Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
Willkommen

April 2025 mit dem California ins Tessin


Dienstag, 8. April 2025
Morgens losgefahren. 700km bis ins Allgäu. In Wangen den Stellplatz bezogen. Hineingelaufen entlang des Flusses zur Altstadt. Alles schmuck und niedlich. Abends essen gegangen im Gasthof Lamm: wie sich´s gehört abgeschmelzte Maultaschen mit Kartoffelsalat und eine regionale Spezialität, die sich Dreierlei nennt: Linsen, Spätzle, Maultaschen und Schlutzkrapfen – das sind zwar vier, aber wer weiß schon, wie die hier zählen …


Die Nacht im Bus wird kalt, aber dank Heizdecke gut erträglich.


Mittwoch, 9. April 2025
Morgens bei noch strammen Temperaturen bis zum Bäcker gelaufen. Cappuccino mit Hafermilch ist auch hier durchaus schon ohne Weiteres zu bekommen. Außerdem ein geteiltes Süßteil zum Frühstück. Die örtliche Polizei ist hier genauso Kunde wie die Hausfrau im fortgeschrittenen Alter oder der Bauarbeiter.
Weiterfahrt dann gen Süden. Die mautfreie Strecke entlang Bregenz genutzt und dann auf die (bereits mit Vignette) bezahlte Autobahn der Schweiz. Die Berge kommen langsam näher.
Die kurze Mittagspause mit Salat im Mövenpick Bellinzona erinnert uns noch mal ausdrücklich an die hier herrschenden Preise. Bald schon ist der Campingplatz Riarena nahe Bellinzona erreicht. Mittagsruhe hier. Es liegen Zettel aus, welche Plätze noch frei sind, welche vorreserviert, man soll sich seinen Platz selbst aussuchen. Tun wir und nehmen Nr. 139.
Um 14Uhr ist die Rezeption auch wieder besetzt und die nette Lady dort bucht ab, scannt ein und informiert über den Brötchenservice für den nächsten Morgen und die Ticino-Card für den Aufenthalt.
Mit selbiger haben wir – wie wir´s schon aus Südtirol kennen – freie Fahrt mit dem ÖPNV. Wir  nutzen dies, um nach Bellinzona hineinzufahren mit dem Bus – und werden auch prompt kontrolliert von einer getarnten Zweierbrigade (alles paletti bei uns – man wünscht uns „buon giornata!“).
Bellinzona hat sich hübsch gemacht und in die Sonne gestellt: schöne Häuser, Gassen und gleich drei Burgen. Auf die größte klettern wir hinauf und blicken über die ganze Stadt.





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Das Leben scheint ordentlich entschleunigt hier: alte Männer schlafen in der Sonne auf dem Rasen des Burghofs, junge Familien üben Klettern an der Burgfelsen und Pärchen knutschen und lauschen den Klängen italienischer Opernstars, die aus einer Bluetooth-Box hinaus in die Welt trällern.
Wir schlendern über jahrhundertealte Stufen wieder hinab in die Stadt und suchen unseren Heimwärtsbus. Dies gelingt und eine halbe Stunde später spuckt uns selbiger aus am Ufer des Flusses, der uns zum Campingplatz führt.
Wir schmücken den Bus mit dem Calicap für die nächtliche Kälte und gleichzeitig stellen wir die Klappstühle raus, weil es jetzt um 17Uhr noch wunderbar warm ist, um draußen in der Sonne zu sitzen.
Das Campinglokal hat heute offen und freut sich sehr über unsere Schweizer Franken und wir freuen uns ebenfalls sehr über eine gute, nicht sehr gute, aber eben gute Pizza.
Langsam kehrt Ruhe ein auf dem gut befüllten Campingplatz und auch wir machen so langsam Schluss für heute.

Donnerstag, 10. April 2025
Wir Mutigen frühstücken sogar draußen vor dem Bus – in der Sonne sitzend fühlt es sich viel mehr an als nur 9°C. Durch den Brötchenservice auf dem Campingplatz und den selbst zubereiteten Tee und Kaffee ist das Frühstück rund.
Gegen halb elf ziehen wir dann los bis zur Hauptstraße, schnappen uns den Bus 311 und fahren mit unserem Ticino-Ticket bis nach Locarno. Alte Pracht, der schöne Lago Maggiore und der wöchentliche Markt auf der Piazza Grande verströmen Charme.




Schon einmal vor … 15? … Jahren waren wir auf dem Friedhof S. Maria di Selvio, haben damals nicht gefunden, was wir suchten. Aber diesmal mit Argusaugen finden wir dann doch die Grabplatte des Urnengrabs von Franziska zu Reventlow.
Mit dem ÖPNV geht es dann weiter bis Ascona. Diese Uferpromenade toppt alles bisher Dagewesene: beschnittene, gerade austreibende Platanen, schaukelnde Boote auf dem blauen See, schneebedeckte Berge im Hintergrund und ein teurer Aperitivo im Ballonglas.





Heimwärts dann wieder mit dem Bus, ausgespuckt an der lokalen Haltestelle und mit müden Füßen bis zum Campingplatz tapernd immer am Fluss Ticino entlang. Noch ein paar Sonnenlesestunden vor dem Bus bis es wieder am Abend ins eher mittelmäßige, dennoch teure Restaurant geht.
Mit geblähten Bäuchen fangen wir die letzten Sonnenstrahlen ein. Der Anflug der Sportflieger auf den Flughafen Cantonale di Locarno ist bereits beendet. Letzte Kondensstreifen mischen sich mit der rot verglühenden Abendsonne. Auch die Gleitschirmflieger haben ihre dicken Rucksäcke bereits zusammengepackt. Nur die anfeuernden Rufe der Fußballspieler auf dem nahegelegenen Sportplatz klingen noch herüber und ein paar Jogger laufen auf dem Uferdamm.

Freitag, 11. April 2025
Der strahlendste Tag beginnt, Sonne pur. Wir packen unser Calicap ein, ein wenig feucht ist es noch und fahren das Aufstelldach ein. Dann geht es Richtung Locarno zum Coop Einkaufszentrum, dort frühstücken wir und wir wissen nun auch was Hafermilch auf Italienisch heißt: Latte d´Avena.
Dann schlängeln wir uns Serpentinen hinauf ins Verzasca-Tal. An der Doppelbrücke Ponte dei Salti, im 17. Jahrhundert erbaut, stoppen wir, bewundern das schöne Monument, laufen drüber und schauen ins super klare Wasser und auf die geschliffenen Steine. Eine junge Frau macht beeindruckende Yogaübungen am Flussufer.

 




Wir fahren das Tal, den Postbussen hinterher zuppelnd, bis zu seinem Ende.
Der Bus wird geparkt und die Wanderstöcke ausgepackt und zusammengesteckt und dann geht es auf eine kleine Wanderung entlang am Fluss Redorta bis zum Wasserfall Froda, der sich über Hunderte Meter in die Tiefe stürzt.
Fotos Wanderung und Wasserfall.




Da der Nachmittag noch jung und unsere Energie noch nicht aufgebraucht ist, fahren wir nun das Tal zurück und nach Lugano. Die Welt der Reichen und Schönen öffnet auch für uns ihre Tore und lässt uns einen Blick auf den Luganer See und die hübschen Kolonnadengänge werfen. Schee is scho, aber da Bucherer, Gucci und Konsorten nicht in unserer Preisklasse produzieren, werden wir nicht verführt, unsere Sommergarderobe hier upzudaten.

 


Heimzu staut es sich gewaltig auf der Via Cantonale und gibt uns Zeit zu beschließen, dass wir statt uns wieder einen teuren Blähbauch abzuholen im Platzrestaurant, lieber selbst kochen. Abends gibt es Spaghetti Carbonara (naja, statt Spaghetti sind es Farfalle. Spaghetti passen nicht in den Campingkochtopf) und hernach einen Williams.
Ein sternenklarer Himmel läutet unseren – vorerst - letzten Tessinabend ein. Stundenlang sitzen wir noch vor dem Bus und klönen. Und hernach dann drinnen im Bus hören wir noch eine ganze Weile unsere Top100 aus der Soundbox.

Samstag, 12. April 2025
Wir fahren gegen 9Uhr ab vom Campingplatz und steuern wieder ein Einkaufszentrumcafé fürs Frühstück an. Dann geht es über Lugano am Luganer See entlang und schwupps rüber zum Comer See. Man könnt´ die ganze Zeit Entzückungsschreie ausstoßen ob des Landschaftsbildes, das sich vor unseren Augen ausbreitet: blaue Seen, hohe schneebedeckte Berge drumherum, herrlichste Villen wie im Miniaturwunderland und das ganze garniert mit Palmen, die in den Himmel wachsen. Die Straße schlängelt sich in Serpentinen die Berge hinauf und hinunter. Martin fährt aufmerksam und bedacht. Wieder auf italienischer Seite am Comer See legen wir ein Päuschen ein. Es nicht leicht, überhaupt ein Parkplätzchen für unseren Bus zu finden, viel privato oder steil abfallend. Als es dann doch gelingt, wandern wir die paar Meter hinunter zum See, schauen den Kitern und Surfern bei ihren endlos geduldigen Übungsversuchen zu und genießen einen echten italienischen Cappuccino und ein Stück Tarta Limone – köstlich.

Kurz vor dem Maloja-Pass wechseln wir wieder in die Schweiz und trudeln, wie auf Karusselltrassen den Pass hinauf, um auf der anderen Seite am Silsersee, der sich noch nicht zwischen Winter und Frühling entscheiden kann, entlang zu gondeln.


 



Wir gleiten hinein ins mondäne St. Moritz, bzw. dran vorbei. Das bonzige Hotel Billiadaire neben uns an der Straße sagt schon alles zu dem Fame und alten, klunkerbehangenen Charme des Nobelortes. Bloß gut, dass wir hier keine Reifenpanne haben … sogar die Jugendherberge kostet 129€ pro Nacht.
Bald erreichen wir dann Österreich und finden den angestrebten Campingplatz in Pfunds. Flugs eingecheckt und den Bus abgestellt und dann Aufbruch zu einer Wanderung über den Wichtelweg im Wald, um die nach fünf Stunden Fahrt müden Knochen und Muskeln wieder in Schwung zu bringen.
Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir Pfunds und suchen uns das am besten bewertete Restaurant aus, speisen vorzüglich und wandern dann am Inn entlang wieder heimwärts. Die knapp 14000 Schritte auf dem Zähler sind redlich verdient und die warme Dusche dann auch.

Sonntag, 13. April 2025
Die angekündigte Wettereintrübung zeigt sich schon am Morgen. Leichter Niesel liegt in der Luft. Wir fahren hinauf ins Zollausschlussgebiet Samnaum und frühstücken erstmal beim örtlichen Bäcker. Ob der frühen Stunde und des Sonntags herrscht hier oben eher das Gegenteil von hektischer Betriebsamkeit. Etliche Skifahrer warten auf ihre Gondel bzw. ihren Bus. Die Gipfel rundherum sind von Wolken verhangen.
Wir laufen durch den Ort, kaufen eine Ladung Messerchen und Nachschub – natürlich nur in erlaubter Menge – von Räucherstäbchen. Zum Abschluss erwerben wir noch einen chicen Rucksack für Martin.

Dann geht es wieder hinunter nach Österreich, das wir aber bald verlassen, um nach 120 Kilometern Neuschwanstein in Bayern zu erreichen. Wir haben online Karten für einen Schlossbesuch erworben und nachdem wir den Bus mang zig anderer Besucher geparkt haben, schleppen wir uns 40 Minuten steil bergauf keuchend bis zum Märchenschloss.

 



Das multikulturelle, vielsprachige Gewusel vor dem Eingang ist bestens durchgetaktet. Auf einer digitalen Anzeige wird genau angekündigt, wann welche gebuchte Tour Zutritt bekommt. Unsere junge Führerin geleitet unsere Gruppe eine halbe Stunde durch die prächtigen Gemächer des früh verstorbenen Märchenkönigs und ihre Erläuterungen und Erklärungen können dank der ausgeteilten Minitransponder von jeder und jedem gut mitverfolgt werden.
Martins schon seit zwei Wochen bestehende Rückenschmerzen veranlassen uns, für den Abstieg eine Pferdedroschke zu besteigen und so tappeln uns zwei Kaltblüter zusammen mit ca. zehn weiteren Touristen gemächlich den Berg hinab.
Wir kloppen nochmal gut 100 Kilometer gen Norden und erreichen Friedberg bei Augsburg am Abend. Den erst angefahrenen Stellplatz dort verschmähen wir nachdem ein dort schon stehender Brite darauf besteht, dass unser kleines Büschen nicht mehr Platz hat neben seinem Gigantomaten. Der zweit angefahrene Stellplatz gleich neben der Wallfahrtskirche erweist sich dann sowieso als der sympathischere und auf einen Stromanschluss für die Nacht können wir gut verzichten, da zweistellige Temperaturen angesagt sind.
Gutes bayrisches Essen im Gasthof zur Linde rundet den Tag ab.

Montag, 14. April 2025
Am Morgen fahren wir die knapp 10 Kilometer bis Augsburg und verstauen den Bus in dem Parkhaus eines Einkaufszentrums, in dem wir dann auch einen Frühstücksbäcker finden. Dann erkunden wir das uns bis dato noch unbekannte Augsburg.
Zunächst wirken die Straßen recht menschenleer, was uns ein wenig verwundert. Aber mit zunehmendem Vormittag und Eintauchen ins Altstadtgelinge bevölkert sich das Straßenleben. Die Sonne lacht und es ist angenehm warm. Die verschiedenen Kanalläufe des Lech zaubern eine hübsche Stimmung. Es heißt, Augsburg habe 500 Brücken – mehr als Venedig.




Leider hat die „Augsburger Puppenkiste“ nur Mittwoch bis Sonntag auf und auch das Brecht Geburtshaus hat montags geschlossen. Diese beiden Besuche müssen wir auf ein anderes Mal verschieben. Damit bleibt uns bloß, ein wenig durch die Geschäfte zu ziehen und eine Leberkässemmel zum Abschluss zu verzehren.
Dann geht es die restlichen 500 Kilometer heimwärts, begleitet von dem spannenden letzten Carl Moerk Fall als Hörbuch. Nach einem Abstecher in Lauf inklusive Kaffeepause sind wir dann gegen 21Uhr zurück daheim und lassen den Abend bei lauem Wetter auf dem Balkon ausklingen.
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