böhmische Mittelgebirge und wir biegen bei geöffneter Schranke mit verblichenem Schild ein in das Wandergebiet rund um den Zinkenstein.
Bald schon finden wir die Martin aus früheren Zeiten bekannte Geröll-Schotter -abwärts- Straße bis zum verfallenen Haus. Dort pausiert die Betafahrerin um die schlotternden Knie wieder zu beruhigen und Master M. bewegt die Beta ein wenig um die umliegenden weiterführenden Wege zu erkunden.Das Resultat seiner Erkundungstour ist niederschmetternd: nur offene Wiesen vor uns liegend, darum: Rückweg über die Schlotterkniestraße, jedoch bergauf !!!
Da helfen weder Jammern noch Zähneklappern: there is no decent place when you are in a massacre…. Es klappt! Auch die Betafahrerin kommt letztendlich wiederoben an der Straße an! Lange haben wir nicht Zeit durchzuschnaufen: ein Brummen, ein alter Suzuki mit Fahrer in grüner Kluft nähert sich, ebenfalls aus dem Wald kommend. Er will mit uns tschechisch schwatzen, was wir nicht können und er will´s nicht auf Englisch versuchen. Also gibt es eindeutige internationale Signale: Ihr hier weg, und zwar fix. Was wir dann auch tun.
Als wir nach einigen tschechischen Kurven nach einem Päuschen weiter fahren wollen, zeigt sich die Beta störrisch und springt nicht an. Benzin ist drin, offensichtliche Schäden an der Mechanik und Elektronik sind nicht zu entdecken…… doch der Motor hustet nicht mal…
Also machen wir´s auf die alte Art und Weise, Gott sei Dank führt die Straße nach einigen Metern hinab in eine Senke. Martin legt den 3.Gang ein, Daniela schiebt und…..pffft pfft springt sie dann doch an.
Wir trauen uns nun kaum mehr sie ausgehen zu lassen und treten daher gemütlich, beschaulich, aber andauernd den Rückweg an.
Abends auf dem Campingplatz haben wir wieder mal noch vor Regenbeginn die beiden Moppeds sicher im Bus verstaut.
Samstag, 08.September2012
Wir verlassen Zittau nach unserem Camperfrühstück (ja! mitSteusel- und Quarkschnecke!) und tapern gemütlich gen Heimat. Wir sehen uns noch das sorbische Herz Bautzen an, und erst nach „Schwarze Pumpe“ nutzen wir die Autobahn für den restlichen Weg.