Fotos folgen bald nach
Sonntag, 15. Juni 2025
In einem wunderhübschen schwarzen Trägerkleid, gestern Abend erworben beim Lidl in Tauberbischofsheim, sitze ich im Bus meinem lieben Mann gegenüber, der sich durch das letzte Kapitel eines Tsokos-Krimis wühlt und freue mich über unseren heutigen Standort: Camping La Colombière in Frankreich, 15 Kilometer von Genf entfernt.
Wir haben´s gut getroffen: ein annähernd perfekter Campingplatz, toller Stellplatz, nur mäßig bevölkert in der Vorsaison, freundliches Personal und perfektes Wetter.
Gestern sind wir mittags etwas verspätet losgefahren von Berlin und sind an dem ersten vollheißen Sommertag gut 500km durchgebrettert bis Tauberbischofsheim. Zum Aussteigen und Pausieren war es eh zu warm, knapp 32°C erreichte die Quecksilbersäule.
Nur drei Stellplätze sollte es am örtlichen Freibad von Tauberbischofsheim geben. Einer war belegt von einem älteren Krattler, den zweiten nahmen wir und das war´s. Dann ging es am Abend hinein ins beschauliche Städtchen mit den hübschen Häusern aus dem Mittelalter. In einem Biergarten nahe der Ortskirche saßen wir dann nett am Tisch mit zwei oberbayrischen Radlerrentnerpärchen und zwei Einheimischen und verbrachten einen kulinarisch guten und kommunikativ netten Abend.
Zurück an unserem Stellpatz heizte die Sommerhitze noch ordentlich rein, so dass nur das nahe gelegene Lidl mit dem Flatterkleid aus dem aktuellen Angebot und dann später der offene Schlafsack Erleichterung ermöglichten.
Am nächsten Morgen, also heute Morgen, nieselte es dann etwas und wir konnten den Weiterweg mit etwas reduzierten Temperaturen angehen. Es trieb uns dann weiter südlich und über die schweizerische Grenze. Jetzt kostet der Espresso auch wieder fast 5€ an der Raststätte, aber schmeckt immer noch nicht danach.
Am späteren Nachmittag passieren wir dann Genf und wechseln auf die französische Seite. Nun hier gelandet und zufrieden nach der Pizza im Campinglokal. Der mitgebrachte Primitivo im 3 Liter Pack ist leider doch schon zu alt und zu braun und muss morgen durch hiesigen Wein aus dem Supermarkt ersetzt werden.
Montag, 16. Juni 2025
Wir haben ausgeschlafen und dann draußen gefrühstückt und sind sofort wieder in den Urlaubmodus verfallen. Gegen halb elf fahren wir dann mit unserem Bus hinein nach Genf und beziehen im Parkhaus Saint Antoine einen altstadtnahen Parkplatz.
Gleich geht´s rein ins Geschehen und wir umrunden die beeindruckende Kathedrale. Treppauf, treppab führt uns der Weg zum Lac Leman (witzigerweise heißt das See-See und ist der einheimische Name für den Genfer See). Prächtige Belle Époque Häuser säumen das Seeufer und auf den Giebeln prangen die Schriftzüge der berühmten schweizerischen Uhrenhersteller.
Foto Genfer See
Wir stürmen erstmal in eine Bank, ziehen eine Wartenummer, um – nein, nicht ein Schweizer Nummernkonto zu eröffnen – alte, mittlerweile nicht mehr gültige Banknoten umzutauschen. Das ist dann auch Fixti hopsti erledigt. Nun bleibt genügend Zeit, die architektonisch zusammengewürfelte – alt und neu – Stadt Genf mit ihren vielen Anzugträgern zu erkunden.
Foto Genf?
Nach gut drei Stunden haben wir viel, nicht alles, gesehen und uns einen Eindruck verschafft: ja Genf ist nett, aber verzaubert uns nicht. Große Ähnlichkeit mit Hamburg meinen wir zu erkennen.
Wir holen unseren Bus aus dem Kinderparadies ab und düsen mit ihm wieder über die Grenze, um dem Fort d´Écluse am Rhonedurchbruch einen Besuch abzustatten. Martin war hier schon beim Besuch eines Freundes vor 45 Jahren und auch damals sehr beeindruckt. Leider kann man das Fort nur am Wochenende in seinen Eingeweiden besuchen, somit bleibt uns nur der gute Eindruck.
Foto Fort d´Ecluse
Wieder zurück auf dem Campingplatz planen wir den nächsten Tag und für den Abend haben wir Baguette, Schinken, Käse, Oliven, Tomaten und Wein eingekauft. Ein laues Lüftchen lässt das lange Draußensitzen vor dem Bus äußerst angenehm sein.
Dienstag, 17. Juni 2025
Heute ziehen wir um, verlassen den netten Campingplatz Nähe Genf und streben dem Mont Blanc entgegen. Eine gute Stunde Fahrtzeit auf der Autobahn und wir erreichen Chamonix, den Austragungsort der ersten olympischen Winterspiele 1924.
Eine Menge an Campingplätzen gibt es am Fuße des Mont Blanc Massivs. Alle eher rustikal und ohne viel Chic-Mick. Unserer heißt „Deux Glaciers“ und wir werden eingewiesen von einer netten, jungen Frau, durchaus auch vorstellbar, dass sie in Berlin studiert oder in einem Café im Prenzlauer Berg arbeitet. Sie springt mit uns über den den Campingplatz durchlaufenden, eiskalten Bergbach, quert die Plätze anderer Gäste, um herauszufinden, wo noch etwas frei sein könnte für unseren Bus. Sie findet was, wir parken ein und machen uns standfest.
Dann geht es hinein zu Fuß und mit dem Zug – der Gästekarte sei Dank umsonst – nach Chamonix. Ein richtiges kleines Mondänstädtchen stellt sich uns mit vielen Geschäften namhafter Sportartikelhersteller und einer Unzahl an Restaurants, Bars, Eisdielen vor. Wieder, wie immer an solchen Orten, tummeln sich besonders viele Asiaten in dem berühmten Ski- und Luftkurort. Der Mont Blanc thront majestätisch über dem Gewusel und wirkt mächtig, bedrohlich, schön – irgendeine Mischung daraus.
Foto erster Mont Blanc Blick
Unsere Mission war´s, uns erstmal kundig zu machen, wie´s hier so zugeht, wo die Gondelbahn losgeht, wie man ein Busticket für vier Tage erwirbt, welches kulinarische Angebot es in Chamonix gibt usw. Als wir unsere Mission erfolgreich erfüllt haben, fahren wir im überfüllten Bus (weil die Schüler Schulschluss haben) wieder zurück zum Campingplatz und lassen den Nachmittag und Abend ausklingen – immer mit Blick auf den höchsten Berg der Alpen.
Mittwoch, 18. Juni 2025
Andere Touristen fragen uns schon, wo die Bushaltestelle ist, wie man das mit dem Ticketkauf macht und wo man in Chamonix aussteigen muss … nach nur einem Tag avancieren wir zu Experten. Nein, nicht wirklich, wir sind halt zum einen freundlich und zum anderen den anderen 20 Minuten voraus.
Wir fahren nach dem Frühstücken wieder rein nach Chamonix, diesmal mit dem Bus und steuern direkt Ticketverkauf und -reservierung an der Seilbahnstation an. Dann erwerben wir den „Multi-Pass Mont Blanc“ für vier Tage, der uns zur Nutzung sämtlicher Aufstiegsbahnen berechtigt und reservieren zu 14Uhr (als früheste Zeit!) eine Auffahrt zur Aiguille du Midi auf 3800m Höhe.
Bis zur Abfahrt stromern wir noch durch Chamonix und pfeifen uns ein türkisches Kebap rein. Von dem Bedienpersonal gut organisiert, fahren wir dann mit Indern, Japanern, Bayern und allerlei weiterem Gemensch hinauf in die Höhe, um den Mont Blanc zu besuchen. Ein Gejohle und Gejaule schallt durch die vollbesetzte Gondelbahn als bei den oberen Trägern das Ding ins Schaukeln und Wanken (=ganz normal) kommt. Achterbahnfeeling inklusive.
Oben angekommen, sind wir nur noch betört. Die Luft ist spürbar dünner und knapper, aber die gigantischen Schneeriesen und Felsnadeln lassen einen gut spüren, welch kleines Getier man in Wirklichkeit auf dieser Welt ist.
Fotos Mont Blanc oben
Wagemutige Kletterer erklimmen gut gesichert steile Felsnadeln. Aus der Ferne wirken die Trupps von sportlichen Gruppen, die die Seilbahn verschmähten und sich mit Eispickeln und Klettereisen den Weg nach oben erarbeiten, wie Ameisenstraßen.
Nochmal Fotos Mont Blanc
Gut zwei Stunden verbringen wir auf 3800m Höhe, dann geht es wieder hinab mit der Seilbahn – natürlich wieder mit dem Gejohle und Gejaule, wenn es ordentlich schaukelt.
Unten angekommen, reserviert Martin gleich eine Auffahrt bis zur Mittelstation für den nächsten Tag. Von dort wollen wir eine Wanderung starten, doch dazu mehr dann morgen.
Jetzt gibt´s noch ein Eis auf die Hand, teuer, aber lecker und einen kleinen Einkauf im Spar (das, was wir schleppen können). Der 2er Bus bringt uns dann heimwärts bis kurz vor den Campingplatz.
Donnerstag, 19. Juni 2025
Heute ist´s dann so weit und wir wollen unsere erste Wanderung im Mont Blanc Massiv machen. Wir haben eine rausgesucht, die als blau=leicht gekennzeichnet ist, man will ja nicht gleich übertreiben am Anfang.
Wir verzichten aufs Frühstück vor dem Bus am Morgen und fahren mit dem 2er Bus hinein nach Chamonix. Dort suchen wir uns einen Bäcker und frühstücken dort. Dann geht´s zur Seilbahnstation und wir schweben wieder hinauf – wieder mit den Aahs und Uhhs der Kabineninsassen – bis zur Mittelstation.
Kurz vor halbeins geht unsere Tour dort los. Bewaffnet mit den Walkingstöcken (ich) und Hütchen und Sonnenschutzcreme LF50+ (beide) soll uns der Weg – über den sogenannten Großen Nordbalkon oder auch Henri-Vallot-Weg – 6,8 Kilometer bis zur Bergstation am Mer de Glace, Montenvers, führen. Im Wanderführer steht irgendwas mit 2,5 Stunden.
Foto Gondel Aiguille du Midi
Der Weg ist wunderschön und führt leicht abfallend unter den Aiguilles de Chamonix entlang teils eben, teils abwärts, teils aufwärts – aber immer mit großen Klamotten, die im Weg liegen. Sehr bald schon wird klar, dass die Stöckeschwenkerin das gedachte Tempo mitnichten halten kann. Bald nach dem ersten Waypoint, dem Refugium Du Plan De L´Aiguille, das man laut Wegweiser in 10 Minuten erreichen sollte, und das wir nach 30 Minuten anstolpern, fängt Martin an zu zweifeln, ob wir unser Vorhaben durchziehen können werden und schlägt vor, besser umzudrehen und wieder raufzukraxeln zur Mittelstation und von dort abwärts gondeln.
Foto Wanderung
Nein, ruft da die Mitwanderende, rauf nimma, runter imma. Das schaffen wir schon.
Um es kurz zu machen, wir haben´s geschafft auf den allerletzten Drücker, bevor die letzte Zahnradbahn um 17Uhr abwärts tuckelte. Aber man frage nicht, wie. Holpernd, stolpernd die eine, bergziegengleich der andere. Kleine Erklärung zur Bergziege: er ist geboren im Sternzeichen des Widders und zu allem Übel ist er auch noch vom chinesischen Sternzeichen her Ziege!
Alle, aber auch wirklich alle, anderen Wanderer haben uns überholt. Wir haben nur eine Winzpause von 6 Minuten gemacht, aus Angst, es doch nicht zu schaffen.
Foto Wanderung
Wenn man mal die Analyse laufen lässt, kommt folgendes raus: es gab kaum, wirklich nur ein einziges Paar, Leute unseres Alters, die da langliefen. Vorlädierte Knie und Füße können von Wanderstecken auch nur bedingt ausgeglichen werden. Und was Herr Wanderführerautor da so von Zeiten und Schwierigkeitsgraden schreibt, hat wohl eine andere Normskalierung zur Grundlage.
Ziemlich am Ende gab es die Möglichkeit „abzukürzen“: rechts hoch 1:20 Stunden den normalen Weg, links runter 45 Minuten auf der „Passage delicate“. Was heißt „delicate“ in diesem Zusammenhang? Zart, fein, empfindlich, heikel? Rechtsrum hätten wir´s zeitlich wohl gar nicht mehr geschafft und die delikate Route brauchte knapp zwei Stunden bei uns inklusive Poporutschen (Gruß an Hedi) und Stochern im Fels und permanentem Antreiben von Martin - inklusive Abgleich auf dem Smartphone, wie viele Meter noch vor uns liegen und wie viel Zeit wir bis zur letzten Abfahrt der Zahnradbahn noch haben.
Foto Abkürzungsroute
Egal, wir haben´s geschafft und das an unserem 10. Hochzeitstag! Als die Zahnradbahn uns nach 30 Minuten in Chamonix ausspuckte, konnten wir nur mühsam hatschend die Bushaltestelle erreichen. Alle Füße, Beine, Muskeln schmerzten.
Mal gucken, wie es uns morgen geht: der Bergziege und dem Stolperweibchen (Sternzeichen Schütze und Hund).
Freitag, 20. Juni 2025
Die erwarteten Schmerzen am nächsten Morgen sind zunächst nicht so arg wie befürchtet. Martin sagt, das kommt erst am übernächsten Tag. Trotzdem wollen wir heute nicht gleich wieder eine Mammuttour machen.
Wir nehmen um 11Uhr den 2er Bus hinein nach Chamonix bis zum Place du Mont Blanc und laufen wieder zur Zahnradbahn. Angekündigt war, dass man ewig warten muss, bis man an der Reihe ist – dem war dann gar nicht so. Mit dem Zug um 12:30Uhr zuckeln wir gemütlich wieder hinauf bis zur Gare du Montenvers Mer de Glace, genau dort, wo wir gestern unsere müden Knochen reinpackt haben. Dann wechseln wir zur Gondel zur Eishöhle – alles im Multipass inbegriffen. Und steigen dann 580 Stufen hinab zur Eishöhle.
Die Eisgrotte, die jedes Jahr neu mit einem speziellen Bohrer, gezimmert wird, ermöglicht eine Reise ins Herz des Gletschers. Über Eiswände führt der Weg hinein in die blauen Gefilde des Gletschers und Informationstafeln verdeutlichen den rapiden Rückgang des für die Region so wichtigen Reservoirs.
Foto Gletscherhöhle
Eine seltsame Mischung aus märchenhafter Faszination, Ehrfurcht vor dem Alter des Eises und Trauer über das – auch das von uns, unserer Generation, verantwortete – Abschmelzen des Gletschers und das schnelle Zurückziehen des Eises überkommt uns.
Als wir wieder hinaus in die Sonne treten, die Kälte der Eisgrotte hinter uns lassen und die 580 Stufen bis zur Gondelstation wieder erklommen haben, tummeln wir uns noch ein Weilchen, die sich zurückziehende Gletscherzunge des Mer de Glace zu fotografieren sowie die zum Teil von Wolken umhüllten Felsnadeln des Dru.
Fotos Berge Dru
Wir sprechen viel darüber, ob der Massentourismus hier oben, eher dem Ziel näherkommt, den Menschen die sichtbaren Folgen des Klimawandels vor Augen zu führen oder ob der Massentourismus an sich, schon ein weiteres Problem dazu darstellt. Ein Ergebnis haben wir nicht, zumal wir ja selbst Teil dieses Tourismus sind.
Es geht wieder hinab mit der Zahnradbahn und nach einer halben Stunde erreichen wir Chamonix, kaufen noch ein wenig Getränkenachschub ein und erkunden uns, nach der Verlängerung der Bustagestickets.
Zurück auf dem Campingplatz erreichen uns dann schon bald dicke Regentropfen und fast zwei Stunden lang pladdert es aus vollem Rohr. An diesem Abend hat das Campingrestaurant mal abends offen und wir gehen hin. Hat gut geschmeckt, aber war alles auch sehr käselastig und das füllt den Magen über Gebühr. Morgen, so denken wir, werden wir abends anders entscheiden.
Samstag, 21. Juni 2025
Es ist von je her mein Lieblingstag: der 21. Juni, längster Tag des Jahres.
Nach wie vor schränkt uns kein Muskelkater ein und so können wir unsere zweite Wanderung in Angriff nehmen. Mit dem Bus geht es bis kurz unter die Gondelstation Flégère und wir schweben hinauf auf knapp 2000m.
Noch einen Kaffee gekauft, um die Flüssigkeitsreserve aufzufüllen und dann geht es los auf den Wanderweg „Le Grand Balcon Sud“. Dieses Mal ist die Route sogar als rote=anspruchsvoller beschrieben. Eigentlich sind zwei Stunden veranschlagt, wir wissen nun schon, dass wir die nicht halten können.
Foto Weg von Flégère
Was harmlos beginnt, wird dann bald zum Steiltreppenkraxeln und zur Geröllfeldüberquerung.
Foto Geröllfeld
Wir schaffen das, zwar nicht locker und easy, aber wir schaffen es – in guten drei Stunden. Teilweise war es mühsam, sich hinaufziehend, stemmend, hinunter hangelnd, sich am Felsen rechts festhaltend … Als zwei junge englischsprachige Frauen uns fragen, ob es hier herum zur Gondelstation geht und wir das bejahen, heben sie ihre Daumen und sagen „You´ve made it!“ Entgegnung: „Not yet“ – der letzte Kilometer liegt noch vor uns.
Wieder waren kaum „Ältere“ unterwegs, und wir brauchen viel länger als die jungen Berggemsen, aber wir machen es!
Foto Bergwelt
Zurück mit der Gondel dann in Chamonix, schauen wir noch zum Fète de la Musique im kleinen Park – was sich aber als unattraktive Variante des Machbaren erweist. Dann lieber einen Aperol-/Campari Sprizz im sonnenschirmbewehrten Restaurant und eine „Tarte Berlino“ (mit Rotkohl, Dönerfleisch und Knoblauchcreme) und wir tapern vollzufrieden und -gesättigt zur Busstation.
Abends genießen wir dann noch den längsten Tag des Jahres auf dem Campingplatz und lassen den Mont Blanc um 21Uhr und um 22:10Uhr noch immer auf uns leuchten.
Fotos Mont Blanc sonnenbeschienen und nach 22Uhr
Sonntag, 22. Juni 2025
Unser letzter Tag auf dem Campingplatz bei Chamonix. Unser Multipass Mont Blanc ist mit gestern abgelaufen, unsere Bustickets gelten heute noch.
All unsere Bekannten berichten über die unsägliche Hitze zuhause – in Berlin heute annähernd 35°C und beglückwünschen uns zu den kühleren Bergen. So ganz stimmt das nicht: oben auf 1500 oder 2000 Metern, bzw. darüber ist es kühler, aber hier unten im Tal schwitzen wir auch, was das Zeug hält und die Sonne hat bereits die Arme ordentlich verbrannt. Aushalten kann man´s eigentlich nur im Schatten.
Wir wollen den heutigen Tag austrullern lassen, außerdem sind wir recht zerschlagen – von der Wanderung gestern? Von der Hitze?
Wir laufen die knapp zehn Minuten zu dem Sessellift Glacier des Bossons, der eigentlich seit vorgestern wieder geöffnet sein sollte. Aber schon beim Näherkommen sehen wir keine Bewegung bei den altertümlichen Sesseln und ein handgeschriebenes Schild verkündet „Ouverture reportée“ und „Excusez pour tout“. Schade, wir hätten uns gefreut, auf dem 1924 gebauten Lift in die Höhe zu schweben.
Tja, also bleibt uns nicht viel übrig, als im Schatten auf den nächsten Bus zu warten und nach Chamonix reinzufahren. Dort besuchen wir Decathlon und kaufen eine kurze Hose für Martin. Lustigerweise erfahren wir, dass Decathlon seinen Hauptfirmensitz hier ganz in der Nähe hat.
Foto Chamonix
Zum Mittagessen – im Schatten eines historischen Cafés – gibt es dann Entrecote und Cesar Salad. Ein paar Getränke kommen noch vom Supermarktregal in den Rucksack und dann geht es am Nachmittag auch schon wieder zurück zum Campingplatz.
Den Rest des Tages verbringen wir im Schatten sitzend, lesend und miteinander quatschend.
Montag, 23. Juni 2025
Wir verlassen den Campingplatz „Deux Glaciers“ gegen 10Uhr und die Temperaturen sind nicht mehr auf dem Glutniveau von gestern. Leichter Regen hatte um 9Uhr abgekühlt.
Gestern haben wir uns entschieden, das nur eine gute Stunde entfernte Ziel im Aostatal nicht auf direktem Wege anzufahren, sondern in einem Dreiviertelkreis. Der kurze Weg wäre über den (teuren!) mautpflichtigen Montblanctunnel gegangen, man hätte nichts gesehen und nur ordentlich bezahlt. Unser Dreiviertelkreis führt uns durch das Tal an Argentière vorbei, über die Schweizer Grenze bis nach Martigny. Dort kaufen wir noch im Discounter Nachschub ein und fahren dann über den Pass des Großen Sankt Bernhard hinüber nach Italien.
Fotos Sankt Bernhard Pass
Diesmal sehen wir – anders als 2010 – sogar eine Frau mit einem echten Bernhardiner. Ansonsten ist alles touristisch dort, die Stoffbernhardinerchen werden weiterhin in allen Größen verkauft.
Foto Stoffbernhardiner
Was uns echt freut ist, dass es wieder schönen italienischen Cappuccino gibt für einen Preis von 2€! Und der schmeckt! Über zahlreiche Kurven geht es dann hinab ins Aostatal und wir entscheiden bereits kurz nach dem Grenzübertritt weiterzufahren bis zum Camping Aiguille Noire auf 1520m Höhe.
Der Campingplatz ist witzig: hier sammeln sich Wanderer, meist junge, nach einer strapaziösen Tagestour, teilweise anscheinend die „Tour du Mont Blanc“ laufend, den 170 Kilometer langen Fernwanderweg um den Mont Blanc herum, und mitten im starken Wind bauen die Pärchen ihre Zelte auf und scheinen glücklich zu sein.
Foto Campingplatz Zelte und unser Bus
Auch wir kämpfen mit dem Wind und bauen (mühevoll) unsere Markise auf, die dem Wind trotzen soll. Und wir sind auch glücklich – vor allem, nachdem wir im benachbarten „Capitan des Alpes“ wieder mal eine Pizza gegessen haben.
Dienstag, 24. Juni 2025
Wandertag! Der Wind hat sich gelegt und schon am Morgen donnert die Sonne herunter, so doll wie sie kann. Die Zeltleutchen sind schon weitgehend weg. Ist ja klar, wenn die Sonne früh morgens das Zeltchen zur Sauna verwandelt, dann hält man´s darin nicht mehr aus und springt flink in die Wanderstiefel.
Wir frühstücken erstmal gemütlich draußen vor dem Bus, müssen uns mit der Heizplatte behelfen, weil die Sicherung am Platz den Wasserkocher nicht leiden kann und beständig beleidigt rausspringt. Dann geht es gestiefelt und bepackt zur Bushaltestelle direkt vor dem Campingplatz und der schon pickepackevolle Shuttle nimmt uns noch mit (ein dicker, alter Golden Retriever sitzt auf unseren Füssen). Es sind nur zwei Stationen, eine weniger als geplant: der Busfahrer schmeißt alle Fahrgäste und den Golden Retriever bereits an der Area Picnic raus, der Rest der Straße ist gesperrt für den Autoverkehr.
Wir suchen den Wanderweg, der zum Lago Miage, dem Gletschersee führt. Unser schon bekannter Wanderführerautor veranschlagt zwei Stunden für Hin- und Rückweg, was natürlich wieder der reine Hohn ist. Wir schleppen uns allein zwei Stunden stetig aufwärts in gleißender Sommersonne, pausieren alle paar Minuten, wenn der Puls zu hoch scheppert, im Schatten für eine ganz kurze Weile. Die Strecke ist nicht unbedingt sehr abwechslungsreich, aber der reißende Gebirgsbach neben uns motiviert zum Weitergehen. Jede Menge Alpenblumen wiegen sich im teilweise echt starken Wind. Gruppen von ächzenden E-Bikern strampeln ebenfalls bergwärts.
Fotos Alpenblumen und Panorama. Bergbach
Oben angekommen, beflügeln die zahllosen Grüntöne der Bergseen das Auge und bei der Jausenstation belohnen wir uns mit einem Cappuccino und einem geteilten Stück Blaubeerkuchen.
Foto Bergseen – und Sümpfe
Nach der Stärkung fühlen wir uns noch genötigt, die restlichen zehn Minuten – steil, steinig, große Stufen – zum eigentlichen Ziel, dem Gletschersee hinzuwandern. Das gelingt aber nur unserer Bergziege, die Stöckeschwingerin streikt auf halber Strecke.
Foto Gletschersee und Geröll
Nun wird es Zeit den Abwärtsweg anzutreten und weiterhin in gleißender Sonne wandern wir wieder denselben Weg hinab und sind nach knapp zwei weiteren Stunden an der Bushaltestelle des Shuttles.
Foto Alpenwiese mit Bergen
Auf dem Campingplatz wird mal ´ne Waschmaschine voll Dreckwäsche gewaschen und aufgehängt. Dann endlich haben wir uns einen Abhängeaperitivo verdient und anschließend ein feines Abendessen.
Die musikalische Abrundung des Abends übernimmt eine italienische Geburtstagsfeierrunde, die zu fortgeschrittener Stunde italienische Alpenweisen erklingen lassen mit Quetschkommode und Holzstöckchenklopfen – das hört sich allerdings genauso an wie das bei uns bekannte „Rosamunde“.
Mittwoch, 25. Juni 2025
Heute müssen wir wieder einen Entspannungstag einlegen, einerseits wegen der Strapazen der gestrigen Wanderung, andererseits, weil die Temperaturen wieder ziemlich steigen werden.
Zunächst beginnt der Tag gegen 8:30Uhr und wieder sind die meisten der Zeltleutchen schon weg. Wir trödeln rum und fahren dann mit dem kostenlosen Shuttle nach Courmayeur. Endlose Sommerhitze umgibt uns. Wir tapern durch Courmayeur, der heimlichen Hauptstadt der Alpinisten und entdecken viele Geschäfte der namhaften Sporthersteller. Ansonsten scheint Mittwoch der Tag zu sein, an dem auch viele zu haben. Wir wollten eh nichts einkaufen.
Foto Courmayeur
Zurück am Busbahnhof, nehmen wir mittags den Heimwärtsbus und steigen am Santunario aus – hat aber leider auch zu am Mittwoch.
Foto Santunario
Also wieder in den nächsten, klimatisierten Bus hinein nach Courmayeur und dann fünf Minuten später den Heimwärtsbus. Gegen 14Uhr kommen wir wieder am Campingplatz an, die Sonne brennt erbarmungslos herab.
Wir dösen in der Hitze im Schatten der Markise und machen noch einen kleinen Walk zum nahegelegenen Fluss. Sogar der Sessellift läuft auf Erprobungsfahrt am heutigen Nachmittag und weckt große Begehrlichkeiten bei einer der Reiseteilnehmerinnen. Aber mehr wird daraus nicht – erst in drei Tagen ist Saisoneröffnung, wenn die italienischen Sommerferien beginnen. Derweil wären wir sogar gerne als Probeteilnehmer umsonst mitgefahren.
Ab fünf Uhr kommen sie wieder, die Zeltleutchen. Sie kommen den Berg neben dem Sessellift herunter, direkt auf den Campingplatz. Jeden Spätnachmittag ist es das gleiche Theaterstück, nur jeden Nachmittag eben mit anderen „Schauspielern“. Sie kommen, checken ein bei der Rezeption, ich denke, viele haben vorab reserviert. Dann bauen sie allein oder zu zweit, selten zu dritt ihr Zeltchen auf, Aluminiumstangen werden gebogen, erste und zweite Zelthautschicht drübergeworfen, dann wird die aufblasbare oder die selbstaufblasende Unterlage gefüllt und der Schlafsack entrollt und alles ins Zelt hineingestopft. Die meisten kochen sich dann noch selbst ein Mahl auf einem Campingkocher und verzehren es auf dem blanken Boden sitzend. Sehr selten geht der eine oder die andere ins Lokal am Platze auf eine Pizza, einen Salat oder sonst etwas. Spätestens um 21:30Uhr, da ist es noch hell um diese Jahreszeit, ist Zapfenstreich. Ein langer, anstrengender Tag ist vorbei und morgen Früh, wenn die Sonne die Zeltleutchen röstet, geht es wieder weiter.
Foto Zeltwiese
Wir beide gehen auch an diesem Abend, dann ein letztes Mal, ins Lokal am Platze.
Donnerstag, 26. Juni 2025
In der Nacht hat´s gedonnert und geblitzt und geregnet. Martin wollte noch nachgucken, ob so ein Bus, im Aufstelldach ein Faraday´scher Käfig ist (wohl eher nicht).
Dadurch ist es am Morgen eher kühl und bevor der nächste Regen ab 10:15Uhr sich angesagt hat, wollen wir alles zusammengepackt haben. Die Markise muss aber doch nass mit.
Wir verlassen das Val Veny und haben heute eine Reihe von Besichtigungspunkten herausgesucht.
Den Orrido di Pré-Saint-Didier mit der Passerella Panoramica
Foto Panoramabrücke
Den rauschenden Dora Baltea mit der alten Brücke
Foto alte Brücke Fluss
Die Cascata del Lenteney
Foto Wasserfall
Und eine ganze Reihe von Burgen im Aostatal – die drei Burgen in Avise, das Chateau D´Aymavilles, das Castello di San Pierre, das Castello Reale di Sarre – um nur ein paar zu nennen.
Fotogalerie Burgen Aostatal
Zum Schluss noch einen Lidl in Aosta, bei dem es den gewünschten löslichen Biokaffee aber auch nicht gibt.
Wir landen dann auf dem kleinen Campingplatz Monte Bianco in Sarre und sind ganz unsicher, ob das der war, auf dem wir vor 12 Jahren schon mal waren. Wir erkennen erstmal nichts wieder. But time changes … vielleicht war es doch der einen Kilometer weiter, aber ist schon okay hier. Der Fluss Dora Baltea, der das ganze Aostatal versorgt, braust in gehöriger Lautstärke im Hintergrund.
Zum Abendessen gehen wir 250m die Straße entlang zu der kleinen Pizzeria „Pizza & Love“, direkt an der Straße, eine kleine Terrasse mit ungefähr 14 Tischen darauf, alle mit Nummer, alle reserviert. Als Martin fragt, ob wir noch einen Tisch für zwei bekommen könnten, holt die Jeansshorts bewehrte junge Lady einen vom Innenraum und zwei klapprige Holzklappstühle und macht uns neben der Terrasse einen Katzentisch bereit.
Foto Pizzeria Katzentisch
Die Pizza ist sehr gut, sehr schmackhaft und der Wein süffig. Der Espresso hernach kommt zwar aus einer Kapselmaschine im Minipappbecher, schmeckt aber.
Zurück auf dem Campingplatz sitzen wir noch ein Weilchen draußen bei literweise Mineralwasser und warten ab, bis sich die Temperaturen soweit gesenkt haben, dass man schlafen gehen kann.
Freitag, 27. Juni 2025
Die ganze Nacht hat die Dora Baltea rumgeplärrt und uns trotzdem nicht den Schlaf geraubt. Am Morgen, nach einem kleinen Frühstück, satteln wir unseren Bus und fahren – über die Autobahn (welch idiotische Idee: sauteuer und kaum eine Zeitersparnis!) – eine gute Stunde bis nach Breuil Cervinia, dem Alpenort, den wir 2010 und 2013 schon mal besucht haben.
2010 waren wir mit dem Jimny im September hier, das erste und einzige Mal mit ihm hinauf auf über 3000m ü.M. Damals wussten wir noch nicht, dass wir uns quasi auf der Rückseite des Matterhorns befinden. Das wussten wir dann 2013 schon und waren damals, wir waren Ende Juli dort, superüberrascht, dass oben auf dem Plateau Rosa auf 3500m ü.M. munterer Sommerskizirkus stattfand.
Diesmal wissen wir schon „alles“: dass Breuil Cervinia die italienische Rückseite des Matterhorns ist, dass man mit Gondeln hinauffahren kann in allerhöchste Gefilde usw. Wir parken unseren Bus unterhalb der Gondelstation und lösen Rentnertickets bis zum Plateau Rosa – man könnte jetzt noch höher hinauf mit einer neuen Gondelbahn bis aufs Kleine Matterhorn auf der Schweizer Seite – aber darauf verzichten wir. Viel Betrieb ist nicht. Zum Teil dient dieser Ausflug heute auch der Hitzeflucht und das erfüllt er (7°C sind´s oben). Aber ansonsten ist es schön, dass wir 2013 noch das Ganze unbeschwerter erlebt haben. Mit der neu gebauten Gondelbahn gibt es eine Menge mehr Beton da oben, der Blick ist nicht mehr so unverstellt. Heute ist der Schnee sulzig und das Wetter oben ein wenig oll, damit gibt es wenig Skizirkus.
Fotos Breuil Cervinia
Wir hadern nicht. Wir fahren wieder runter mit den drei Liftanlagen und heimwärts mit unserem Bus – nehmen diesmal dann nicht die überteuerte Autobahnstrecke. Unten im Aostatal empfangen uns unsägliche 36°C. Ein kurzer Abstecher im klimatisierten Conad, um kulinarische Souvenirs einzukaufen, verschafft Abhilfe und danach … nur noch Schatten.
Samstag, 28. Juni 2025
Der Tag wird genauso heiß, wie der gestrige. Daher fahren wir erstmal ohne Frühstück am Platz am Vormittag mit dem ÖPNV Bus hinein nach Aosta. Der wöchentliche Markt ist nicht sonderlich interessant, hauptsächlich wird Kleidung angeboten. Wir suchen uns erstmal ein Café, um zu frühstücken. Da haben wir wahrscheinlich zu schnell „da“ gesagt, denn Martin muss sich ziemlich ärgern, weil er es kaum schafft, die Bestellung aufzugeben im Café (Nichtbeachtung), es darüber hinaus kaum Auswahl gibt an Gebäckteilen (alles schon leergefegt) und drittens er sein Geld nicht loswird, weil nur eine Mamsell für die Geldannahme zuständig ist. Naja, nächstes Mal „Augen auf bei der Caféwahl“.
Wir durchlaufen dann die Hauptaltstadtstraße Aostas, von Ost nach West. Voll von schwatzenden Menschen, netten Geschäften und hübschen Cafés ist diese – sic!
Das, was fehlt sind die ungehinderten Blicke auf die römischen Überbleibsel: Theater, Stadttore, Forum … alles ist eingerüstet, bereit zur Renovierung und bietet keinen fotogenen Anblick.
Fotos Aosta
Man kann sich schon sehr gut vorstellen, dass das alles hier sehr pittoresk ist und nachdem wir eh vorhaben, nochmal ins Aostatal zu reisen, freuen wir uns schon auf den renovierten Zustand ohne die Baukräne und Verhüllungsplanen.
Wir haben trotz allem einen positiven Eindruck von Aosta als wir mittags dann wieder den Bus heimwärts nehmen. Mittlerweile hat es 32°C und wir suchen, so möglich, die Schattenseite des Bürgersteigs. Wir schauen uns noch kurz den anderen Campingplatz an – ja vielleicht war es doch dieser vor 12 Jahren, aber so genau wissen wir es nicht.
Nachmittags erholen wir uns lesend und daddelnd bei kalten Getränken und Wassermelone im Schatten auf dem Campingplatz.
Gegen 17Uhr haben wir uns einigermaßen erholt und setzen wieder unsere Hütchen auf und laufen bei mittlerweile 36°C zwanzig Minuten die Straße entlang, um das Castello Reale di Sarre zu besuchen.
Foto Castello Reale di Sarre
Innerhalb der dicken Mauern ist es dann etwas kühler, aber der Schweiß rinnt trotzdem weiter die Stirn herab. Zusammen mit drei anderen Paaren machen wir eine Führung durch das Schloss mit und auf Italienisch wird uns allerlei erzählt – wovon wir nur einen Bruchteil verstehen. Beeindruckend, im negativen Sinne, ist der Jagdsaal mit Hunderten von Trophäen und Steinbockhörnern.
Foto Inneres des Castellos
Beeindruckend, im positiven Sinne, ist die Historie der letzten Königin von Italien, Marie-José von Savoyen, die hier teilweise lebte.
Sonntag, 29. Juni 2025
Heute treten wir den Heimweg an. Auf der Landstraße geht es das Aostatal westlich entlang, Grobrichtung Mailand. Bevor wir das Aostatal endgültig verlassen, besuchen wir noch das Forte di Bard, die imposante Militärtrutzburg aus dem 19. Jahrhundert.
Gesamtfoto Forte di Bard
Das war ein prima Halt: hinauf geht es zur obersten Anlagenspitze über drei Panoramalifte und oben angekommen erstreckt sich die schöne Landschaft wie im Märklinland.
Foto Fahrstuhl Forte di Bard und Rundblick
Das Innere der Anlage bietet neben den historischen Gemäuern eine Menge an Ausstellungen: sehr ausgedehnt über das alpine Leben über die Jahrhunderte hinweg im Allgemeinen; eine Fotografenvernissage von Davide Camisaca über die Terre Bianche, die uns an Wüstenfotos erinnern und die Weltpressefotos der Naturfotografie. Wirklich toll, wie sie die vielen Räume der Festungsanlage sinnvoll und produktiv nutzen.
Fotos Inneres der Burg
Hinunter laufen wir dann über den Panoramafussweg – wieder in der gleißenden Sonne und schauen uns dabei noch das mittelalterliche Dorf Bard an.
So dann begeben wir uns auf die Autobahn und streben gen Westen und Norden 350km dem Malojapass in der Schweiz entgegen, dessen 23 Kurven wir dann erst hinauf und dann auf der Nordseite hinunterfahren. Wir landen wie geplant, dann auf dem Campingplatz Maloja Plan Curtinac. Wir haben den ausgesucht, weil hier auf 1800m Höhe die Temperaturen angenehm sind (um 20Uhr= 23°C). Ansonsten ist der ganze Platz eine einzige Goldgrube für die Besitzer: kein Anmeldeservice („first come, first serve“), teuer, keine klaren Plätze, vom Anblick her eher ein Rumpelparkplatz für vor allen Dingen VW-Busse.
Wir sind trotzdem zufrieden, haben einen halben Stellplatz bezogen und ein schattiges Plätzchen im Restaurant bekommen. Das Essen – Zaffarelli mit Speck und eine Pizza Vegetariana – war vorzüglich. Wir bleiben hier ja auch nur eine Nacht. Morgen geht es weiter.
Montag, 30. Juni 2025
Wir hatten eine angenehm kühle Nacht, wenn auch nicht unbedingt eine ruhige: gegen Mitternacht donnert und grollt es am Himmel, ab 4:30Uhr haben irgendwelche bis dato unbekannte Vögel ein Riesengeschrei veranstaltet und ab 6:00 Uhr haut der eng stehende Nachbar seine Autotüren wiederholt geräuschvoll zu.
Unser frühes Aufstehen, zumindest früher als an den bisherigen Tagen, verhindert, dass wir unsere Sachen nass einpacken müssen, da ab 9Uhr ein Regen beginnt.
In St. Moritz frühstücken wir – beim Coop im Café. Dann geht es nach Samnaun, um dort ein wenig einzukaufen: Messer, eine Schneiderschere für die älteste Enkeltochter zum Geburtstag und Zigl-Nachschub.
Draußen wird´s wieder mordsheiß und wir sind froh, im klimatisierten Bus zu gondeln. Eigentlich wollen wir am Abend in Bayern am Pilsensee landen und dort für die letzte Nacht einen Campingplatz beziehen. Aber daraus wird nichts, weil die absurde Preise aufrufen.
Stattdessen finden wir auf der App 15 Kilometer entfernt einen wirklich großen Stellplatz unterhalb des Heiligen Bergs. Als wir uns mang vieler anderer Womos platziert und die 20€ für den Platz gelöhnt haben am Automaten, machen wir uns auf den Weg zum Kloster Andechs, bzw. in dessen Biergarten und bestellen Zitronenlimo, geräucherte Forelle und Rollbraten mit bayrischem Kartoffelsalat. Guat war´s!
Foto Kloster Andechs
Wieder zurück am Bus, sitzen wir noch eine lange Weile draußen auf den Campingstühlen im nahen Gras und lassen uns verzaubern von dem von Minute zu Minute sich immer schöner färbenden Himmel.
Dienstag, 1.Juli 2025
Noch liegen gut 600 Kilometer vor uns bis Berlin. Der Tag wird wieder sauheiß, also donnern wir durch. Sich irgendwelche Orte bei der Hitze anzuschauen, erscheint uns nicht wirklich attraktiv. Am späteren Nachmittag laufen wir zuhause ein und freuen uns über einen Erfrischungsdrink auf dem Balkon.
Auch in Berlin soll die Hitze noch die nächsten Tage andauern, bis zu 40°C sogar. Dann können wir sehnsüchtig an die erfrischenderen Temperaturen auf dem Mont Blanc denken.