Sonntag, 18. Juni 2017
Die Drome rauscht in der noch nicht ganz dunklen Sommernacht um Viertel nach zehn und Frösche quaken im Liebesgebalze. Nach einem mittelschweren Versuch die neue Feuerhand-Petroleumlampe in Gang zu bekommen, brennt sie nun mit freundlichem Licht vor dem Bus.
Mittags sind wir nach 1400km Fahrt im Sommerland angekommen und erstmal gut begeistert.
Gestern sind wir ziemlich früh aufgebrochen in Berlin. Zunächst den Caddy beim Sohn abgegeben und eingetauscht gegen ein Foto von der neugeborenen und der fast zweijährigen Enkeltochter und dann den Hänger geholt mit der großen Gummikuh drin, angehängt an den roten Bus in dem die gelbe Ducati ruht … und es geht los. Ach nee, doch noch nicht ganz, weil Papiere zu Hause vergessen. Dann aber.
Es zieht sich, Baustellen auf der A9 und dann Daueranstehen bei McDo in Sachsen, weil zu wenig Personal und überhaupt. Beim Einfädeln auf die Heilbronner Autobahn dann wieder Baustellen ohne Ende, zähfließender Verkehr.
Am Samstagabend sind wir dann im Elsass. Auf der Gegenfahrbahn stauen sich die Baden-Württemberger am Ende der regionalen Pfingstferien vor der deutschen Grenze. Wir haben die „gute“ Idee bei Mulhouse eine Tanke und ein Abendessenrestaurant zu finden. Das glückt auch halbwegs gut nachdem wir uns x-mal verfranzt haben.
Dann sollte es noch ca. 1,5 Std. weiter gehen bis zum Übernachtungsstellplatz und nun beginnt das Drama. Adresse ist exakt ins Navi eingegeben, aber wir finden den avisierten Platz nicht. Sehen ihn nicht, sehen auch keine anderen Womos … fahren zurück nach Besancon. Finden doch dort auch nichts Geeignetes zum gefahrlosen Stehenbleiben über Nacht. Fahren wieder zurück zu dem Ort und finden dann nach Mitternacht endlich den – komplett einsamen – Stellplatz.
Die Nacht wird ruhig und am Morgen haben sich alle Sorgen, Bedenken und Ärgernisse verkrümelt und mit neuen Kräften geht es weiter hinein in den Süden Frankreichs.
Bei Valence verlassen wir die Autobahn und dümpeln Gap und Grenoble entgegen und landen dann wie geplant bei Die.
Der Campingplatz ist prächtig, etwas wild, nicht überfüllt und wir laden die Moppeds in brüllender Hitze aus und machen es uns heimisch.
Am frühen Abend laufen wir die gut 40 Minuten über die Straße bergauf hinein in die Stadt Die und nehmen einen Pastis bzw. eine Orangina zu uns, begucken die aus römischen Zeiten stammende Stadt. Dann geht´s wieder 45 Minuten zurück und es wird geduscht.
Den Abend lassen wir bei Perlhuhnkeule in Rosinensahnensauce und Ziegenkäsesalat ausklingen. Und nun sitzen wir bei 24° C draußen vor dem Bus. Bei sanftem Petroleumlicht mit Rotwein und Averna lauschen wir der immer fließenden Drome.
Montag, 19.Juni 2017
Pain au chocolat und The au Citron markieren die Frühstückszeremomie. Aufbruch um 10Uhr auf den gesattelten motorisierten Pferdchen. Der Tag soll über 30° C warm werden.
In Die schlängeln wir uns hinauf gen Norden aufs Col de Rousset. Noch geht es recht vorsichtig bei der Ducatifahrerin: Ross und Reiterin müssen sich aneinander gewöhnen. Der altbewährte Trainer legt eine kleine Übungsrunde ein, nimmt die allzu Vorsichtige auf die Soziabank und zeigt, was und wie das Ross kann, wenn es darf und man es anständig führt.
Die neuen Kenntnisse werden gleich erprobt und in sich anbahnende Fähigkeiten umgesetzt. Das erntet einen nach oben gerichteten Daumen des Trainers!
Viele Kinder sind auf den steilen Kurvenstraßen auf Mountainbikes unterwegs und strampeln sich schwitzend und schnatternd hinauf auf luftige Höhen. Als auch wir auf 1254m Höhe auf dem Col angekommen sind, durchfahren wir den dröhnenden Tunnel, um dort oben durch die Hochebene des Tals des Flusses Le Vemaison in langen entspannenden Schwüngen weiter zu reisen. Die Nase wird gefüttert mit dem süßen, schweren Duft des Heus auf den Wiesen.
Bei La Palme de Rencourl biegen wir ab nach Westen in die Gorges de Bourne und machen kurz nach Pont-en-Royans einen Abstecher nach Norden. Wir lassen das gelbe Mopped in der Sonne am Straßenrand stehen und fahren zu zweit auf der großen blauen hinauf bis zu spektakulären Galerien und Ausblicken. In dem winzigen Ort Malleval-en-Vercors stolpern wir über eine Auberge, in der sich eine Truppe Strampelradler mit braungebrannten Waden und eine Gruppe altersfortgeschrittener Ausflugsfranzosen bei Mittagsmenüs stärken. Wir gesellen uns dazu und essen köstlichen Salat mit heißem Ziegenkäse bzw. zerlaufenem Bergkäse auf geschmortem Apfel.
Weiter geht es zu zweit auf der Gummikuh runter durch die Gorges Nan, einer bizarre Schlucht, und in einer Westrunde zurück zum abgestellten – mittlerweile sonnenerhitzten – Mopped.
In voller Mannschaft kämpfen wir uns dann durch bis St.-Jean-en Royans und finden den Einstieg in die berühmte Combe Laval. Durch schwarzdunkle Tunnel und an schwindelerregenden Balkons vorbei führt die felsenbewehrte Galerienstraße, die dann am Col de la Machine endet.
Nur wenige Touristen außer uns sind unterwegs. Hier oben in den luftigen Bergeshöhen hat es auch „nur“ 27° C gegenüber den 36° C im Tal.
Zwischendurch – er kann´s nicht lassen – probiert Martin eine kleine Offroadpassage. Aber er kann´s halt auch!
Es geht dann zurück zum Col de Rousset und wieder hinab über mittlerweile angstfrei gefahrene Kurven bis wir nach gut 200km gegen 18:30Uhr wieder auf dem Campingplatz La Pinede ankommen.
Durchschnaufen und duschen und dann ein weiterer Abend im Campingrestaurant bei Forelle und gratinierten Ravioli. Ziemlich platt plumpsen wir glücklich in die Federn.
Dienstag, 20.Juni 2017
Heute eröffnen die bestellten Rosinenschnecken – noch nie so frische gegessen! – den Morgen. Der Fluss rauscht, die Grillen zirpen, die Sonne übt erneut die Aufheizung des Tages.
Wir fahren auf der Landstraße immer entlang der Drome bis Crest und feiern das kleine Wiedersehen mit dem Ort bei einem grande Café au lait. Markttreiben füllt die Gassen des kleinen Ortes unterhalb der mächtigen Burg.
Dann geht es hinauf ins Vercors und auf Kurven dann hinab in die Gorges d`Ombleze und wir bestaunen die Wasserfälle. Auf dem Rückweg – es ist eine Sackgasse für motorisierte Fahrzeuge - pausieren wir teuer und edel im schattigen Garten der Moulin de la Pipe. Zurück bis Beaufort sur Gervanne tanzen wir eine nördliche Halbrunde durch das Vercors bis Die.
Mittlerweile hat es 34° C und obwohl der Fahrtwind die Hitze erträglich macht, werden wir müde und beschließen nach einem Einkauf für´s Abendessen den restlichen Nachmittag auf dem Campingplatz lesend und dösend zu verbringen.
Am Abend kochen wir alleine für uns. Dies hat zumindest zwei Gründe: einmal hat das Lokal heute zu, weil ein neuer Koch eingearbeitet werden soll und andererseits wollen wir auch mal unseren Supertrooper- Primuskocher nutzen. Es gibt Merguez, Taboulé und Tomatensalat.
Mittwoch, 21.Juni 2017
Heute geht es auf eine große Runde und zwar auf einem Mopped - der großen blauen, die uns beide trägt. Schön auch mal wieder, Sozia sein zu können. 240km kriegen wir heute unter den Gummi.
Zunächst geht es strikt die Nordstrecke des ersten Tages über das Col de Rousset hinauf. Wieder sind strampelnde Kinder auf Mountainbikes unterwegs (wir fragen uns, sind das dieselben Kinder? ist das ein Training für besonders ambitionierte oder eine kleine Bootcampaktion für hyperaktive?)
Wir biegen diesmal bei La Balme de Rencourl in Richtung Osten in das Tal der Bourne ab und genießen die tolle Strecke durch die Gorges de la Bourne. In Villard de Lans, einem auf 1000m Höhe gelegenen Skiort, in dem auch jetzt sommers Halligalli ist, pausieren wir für einen (gruseligen) Café au lait.
Dann führt die Strecke weiter über Lans en Vercors in Richtung Norden. Wir umrunden den Hausberg von Grenoble mit den drei markanten Jungfrauen, Les Trois Pucelles, um in Richtung Westen uns in den weitausschweifenden Talkessel nach Grenoble hinunter zu schwingen. Aber nur bis zum Stadtrand… über 30°C und in Motorradklamotten gekleidet laden nicht zum Stadtspaziergang ein.
Einige Kilometer nutzen wir die Autobahn in Richtung Süden, verfranzen uns ein wenig und finden dann hinter Vif zurückstoppelnd die kleine Straße, die uns in die Berge leitet.
Die Landschaft ist eine grandiose Mischung zwischen Dakota, Dolomiten und Märklinland. Um nur einige der beeindruckenden Berge zu nennen, die wir bestaunen, fotografieren und umrunden: La Grand Moucherolle , weiter südlich der Grand Veymont und ganz besonders der Mont Aiguille mit seinem markanten Quadratschädel.
Es ist grottenheiß und wir suchen eine Picknickstation – Aire heißen die in Frankreich – mit ein wenig Schatten, um die Reste unseres gestrigen Abendessens zu verspeisen.
Die Berge hinauf ist zum Teil neuer Straßenbelag gegossen worden – noch liegt loser Schotter zum Einfahren drauf. Nicht ungefährlich hier mit der großen Maschine zu kurven – bloß gut, dass der verantwortliche Lenker schon das eine oder andere Mal Schottererfahrung sammeln konnte.
Wegen der über 35°C bleibenden Hitze freue ich mich, wenn das Visier offen bleiben kann und ich wie ein hechelnder Hund über den duftenden Fahrwind ein wenig Kühlung erhalte.
In einem südlich gezogenen Halbkreis wieder durch ein Tal über das Col de Menée geht es zurück nach Die. Hier haben wir tolle Passagen durch Wälder in denen in der großen Höhe die Temperatur um 10°C sinkt und der zuvor gefallene Regen noch olfaktorische Geschenke bereitet.
Kleine Nebeninfo: Rund um Die wird ein besonderer Sekt und Cremant angebaut und natürlich auch vertrieben: der Clairette de Die bzw. der Cremant de Die. Wir haben die Werbungsplakate bei Herumcruisen hier schon mehrfach gesehen, aber bei uns noch nie von dem – durchaus edlen – Gebräu gehört und konnten somit gar nicht zuordnen, was „Clairette“ bedeutet. Heute Abend werden wir den mal verkosten.
Ein wunderbarer Fahrtag geht dem Ende zu.
Die verschwitzte Wäsche wird (natürlich ohne Waschmittel !) im Fluss gewaschen und nach dem Duschen werden wir den neuen Koch des Campingplatzrestaurants mal testen gehen.
Test gut verlaufen: Clairette und Cremant munden köstlich! Muscheln und Fritten waren sehr gut! Dessert und Bedienung ebenfalls. Dass die Dinge ihren Preis haben, kennt man.
Nette Gespräche mit dem belgisch-stämmigen Patrone des Campingplatzes flankieren den runden Abend.
Donnerstag, 22.Juni 2017
Morgens sind wir etwas lahm und kommen nicht so gut vom Fleck. Erst gegen 10:30Uhr fahren wir los: wieder auf zwei Maschinen. Hinter Die geht es zum Cirque d`Archiane, einem natürlichem Felsrondell. Wir machen dort nur ein Foto, das eigentliche Wandergebiet ist für Moppeds nicht gedacht.
Wir fahren in die wunderschöne Schlucht Gorges des Gats hinein in der es duftet und in der uns kühlende Winde umschmeicheln. Dann geht es wieder hinauf in langen Kurven auf das Col de Grimone. Nachdem es weit und breit keinen Kaffeeausschank gibt, pausieren wir auf der Leitplanke im Schatten sitzend und verkosten unser Mineralwasser.
Eine gute halbe Stunde später dann in Lus- la-Croix-Haute einem verwinkelten Dörflein finden wir in der mittlerweile brüllenden Hitze eine Bar und füllen unser Coffeinbarometer wieder auf.
Von Lus aus machen wir zwei Abstecher, den einen in das Vallon de la Jarjatte (endet am Wanderweg) und den anderen zu einer Schlucht, die sich dann aber als keine solche herausstellt.
Nochmal zurück nach Lus und ein Eis geschlabbert - auf mehr ist kein Bedarf bei der Wärme - um sodann eine winzige Straße am Fluss Aiguebelle entlang, die wieder über ein Col führt, zu tänzeln.
Die kleine Straße spuckt uns an der D93 aus, die wir in langen Kurven Richtung Nordwesten durch Galerien und Tunnel fahren. Es fängt an zu donnern und erste dicke Regentropfen auf dem Visier verheißen nichts Gutes. Martin fährt schnell wie ein Flitzebogen, aber nicht schnell genug: der Regen erwischt uns und es gibt keine Unterstellmöglichkeit. Also muss man durch, eine Viertelstunde der Sonne entgegen. Da wir nicht total aufgeweicht sind, trocknet die Kleidung auch wieder fix im Fahrtwind als wir dem Regengebiet entfleucht sind.
Den ganzen Tag ging´s hinein in Schluchten und hinauf auf Col(s) von denen es Unmengen hier im Vercors gibt.
Gut 170km sind wir heute gefahren und bei 37°C laufen wir wohlbehalten, mit dem Einkauf fürs Abendessen im Rucksack, auf dem Campingplatz wieder ein.
Am Abend bleibt es schwül und wir sind wie gegen die Wand gehauen. Da hilft nur Duschen und Musik aus dem Geneva.
Freitag, 23.Juni 2017
Ausgeschlafen und viel fitter starten wir den nächsten Tag. Die frischen Rosinenschnecken sind schon obligatorisch.
Nach dem Tanken geht es wieder hinauf aufs Col de Rousset. Viele weitere Motorradfahrer sind unterwegs. Die Kinderstrafbrigade entdecken wir erst als wir auf die D76 abbiegen und in Richtung Col de la Machine durch den Wald fahren. Aha, man gönnt den Kleinen auch mal eine andere Herausforderung. Auf dem kleinen Marktplatz von Vassieux- en-Vercors nehmen wir unseren ersten Café au lait und bestaunen die verschiedenen Gruppen von Ausflüglern: eine Gang von graubärtigen Fahrern auf toll hergerichteten Oldtimermoppeds und eine Kolonne von deutsche Porschefahrern, die sich wie wir in den Kurven des Vercors verlustieren.
Auf den Bergwiesen tummeln sich tausende von tanzenden Schmetterlingen und unzählige wilde Blumen bieten ihnen Nahrung.
Am Beginn des Cirque La Combe Laval pausieren wir für ein paar Fotostopps und durchfahren anschließend die wunderschöne Strecke. Weil´s so schön war, brettern wir nochmal zurück über das Col de l`Echarasson und fahren den Cirque noch einmal.
In langen Schwüngen geht es hinab nach St. Jean en Royans und wir müssen den Coffeinhaushalt mit Cola erhöhen. Unsere Moppeds parken wir auf einem Parkplatz oberhalb einer Wiese auf der die Dorfjugendlichen mit 50ccm Betas und Rollern herumlungern. Das Thermometer der Ducati zeigt unglaubliche 41°C an.
Wir suchen die Abkühlung in luftigeren Höhen und fahren die D199 auf das Col de la Bataille. Eine verwunschene Landschaft und fast einsame, uns alleine gehörende Straße verzaubert uns. Es ist einfach sehr schön hier!
Letzter Stopp des Tages dann in Beaufort sur Gervanne in einem Biocafé bei einer Kugel Vanilleeis und einem Kaffee.
Heimwärts geht es über die schon bekannte Nebenstrecke am Fluss entlang über das Col de la Croix nach Die. Es werden wieder knapp 170km bis wir – glücklich - daheim sind.
Samstag, 24.Juni 2017
Heute legen wir eine Pausentag ein, was bedeutet, dass die Moppeds ruhen dürfen. Schon morgens laufen wir schwitzend hinein nach Die. Dort ist heute großes Markttreiben angekündigt: die Transhumance 2017. Wir haben schon die Tage über die großen Plakate gesehen, die das Event ankündigen. „Transhumance“ – sprich Tronsümos – heißt Wanderweidewirtschaft und es wird der jährliche Almauftrieb der Schafe gefeiert.
Vormittags ist Markt in Die und die Gassen sind gut mit Menschen gefüllt. Gaukler auf exorbitant hohen Fahrrädern amüsieren die Leute.
Von Schafen ist noch nichts zu sehen. Also tapern wir durch die Hitze wieder zurück auf den Campingplatz und planschen ein wenig in der Drome und schlafen eine Runde draußen im Schatten.
Nachdem wir uns das nicht nochmal antun wollen abends bis Die zu laufen, fahren wir sehr vorsichtig nur mit dem Helm als Schutz auf der Ducati rein nach Die.
Das Getümmel hat zugenommen, der Markt ist abgebaut, aber zu 18Uhr, wo der Schafcorso durch die Straßen von Die angekündigt ist, hört man kein einziges kleines Mähhhhhh ….
Wir warten mit hunderten von anderen Schaulustigen und dann endlich um 19:20 Uhr trappeln die laufenden Wollknäuel zu Massen durch die Gassen. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei, die Straßen sind voll von Schafdung und wir schwingen uns wieder auf die wartende Gelbe und tuckern ganz vorsichtig heimwärts.
Da es trotz des Spektakels in Die – anders als bei den uns bekannten deutschen Straßenfesten- keine Fressbuden gibt, werden wir das Campingrestaurant heute wieder in Anspruch nehmen.
Sonntag, 25.Juni 2017
In der Nacht hat es ordentlich geregnet. Mein Handtuch, das draußen hing, ist „versandet“ und die Schuhe, die unterm Bus standen auch. Somit wird der Sand erstmal im gut Wasser führenden Fluss ausgewaschen.
Das Rosinenschneckenfrühstück muss auf Behelfsstühlen eingenommen werden, weil auch unsere Campingstühle durchgesuppt sind. Aber die Sonne brennt schon wieder ungehindert auf uns nieder. Ein kurzer Telefongeburtstagsgruß verbindet uns mit Kilian, der heute in Hamburg mit Familie weilt.
Wir werden einen Zweitagesausflug in die Cevennen machen. Auf der großen Blauen zu zweit, das Minimalgepäck (Zahnbürste, Ersatzpullover und Unterhose) im Rucksack der Sozia bzw. im Backpack auf der Gummikuh. Dem belgischen Campingplatzbaron haben wir Bescheid gesagt, dass Bus und Ducati stehen bleiben, nur wir mal kurz weg sind.
An Crest vorbei ziehen wir über die Rhone nach Privas. Wir freuen uns, die gute alte Ardeche wieder zu befahren und dann geht es auch an Aubenas vorbei nach Joyeuse, dem alten „Heimatort“. Alles steht dort noch und die sonntägliche Ruhe liegt gemütlich über dem Ort.
Aufgetankt geht es über Les Vans auf die D901 nach Villefort. Die Landschaft verändert sich: die Hügel werden höher und waldiger. Man kann weit gucken und ein wenig erinnert das Gebiet der Cevennen an den Harz. Es ist heiß und viele Moppedfahrer sind in den Kurven unterwegs. Man grüßt sich als Entgegenkommende stets freundlich.
Die D51 bevölkern wir dann in Richtung Süden ziemlich alleine, den höchsten Berg der Cevennen, den Mont Lozere, rechts neben uns lassend bis zum Eingang der Tarnschlucht. In die biegen wir ein und ab und an stoppen wir um uns satt zu sehen an den weit unter uns bugsierenden Kanufahrern, deren Lachen bis zu uns hoch schallt. An diesem Sommersonnensonntag aalt sich Halbsüdfrankreich auf den Kieseln des braunen Tarn. Wie bunte Flecken wirken die Badegäste im graugrünen Dschungel des Flussbetts.
In dem touristischen Städtchen Le-Pont-de-Mont-Vert pausieren wir für einen Kaffee und ein Eis, gemeinsam mit Mountainbikern und Wanderern. Dann kurven wir auf den abenteuerlichen Biegungen der Straße entlang bis La Malène, dem Herz der Tarnschlucht.
Steil und serpentinenreich geht es hinauf um dann über eine weite Hochebene nach Meyrueis zu gondeln. Dort suchen wir uns ein Hotelzimmer, duschen, ziehen uns um, machen einen Stadtspaziergang durch die unspektakuläre Dreiflüssestadt und wählen eines der zahlreichen Lokale am Fluss aus um ein prächtiges Menü zu verzehren.
Im Hotel schauen wir noch die Hälfte des Films „Nottinghill“ – in dem hier Julia Roberts und Hugh Grant perfekt französisch sprechen.
Montag, 26. Juni 2017
Der vor dem Hotel unaufhörlich rauschende Fluss störte die Nachtruhe nur minimal. Nach dem Verzehr des mitgebuchten Frühstücks im Hotel geht es morgens um 09:00Uhr bei knapp 20°C los auf die D996 in Richtung Nordosten.
Über die Corniche des Cevennes geht es auf der D9 bis Anduze. Weite Blicke erlaubt das Swingen auf den wenig befahrenden Straßen. Milde, begraste Hügel und landwirtschaftlich bestellte Flächen dominieren das Bild.
Der angekündigte Regen versucht ganz zaghaft unsere Visiere zu benetzen nachdem wir in Bagarde einen Kaffeestopp gemacht haben. Aber die mittlerweile 28°C Außentemperatur trocknen die Tropfen schneller als dass wir uns entschließen könnten, Regenschutzkleidung anzuziehen.
An Alès vorbei, die D6 entlang, stoppeln wir bis Bagnoles und setzen dann bald wieder über die Rhone über. Die Landschaft verändert sich hier sehr, wir sind ja nun auch im Departement Provence: weitläufige Felder mit Wein (der Cotes des Rhone!) und Lavendelplantagen wechseln einander farbharmonisch ab. Es ist ein Augen- und Geruchsschmaus!
Nach Dieulefit geht es über die Berge in nordöstlicher Richtung auf Die zu. Knapp 600km sind wir in den beiden Tagen gefahren und haben ein großes, schönes Stück Frankreich erlebt.
Dienstag, 27.Juni 2017
Gestern Abend gab es wieder ein wenig, nur ein wenig, Regen. Martin baut das Eingang schützende Tarp auf und wir machen Disko im Bus= Getränke und Sitzplätze im Bus, Tanzfläche im Freien …
Morgens ist wieder alles klar und sonnig. Die Wetterprognose verspricht einen weiteren heißen Tag und wir satteln unsere Pferde und galoppieren nach Die durch die Gorges des Gats über das Col de Crimone und hinauf auf das Col de la Croix Haute. Dort machen wir den fatalen Fehler der Empfehlung der Bedienung zu folgen und einen Cappuccino zu nehmen. Das grausige Tütenpulverzeug schmeckt seine 3€ nicht im Entferntesten. Runter damit und hoffentlich war da wenigstens ein bissi Coffein drin ….
Neues Gebiet erkunden wir mit der Fahrt über das Col de Mens und von dort in Richtung Osten. Der Blick wird frei auf einen (ja anders kann man ihn nicht beschreiben ..) bezaubernden Ring von hohen Bergen, die gleichzeitig mächtig wie gütig das Tal bewachen. Der höchste unter ihnen ist der Grand Ferrand mit 2759m.
Uns führt die Strecke in das kleine Städtchen Mens, ganz verwunschen mit Minihäusern. Aber es ist nichts los dort, auch keine ansprechende Pausenbar lädt zum Verweilen ein. Also fahren wir zurück über das Col de la Croix Haute, pausieren in einer netten Snackbar bei Schinkenbaguette mit Gürkchen und setzen dann die Reise fort in Richtung Süden durch das Tal der Drome. Die Straßen sind heute wenig befahren und so können wir es ein wenig fliegen lassen.
Wir machen noch einen Abstecher auf die Hochebene auf die die D175 hinauf führt. Idyllische Landschaft, weite Blicke und eine Ansammlung von alten, rosenberankten Steinhäusern, ein kleiner eigener Flughafen ermöglicht den Anwohnern die direkte Anbindung.
Wir kraxeln dann über engste Serpentinen wieder hinab auf die D93 und legen bei der Saut de la Drome noch mal eine Pause ein. Hier liegen mächtige Felsbrocken (im Französischen „Les Claps"), die nach einem Erdbeben 1442 übrig geblieben sind und den Fluss Drome gestaut, bzw. umgeleitet haben (die Drome macht einen Sprung= Saut de la Drome). Heute ist das ein gut besuchtes Picknick- und Freizeitgebiet, wo sich junge und geübte Kletterer ausprobieren und Familien in den angestauten Wassern baden.
Die letzten 25km bis Die brettern wir wie schon manchmal über die D93. Ein kleiner Einkauf im nahe gelegenen Supermarkt ergänzt die Bestandteile für´s heutige Abendessen.
Mittwoch, 28.Juni 2017
Gestern Nacht ging ab ca. 23:00 Uhr ein Blitzen und Donnern los. Wir haben immer mitgezählt: 21, 22, 23 …… krach! Und dann prasselte das Gewitter hernieder. Wir waren geschützt im Bus mit dem Tarp davor und es hatte durchaus etwas Gemütliches.
Heute Morgen: große Schlammmatsche vor dem Bus. Die morgendliche Sonne hat sich bemüht, alles wieder zu trocknen, was nur bedingt gelang.
Wir beschließen, das Glück nicht weiter herauszufordern und morgen dann abzureisen.
Das bedeutet, wir beginnen heute mit dem Verladen der großen Blauen in den Anhänger und dem ersten Zusammenräumen.
Mittags brechen wir dann auf in unserem Bus und kurven über das Col de Menée nach Grenoble.
Das dauert ein ganzes Weilchen, weil die Auf- und Ab-Zirkulierung der Passstraßen im roten Crafter nicht so ganz einfach ist. Es macht Freude, den neuen Bekannten wieder zu sehen: Mont Aiguelle – und erst heute entdecken wir seinen „grünen Haarschopf“.
Gute zwei Stunden stromern wir durch die Grenobler Altstadt und fahren natürlich auch mit den futuristischen „Boules“ hinauf auf die Bastille.
Uns durch den Berufsverkehr kämpfend, erreichen wir die Autobahn nach Lyon/Valence am Abend und düsen kilometermäßig weiter, aber dafür ruhig rollend und Hörbuch lauschend über Valence und Crest gen Campingplatz.
Ein letztes leckeres Abendessen – stilecht mit Schnecken als Vorspeise ! – im Restaurant am Platze – bevor der Regen prasselt und wir wieder in unseren Bus flüchten (müssen).
Donnerstag, 29.Juni 2017 und Freitag, 30.Juni 2017
Am Donnerstagmorgen hindern immer mal wieder Regenschauer das Einladen der Ducati, denn da die Gelbe in dem Bus heimreisen soll, brauchen wir einigermaßen regenfreie Zeiten, sie einzuladen, um den Bus selbst im Inneren nicht mit französischem Regen zu füllen.
Mittags gelingt das Unternehmen dann bei aufklarendem Himmel und so zuppeln wir gen 12 Uhr vom Campingplatz. Eine Kiste Cremant wird noch bei der örtlichen Kelterei eingekauft und ein Carrefoureinkauf rundet die Mitbringselorgie ab. Dann geht es stramm kilometerschrubbend in Richtung Heimat. Nach knapp 12 Stunden und 850km nächtigen wir auf dem Supertrooper-Stellplatz in Bad Schönborn.
Lustigerweise erklärt der Betreiber am nächsten Morgen als Martin zahlen will, dass wir schon im Computer erfasst sind: wir waren bereits 2012 hier schon einmal.
Die restlichen 550km fährt unermüdlich Martin, der sich nicht ablösen lassen will, und gegen 17Uhr sind wir dann auch wieder in Berlin.
Es ist schon immer ein Klopper diese Distanzen hinzu und heimzufahren, aber die Zeit im französischen Sommerland hat sich gelohnt. Besser werden könnten wir noch im Gestalten der Reise- und Pausenzeiten, z.B. indem wir eher langsamer über Landstraßen fahren. Aber noch gibt das die knapp bemessene Urlaubszeit nicht her.