Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
Willkommen


September 2025 - mit dem California in die Bretagne


Dienstag, 9. September 2025
Wieder eine Abreise mit Verzögerung und wieder eine mit geändertem Ziel. Eigentlich wollten wir am Samstag gen Portugal losfahren, aber am Sonntag zuvor (am 31.8.) hat Martin in einer unglücklichen Ampelsituation die große GS nicht mehr halten können, sie fiel um und ihm mit dem Zylinder direkt auf den Fuß. Der große linke Zeh ist gebrochen und wir mussten erstmal abwarten, wie sich Bruch, anschließende fette Blutblase und das Abrollverhalten des Fußes entwickeln.
2700 Kilometer bis Portugal und beabsichtigte Wanderungen entlang des Atlantiks müssen nun wann anders Platz finden und wir fahren jetzt in die Bretagne. Dort hat es uns im Juni im letzten Jahr so sehr gut gefallen und wir hoffen, noch mehr entdecken zu können.
Nach dem letzten Ärztinnen-Okay heute Vormittag geht es dann mittags los. Wir haben nur den Bus dabei, keine weiteren Fahrzeuge. Martin trägt noch immer den alten Schuh mit dem ausgeschnittenen Zehenbereich.


Foto Schuh mit ausgeschnittenem Zehenbereich



Wir erreichen NRW am späten Nachmittag und checken ein auf dem Wohnmobilstellplatz in Oelde – wer kennt es nicht? Wir speisen gut im dazugehörenden Potts Brauhaus und laufen hernach hinein nach Oelde Zentrum. Eher trist, dunkelbraune Klinkerhäuser aus den 70er Jahren, kein Mensch auf der Straße, gibt ja auch nichts zu sehen. Grenzwertig wird die Verdauungswegstrecke wegen Martins verminderter Gehfähigkeit. Der ÖPNV fährt nach 18Uhr nicht mehr, also muss – egal wie - zurück gehatscht werden.
Wir lassen den Abend ausklingen mit Lesen und Quackeln im Bus.


Mittwoch, 10. September 2025
Noch am Abend haben wir den City-Campingplatz in Antwerpen online gebucht und die knapp 350 Kilometer durch das LKW volle NRW, durch die Niederlande und Belgien schaffen wir locker, um zu 13Uhr vor den Toren des Campingplatzes zu stehen.
Eingecheckt ist´s schnell und wir nehmen dann für 1€/Person den nahe gelegenen Waterbus ab Sint Anna hinüber auf das andere Flussufer der Schelde zur historischen Altstadt.
In den nächsten Stunden erkunden wir Antwerpen: die Burg Het Steen, den prächtigen Rathausplatz Groenplats mit den imposanten Patrizierhäusern und die lebendige Einkaufsstraße Meir.


Fotos Rathausplatz, Burg, Straat Meir


Wir landen dann am Hauptbahnhof, der selbst ein imposantes Ensemble aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts ist.


Fotos Bahnhof Antwerpen

Wegen der allgemein bekannten Fußbeschränktheit nehmen wir die Metro bis ans andere Scheldeufer und laufen durch den 1933 fertig gestellten Sint Anna Fußgänger- und Fahrradtunnel. Zu dem 31 Metern unter der Erde und dann unter dem Fluss verlaufenden Tunnel führen historische hölzerne Rolltreppen.

Fotos Rolltreppen und Tunnel


Ordentlich belebt ist die Unterwasserquerung. Wir erblicken nach 572m das Tageslicht wieder auf der rechten Flussseite und fallen fast direkt in ein – griechisches !– Lokal. Gut befüllt mit Tintenfisch, Tzaziki und überbackener Aubergine schlendern wir zurück durch die Altstadt bis zum Schiffsanleger. Der Waterbus kommt nicht, fällt aus, also nehmen wir die Fähre und laufen die knapp 20 Minuten bis zum Campingplatz. Noch ´ne Weile können wir vor dem Bus sitzen und schon mal den morgigen Tag planen.


Donnerstag, 11. September 2025
Hilde, Martins Mutter, wäre heute 95 geworden.
Wir, im ultrafrischen Alter von 66 und 70, springen wie die jungen Füchse morgens aus dem Bus und beginnen den Tag – nah so ähnlich zumindest. Nachdem die Mini-Campingbäckerei doch nicht offen hat, verzichten wir aufs selbstgemachte Frühstück am Platz und packen unseren Bus zusammen und fahren zur nahe gelegenen „Bakkerij Samo“. Sehr nett dort, ein türkischer Bäcker, der auch super gut deutsch spricht, Käsebörek und Rosinenschnecke und zwei gute Kaffee für kleines Geld. Einziger Nachteil: unsere Kleidung riecht nach einer Viertelstunde Aufenthalt deutlich nach Döner, Gaststätte o.ä..
Wir verlassen Antwerpen und merken gar nicht, als wir die Grenze zu Frankreich überschreiten. Eine erste Pause machen wir in Arras, einem beeindruckenden Städtchen in der Region Hauts-de-France. Der prächtige Platz der Helden bietet Flair, Fotomotiv und einen kleinen schwarzen Kaffee.


Foto Arras Platz


Über Landstraßen geht es dann durch die Picardie, deren hügelige und grüne Landschaft uns sehr gut gefällt. In Amiens, der Hauptstadt der Picardie und dem Geburtsort von Emmanuel Macron, wollen wir erneut eine Pause einlegen, aber dauernde Regenfälle legen da ihr Veto ein.
Gegen 17Uhr erreichen wir dann den Campingplatz Le trois Rois in der Normandie: sehr hübsch, sehr ordentlich und sauber. Unterhalb des Chateau Gaillard, der Richard-Löwenherz-Burgruine, die wir schon im Juni 2024 besucht haben, fühlen wir uns gut behütet.

Foto Burgruine Richard Löwenherz
Fish & Chips und Cesar Salad im Campingrestaurant runden den Abend ab.


Freitag, 12. September 2025
Morgens früh ist es noch ordentlich kalt: 13°C. Wir haben wieder keine List aufs Frühstück am Platz und fahren daher noch vor 9Uhr ab und pausieren ein paar Dörfer weiter bei einem Bäcker, dessen Angebot man hätte fotografieren sollen (wir trauen uns nicht – bzw. können nicht genügend französisch, um zu fragen): so toll, so facettenreich, so kunstvoll die vielen süßen Backwaren, die da angeboten werden.
Uns treibt es dann weiter in einem riesigen Bogen um Paris gen Süden und nach Le Mans. Wir gucken uns das temporäre Museum Champions de Le Mans an und laufen einen Teil der besichtbaren Rennstrecke ab.

Fotos Le Mans Rennstecke


Danach fahren wir noch hinein nach Le Mans und gucken uns die Kathedrale und die Altstadtgässchen an und nippen an einem Grande Café au Lait.


Fotos Le Mans Stadt


Jetzt wird´s aber endlich Zeit, in die Bretagne aufzubrechen. Eine letzte Etappe von gut 170 Kilometern liegt noch vor uns, bevor wir Rennes, die Hauptstadt der Bretagne erreichen und auf dem Stadtcampingplatz Gayeulles Quartier neben einem „Hochhaus-Wohnmobil“ (Dembell=Albtraum) finden. Auch wieder kühl hier am Abend, aber der Weg zum nahe gelegenen halb Imbiss/halb Restaurant ist nicht weit und wir fühlen uns gut gesättigt.
Dann noch: reden, daddeln, schreiben, lesen und irgendwann: schnarch.


Samstag, 13. September 2025
Auch der Morgen ist kühl und es regnet auch ein wenig – eben Bretagne. Wir wappnen uns mit entsprechender dritter Schicht und latschen die 500m vor bis zur Straße und nehmen für je 1,70€ den Bus hinein nach Rennes.
Kurz vor 10Uhr wirft uns der direkt vor der Altstadt raus und wir suchen uns erstmal ein Frühstückscafé: Grand café au lait und knuspriges Croissant. Der Regen hat zunächst mal eine Pause eingelegt.
Vorbei an den imposanten Häusern und den uralten Fachwerkhäusern der bretonischen Hauptstadt flanieren wir bis zum Place des Lices, dem ehemaligen Ritterturnierplatz.


Fotos Rennes (ohne Markt)


Heute ist Markttag und in einer fast unüberschaubaren Anzahl an Marktständen werden Trauben, viele Sorten von unterschiedlichen Tomaten (Cerises, Ochsenherz, Ananas u.v.m.), gigantischen Artischocken, Birnen, Äpfeln, Pflaumen, Feigen … und natürlich Meeresfrüchten aller Art und Fischen, die so groß wie Truthähne sind, angeboten. Es ist der zweitgrößte Markt Frankreichs und hat überhaupt keine Klamottenstände, wie anderswo so manchmal. Dazwischen tanzen Menschen Tango und andere machen Musik. Hausfrauen und alte Herren stehen friedlich in Schlangen an, um ihre Körbe und Hackenporsche mit den Einkäufen füllen zu lassen.

Fotos Markt


Wir treiben durch das Marktgeschehen und schwimmen mit auf dem freundlichen Strom der Besucherinnen und Besucher. Nach einer guten Stunde verlassen wir den Markt und stromern noch ein wenig durch die Straßen. Besuchen auch die örtliche Filiale des schönen bretonischen Jackengeschäfts, wo man sich gar nicht entscheiden kann zwischen den chicen Schnitten und den tollen Farben. Letztendlich nehmen wir dann aber auch eine Jacke mit.
Mittags wird es dann Zeit für einen Imbiss und wir suchen die Crêperie Saint-Georges auf, bekommen sogar einen Tisch (ohne Reservierung!) und haben die Qual der Wahl aus den gut 20 Galettes, die alle nach berühmten Georges heißen, eines für jeden auszusuchen.

Foto Martin mit Galette George Simeon


Für den Abend kaufen wir beim Supermarkt des Kaufhauses Galerie Lafayette noch Baguette, Tomaten und Käse ein und machen uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Ein Weilchen können wir noch draußen sitzen, doch dann beginnt der Regen wieder die Herrschaft zu übernehmen und wir müssen die eine und die andere Wasserblase aus dem neuen Vordach ausstülpen in einen zu Boden fließenden Wasserfall.


Sonntag, 14. September 2025
Als wir morgens vom schönen Campingplatz in Rennes abfahren, sind die Handtücher nässer als sie je aus der Waschmaschine kommen, das Vordach und die Kederverbindung sind ebenfalls komplett durchnässt. Alles wird nass eingepackt. Die Sanitärhausschuhe werden tropfend in einem Auffangbehältnis verstaut.
Dann gibt es noch das Problem, dass die Abläufe des Aufstelldachs anscheinend von Minisamen zugestaut sind und alle Versuche von Martin, diese erstmal wieder frei zu pusten, führen zu keinem Erfolg. Also muss das sich im Kopf drehende Problem vertagt werden – bis zumindest Baumärkte wieder geöffnet sind.
Wir fahren eine gute halbe Stunde bis Fougères und frühstücken im Café Paris am Hauptplatz – hier tobt am Sonntagvormittag das Leben. Dann bewegen wir uns zum eigentlichen Ziel: dem Château Fougères, der (laut Beschreibung) ältesten mittelalterlichen Burganlage Europas.

Fotos Chateau Fougères


Viele Stufen laufen wir hinauf und hinab zum und vom Wehrgang und umrunden das ganze, sehr ausgedehnte, Gelände in einer guten Stunde. Sehr beeindruckend das ganze Ensemble und da der Regen sich verzischt hat, auch angenehm für uns Spaziergehende.
Wir entern wieder unseren Bus und geben Cancale als Richtung und „Le Degustation Tonneau“ als konkretes Ziel ein. Dort, ein Imbisslokal direkt an den Austernbänken, bestellen wir jeder einen Teller gemischte Austern und ein Glas Bio-Apfelsaft. Köstlich beides!

Fotos Austern Cancale


Die Austernhauptstadt der Bretagne, Cancale, gucken wir uns nur vom Panoramapunkt und bei der Durchfahrt durch den Ort an. Sehr touristisch, aber auch sehr pittoresk.


Fotos Cancale


Dann sind es nur ein paar wenige Kilometer bis zum Campingplatz Des Chevrets. Dort eingecheckt, haben wir ziemlich freie Auswahl des Stellplatzes. Wir hängen die noch immer nassen Handtücher und Vordächer auf die Leine und der stürmische Wind vom Atlantik trocknet alles zügig.
Dann gibt es einen Spaziergang ans Meer und tiefes Einatmen der salzigen Luft. Für den Abend wählen wir nicht das Luxus-Nobelrestaurant, sondern ein kleines nettes, ein paar Laufminuten entfernt.
Später – im mittlerweile Stockdunkeln, weil es kaum Laternen auf diesem Campingplatz gibt - sitzen wir noch draußen, resümieren den gelungenen, schönen Tag und planen den nächsten.


Montag, 15. September 2025
Saint-Malo-Tag heute! Die Stadt gefiel uns 2024 ganz besonders und nun erkunden wir sie ein zweites Mal. Um 10Uhr parken wir auf dem Parking Paul Feval, einem großen Gelände etwas außerhalb der Stadt. Das Parkticket berechtigt zur Nutzung des Shuttlebus und eine gute Viertelstunde später sind wir „Intra Muros“, in der Altstadt von Saint-Malo.
Wettermäßig erleben wir in den nächsten drei Stunden ein variantenreiches Programm: im Wechsel Nieselregen, sonnige Wonne und heftige Winde. Wir laufen entlang des Wehrgangs um die ganze Altstadt herum und die Ausblicke aufs Meer und die vorgelagerten Forts sind so anders als im Juni 2024: damals Ebbe und heute Flut mit heftigen Wellen.

Fotos Saint Malo


Als unsere Füße sagen, jetzt reichts, nehmen wir den Shuttlebus zurück und lösen unseren California aus, um dann noch ins „Nizza des Nordens“, dem Saint-Malo benachbarten Dinard zu fahren. Dinard war seit dem 19. Jahrhundert mondäner Badeort v.a. reicher Engländer – wovon noch heute die prächtigen, hochherrschaftlichen Villen zeugen.

Foto Dinard


Es ist nun Nachmittag und wir steuern unser Endziel des Tages an, den städtischen Campingplatz in Dinan, nur 20 Minuten entfernt. Doch leider müssen wir ein Schild am Eingang des Platzes entdecken „complet“. Hmm, was jetzt tun? Die einschlägigen Apps werden befragt und zunächst wollen wir einen anderen CP anfahren, aber da gibt es kein offenes Restaurant in Laufnähe. Den örtlichen, kostenfreien Stellplatz für Womos, in der Nähe des Port Dinan nutzen? Aber dort gefällt uns die Atmosphäre (kein Campingverhalten, aufgewühlter und schlammiger Untergrund) nicht so recht. Also nochmal einen anderen, 17 Minuten entfernten Campingplatz herausgesucht und angesteuert.
Dort, auf dem CP Beausejour, landen wir dann, für einen guten ACSI Taler. Schön, aufgeräumt, weitläufig und wir sagen allen angedachten Meeresfrüchteplatten in Dinan vorerst adé (auch andere bretonische Restaurants haben leckeres Seegetier!) und kochen uns selbst eine feine Pasta mit frischen Tomaten und Ziegenkäse.
Bei einem kleinen Schluck irischem Whiskey halten wir die kühleren Temperaturen im Bus auch gut aus.


Dienstag, 16. September 2025
Weil auch dieser Campingplatz nachts an Laternen spart und es vollends dunkel war und sich nichts mehr draußen außer dem Uhu gerührt hat, haben wir auf den Vor-Bett-geh-Sanitärhausbesuch verzichtet. Und wir haben´s überlebt, sowohl die nächtliche Kälte als auch den gerade genannten Waschverzicht.
Frühstücken tun wir in der Bar des nahe gelegenen Supermarkts und dann geht es eine Stunde ins Landesinnere zum Forêt de Brocéliande, dem viel beschriebenen Zauberwald. Weil wir´s so im Netz vorab recherchiert haben, fahren wir als erstes, also noch am Vormittag, den städtischen Campingplatz in Paimport, dem zentralen Ort im Zauberwald, an und reservieren schon mal einen Platz. So kann das Malheur von gestern in Dinan sich nicht wiederholen.
Aus der Rezeption bringt Martin einen Übersichtsplan der Gegend mit und wir markieren die einzelnen Stationen, die wir aufsuchen wollen:
Zunächst der Lac Trémelin, wo das sagenhafte Schwert Excalibur von Artus aus dem Stein gezogen wurde …


Foto Excalibur


… dann weiter zu Merlins Grab und der Quelle der ewigen Jugend. Ersteres besteht aus zwei Steinen, die voneinander getrennt sind und zweitere ist ein unattraktives Drecksloch, in das wir bestimmt nicht reinsteigen, auch wenn es Versprechen impliziert.


Foto Merlins Grab


Station drei und vier erweisen sich als Reinfall, weil das im Dupinkrimi so ausführlich beschriebene/beworbene Château de Comper nur eine größere Hütte ist, die das Artusdokumentationszentrum beherbergt, die aber gar nicht offen hat und auch nicht von uns, oder sonst wem, heute angesteuert werden kann.
Das im Reiseführer kurz erwähnte Château Rox – verwunschen, mit Efeu berankt – ist in Privatbesitz und schon 100 Meter davor kündigen Schilder dies an und verbitten sich das Betreten. Von der Ferne ist es hübsch, an einem kleinen See gelegen, aber erzeugt keine Objektiveinstellungen und Fotoklicks.
Dann besuchen wir noch die kleine Grals-Kirche in Théhorenteuc – ja nett, aber ein Wiederaufbau aus den 60er Jahren – und das Château de Trécesson, das erst wieder am Samstag öffnet, aber zumindest sehr hübsch anzusehen ist von außen.

Foto Chateau de Trécesson


Das hört sich jetzt wie eine Aneinanderreihung von Pleiten an, aber so war es dann auch nicht. Uns haben die schmucken Dörfer mit ihren Häusern aus rotfarbenem Stein und die undurchdringbaren Wälder, durch die wir gefahren sind, schon sehr gefallen und dem Allen haftet durchaus ein wenig des alten Zaubers inne.
Am späteren Nachmittag sind wir zurück auf unserem reservierten Campingplatz und nutzen die letzten Sonnenstrahlen draußen vor dem Bus.
Später wollen wir noch in den Ort hineingehen und eine Crêperie plündern.


Mittwoch, 17. September 2025
Alles komplikationslos in der Früh gelaufen, unsere Routinen sind gut eingespielt. Gegen 10:30Uhr fahren wir eine Boulangerie am Rande der nächsten Stadt im Industriegebiet an: bestes Frühstück bisher auf der Reise! Dann überkommt uns noch der schon bekannte Decathlon-Wahn und wir fallen eine halbe Stunde später in die Filiale bei Saint-Brieuc ein und kaufen wunderbare Merinounterhemden/-tshirts.
Weiter geht es erstmal knapp zwei Stunden bis Roscoff. Die Reiseführerbüchlein versprechen nicht viel zu dem Fährhafen nach England und Irland, aber uns gefällt das Örtchen recht gut.

Foto Kathedrale Roscoff etc


Mittlerweile sind wir an der Côte des Legendes gelandet und cruisen noch ein wenig die Küste entlang gen Westen. Nach einer knappen Dreiviertelstunde erreichen wir den avisierten Campingplatz Côte des Legendes und bekommen einen Stellplatz nahe des Waschhauses, nahe des Strandzugangs und nahe des kleinen Restaurants. Einfach nur super!


Foto Strand Cote des Legendes


Am Abend wird dann im kleinen Restaurant vorzüglich gespiesen. Prall satt und zufrieden dann noch im Bus. Draußen leichter Sprühregen. Bretagne eben.


Donnerstag, 18. September 2025
Wir machen unsere Morgenroutine und suchen uns wieder eine hübsche Bäckerei in der Nähe: Martin hat dafür mittlerweile eine echte Spürnase entwickelt. Die „Schwierigkeit“ besteht nämlich darin, eine Bäckerei zu finden, die auch Kaffee ausschenkt.
Gestärkt geht es dann weiter zum Freiluftmuseum Meneham, wo man in einem weitläufigen Gelände das Wirken der Schiffsplünderer, die Anfang des 19.Jahrhunderts die an den Strand gespülten Überbleibsel der an der Küste zerschellten Schiffe – illegal – einsammelten. Zwischen Dünen und mordsmächtigen Felsbrocken stehen ein paar der restaurierten Häuser.

Fotos Freiluftmuseum Meneham


Nach einem ausgiebigen Walk übers Gelände und am Strand entlang fahren wir weiter die Küste hinauf und überall sieht man die üppigen altrosa blühenden Hortensienbüsche vor und an den alten Steinhäusern.


Foto rosa Hortensienbüsche


Wir erreichen Le Conquet und erkundigen uns am Hafen über die Bedingungen, am nächsten Tag auf die Ile D`Ouessant zu fahren und entscheiden uns letztlich dagegen (weil: zu teuer; zu ungewiss, was einen da auf der Insel außer Einsamkeit erwartet; zu frühes Aufbrechen nötig wäre; der Parkplatz für den Bus a….weit weg wäre … usw.) und gehen dafür in die Brasserie Louise de Bretagne zu einem vorzüglichen Essen (Curryreis auf geschmortem Lauch mit Crevetten und Jakobsmuscheln).


Foto Le Conquet


Zum Abschluss des Besuchs von Le Conquet glückt dann auch noch der Kauf des ersehnten Halstuchs mit dem Muster der bretonischen Flagge.
Auf unserer Weiterfahrt machen wir Pause beim mächtigen alten Leuchtturm Saint Mathieu, der an einer alten Kirchenruine aus dem 12. bis 16.Jahrhundert steht.

Fotos Leuchtturm/Kirchenruine


Unser neues Ziel heute ist die Halbinsel Crozon, die quasi unterhalb von Brest in den Atlantik ragt. Der Campingplatz Trez Rouz, ein einfacher, aber sehr netter Platz, nur durch eine Straße vom Meer und vom Strand getrennt, gibt uns für zwei Nächte Unterschlupf. Mit einigen anderen Campern verfolgen wir am Strand einen imposanten Sonnenuntergang.


Fotos Sonnenuntergang


Freitag, 19. September 2025
Morgens ist´s noch ein wenig verhangen, aber die Temperaturen sollen auf 21°C raufklettern und für den Nachmittag hat sich auch die Sonne wieder angekündigt. Nachdem nun Martins Zeh wieder in einen normalen Schuh passt und seine Wegstreckenfähigkeit zugenommen hat, machen wir eine ausgedehnte Wanderung entlang der Küste. Nur dort, wo das Militärgebiet ist und dessen Betreten weiträumig verboten ist, schlagen wir einen Umgehungshaken.
Teile unseres Wanderweges sind identisch mit dem Fernwanderweg GR34 und bis zum Fort de la Fraternité säumen erikaähnliche Pflanzen den Weg. Ein Augenschmaus.

Foto Küste erikaähnliche Pflanzen


Die ganze Küstenlinie entlang befinden sich alte Forts, zum Teil Jahrhunderte alt. Kriegsschiffe sind auf dem Meer – wenn das mal bei der akuten Weltlage wirklich nur Übungseinsätze der örtlichen Marine sind. Jede Menge von Austernfischern, möwenähnlichen Vögeln, die mit ihren langen orangen Schnäbeln nach Futter in dem Watt unterwegs sind, lassen sich gut beobachten.

Fotos Forts etc


Knapp 10 Kilometer sind wir gewandert als wir am frühen Nachmittag wieder auf dem Campingplatz ankommen.
Der Nachmittag ist dem Duschen, Lesen und Daddeln vorbehalten. Eins der freilaufenden Hühner auf dem Campingplatz bettelt Martin an, der es dann mit Weintrauben anfüttert. Darauf beschließt das Huhn bei uns zu bleiben und wir haben ein neues Haustier.

Fotos Martin Huhn, Daniela Huhn


Am Abend gehen wir in das Mickey-Mäuse-kleine Campingrestaurant – soweit man das überhaupt als solches bezeichnen kann. Gestern gab´s dort nur Pizza to take away (welche wir nicht genommen haben), aber heute ist Galetteabend. Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir bei einer Galette Forestière und einer Galette Nordic.


ev Fotos Galettes


Samstag, 20. September 2025
Das haben wir aber gut getroffen: die letzten beide Tage trocken und auch ´ne gut Portion Sonne dazu. Heute Morgen regnet´s dann erst einmal und es wird über den Tag auch nicht sehr viel besser: Regen in verschiedenen Darreichungsformen und dazu ordentlich Wind. Erst am Abend ist das dann vorbei. Nu aber mal, der Reihe nach.
Als wir den Campingplatz Trez Rouz verhältnismäßig früh verlassen, ist noch kaum jemand auf der Straße – auch nicht im nahe gelegenen Camaret-sur-Mer, wo wir den kleinen Bäcker aufsuchen. Auf der Weiterfahrt zum Pen-Hir sehen wir dann schon vereinzelte Trial-Läuferinnen und -Läufer, die sich durch das steinige Gelände kämpfen. Es stellt sich dann raus, dass seit gestern Abend das große Geländerennen, Le Grand Raid du Finistère, stattfindet über 14, 56, 92 oder 166 Kilometer – jede:r nach seinem Gusto und Können. Manche anscheinend auch über Nacht. Jedenfalls haben die Läuferinnen und Läufer, und wir sehen derer dann noch echt viele, heute kein tolles Wetter zu ihrem Freizeitamusement gewählt: Sturm, Regen, Kälte.
Wir selbst verschieben den Besuch des Aussichtspunkts auf dem äußersten Zipfel der Halbinsel um eine gute halbe Stunde bis uns der Regen nicht mehr innerhalb von Minuten komplett die Hosenbeine durchnässt.

Fotos Pen Hir und Fort mit Ankern


Wir fahren die Halbinsel nochmal zur Gänze mit dem California ab, aber der Zugang zu den Forts ist auch wegen der nassen Wetterlage nur sehr bedingt möglich.
In Crozon überbrücken wir die Regenduschen mit einem Einkauf im örtlichen Leclerc.
Den nächsten Stopp machen wir dann im Bilderbuchörtchen Locronan. Man fühlt sich zurückversetzt ins 16. Jahrhundert. Die mächtigen Granitpaläste auf der Place d´Église zeugen vom einstigen florierenden Segeltuchhandel. Heute floriert hier eher der Tourismus.


Fotos Locronan


Von Douarnenez, unserer nächsten Station, haben wir uns mehr Flair und Atmosphäre versprochen, aber eventuell gibt der Ort auch mehr her im Sommer, wenn die Geschäfte offen sind und die Besucher flanieren. Heute hat es für uns „nur“ für einen Vorrat an guten Fischsuppen – für uns und als Mitbringsel – gereicht.
In Concarneau erreichen wir den gebuchten Campingplatz Les Sables Blancs am späten Nachmittag bei Sonnenschein und milden Temperaturen und sind angenehm überrascht, ob des sauberen und weitläufigen Platzes und des echt tollen Restaurants, in dem wir abends dann Curry-Muscheln mit Pommes Frites verzehren.
Der Herbst naht und wir freuen uns später am Abend, den kleinen Heizlüfter im Bus wieder in unserer Mitte begrüßen zu dürfen.


Sonntag, 21. September 2025
In der Nacht hat´s geregnet, am Morgen ist es ziemlich kühl und mittags schwitzen wir wie in der Sauna, dafür wechseln sich am Nachmittag dann Regenschauer und Sonnenlachen ab. Jaja, das Wetter in der Bretagne. Ich glaube, ich muss mir doch noch so ein bretonisches Spaß-Tshirt kaufen mit dem Aufdruck „50 Arten von Regen“.
Heute Morgen haben wir uns anziehmäßig für alle Eventualitäten ausgestattet und dann doch den Regenmantel, über die Tasche geworfen, doch nur spazieren getragen. Martin sagt, „besser als andersherum“. Hat er auch Recht.
Wir sind vom Campingplatz aus 30 Minuten hinein nach Concarneau gewandert und mitten in den Stadtlauf geraten.

Foto Concarneau Stadtlauf


Ein Vormittagsrundgang über die Ville Close, die wir ja schon kennen, die aber immer wieder nett anzuschauen ist.

Fotos Ville Close


Mittags ist es dann so weit und unser reservierter Tisch im L´Amiral wird bezogen. Wir begehen unser Bergfest der Reise mit einem Entrecôte Kommissar Dupin und einem Meeresfrüchteteller. Schwierig genug den Viertelhummer und die Minischnecken zu zerlegen bzw. rauszupulen.

Fotos L´Amiral Essen


Immer entlang der Küste, auf den schön angelegten Kaianlagen tapern wir zurück zum Campingplatz. Dort erwartet uns der schon beschriebene Wechsel von Regenschauern und Sonnenzeiten. Stühle rein, Stühle raus … irgendein Hobby braucht ja jeder.

Montag, 22. September 2025
In der Nacht und morgens hat es ordentlich geregnet, aber als wir zusammenpacken, pausiert das Wasser vom Himmel. Sehr nett. Kurz vor 10Uhr verlassen wir den schönen Campingplatz bei Concarneau und fahren zum Leclerc zum Frühstück.
Insgesamt sind wir heute nur gute 100 Kilometer gen Osten unterwegs mit dem Auto, aber das dauert, weil wir oft sehr kleine Straßen nehmen. Wir wollten eigentlich noch mal zu dem Austernverkauf am Port Belon vorbeigucken, gar nicht mal, um zu verkosten, sondern eher zu gucken, was sich verändert hat, aber wir landen auf der anderen Seite des Flussdeltas und können zwar das eigentlich erstrebte Ufer sehen, aber verzichten darauf, den Umweg übers Land noch mal zu nehmen.
In Auray parken wir dann den California und durchstöbern den Hafen Saint Goustan, in dem Benjamin Franklin 1776 angekommen ist, um über die Gründung der Vereinigten Staaten mit den Franzosen zu verhandeln und die Altstadt von Auray, die gerade im Mittagsschlaf liegt.

Fotos Auray


Es sind nur noch wenige Kilometer bis zum kleinen Campingplatz De La Tour Locmariaquer. Freie Platzsuche und einige Zeit in der Sonne sitzen, trotz mittlerweile frösteliger Temperaturen beenden den Nachmittag bevor wir uns mit unserem Freund Heizlüfter in den Bus zurückziehen.
Zum Sonnenuntergang wandern wir noch die 300m zum Meer hinunter, um dort vor einem völligen ruhigen Seitenarm des Atlantiks schöne angespülte Austernschalen und Jakobsmuschelschalen zu sammeln.


Dienstag, 23. September 2024
Martin hat seinen Findeinstinkt wieder angewandt und eine superhübsche Boulangerie für unser Frühstück gefunden. Anschließend begeben wir uns auf den Weg, über kleine Straßen, auf die Halbinsel Quiberon und sind geflasht von der Côte Sauvage, der westlichen Küste. Endlose Dünen, wunderbare Farben, Wanderwege entlang der Küste und etliche ältere Franzosen, die mit Eimerchen bewaffnet sich auf den Weg machen, um das Muschelmittag- oder abendessen selbst einzusammeln.

Fotos Quiberon


Wir umrunden die Inselspitze und finden auch die „Inselhauptstadt“ Quiberon niedlich und entdecken beim Wegfahren das Kurhotel, in dem Romy Schneider 1981 entgiften wollte und das berühmte Interview gegeben hat, das dem Film von 2018 zur Grundlage diente.
Die Ostküste ist weit weniger spektakulär.
Die Rückfahrt/Abfahrt von der Halbinsel verläuft, trotz kleinst gewählter Straßen, eher unspektakulär. Mittags kehren wir in der Cafeteria des örtlichen Leclerc ein und wählen mang Arbeitern und Rentnern ein gutes und preiswertes Essen.
Weil es auf der Halbinsel Quiberon so nett war, denken wir, wir könnten eine weitere erkunden, die Halbinsel Rhuys, um das Binnenmeer Morbihan von der anderen Seite zu entdecken. Doch dieser Ausflug wird eher langweilig. Allein Arzon bietet mit der unüberschaubaren Anzahl an Segelschiffen, ein weiteres Highlight. Sukzessive werden gerade die Boote von Traktoren ins Winterquartier verfrachtet.


Fotos Arzon Schiffe dreistöckig und Hafen


Wieder – wie auch oft schon in Spanien – sind wir entsetzt bis erstaunt darüber, dass all diese Ferienorte nur für gute zwei Monate im Jahr zum – turbulentestem – Leben erwachen und die restlichen zehn Monate im Dornröschenschlaf verbringen. Welch´ eine Verschwendung!
Wir schließen noch einen Besuch des Chateau Suscinio an. Parken den Bus und laufen eine Runde um das Schloss aus dem Mittelalter.

Foto Chateau Suscinio
Wir kehren zurück zum Campingplatz und sitzen noch zwei Stündchen in der Sonne.


Mittwoch, 24. September 2025
Erstes Ziel des Tages wird Locmariaquer. Wir wollen den supergroßen Hinkelstein sehen, der seit über 4000 Jahren dort liegt. Aber wir sind zu früh dran und das umzäunte Gelände ist noch geschlossen. Also gucken wir uns einen anderen angepriesenen Megalithen an, den Dolmen Des Pierres Plates, direkt oberhalb des Meeres. Hmm, aber so recht erwacht in uns keine absolute Hinkelsteineuphorie – zumal wir ja schon im Juni 2024 ausgiebig auf Hinkelsteinsichtung waren.

Foto Megalith Pierres des Plates


Viel interessanter finden wir, dass ein sehr großer Stellplatz und ein kleinerer Campingplatz in unmittelbarer Nähe sind, die wohl das ganze Jahr über offen sind.
Wir fahren dann eine halbe Stunde bis nach Vannes, um zu entdecken, dass der örtliche Campingplatz überfüllt ist – bereits jetzt am Vormittag hängt das Schild „full -complet“ vor den Toren. Wir entschließen uns schnell und parken unseres California gegenüber auf dem Parkplatz, schnappen uns den ÖPNV Bus und fahren für 1,50€/Person die Viertelstunde hinein nach Vannes. Dort trubelt es in den Straßen, weil heute Markt ist.


Fotos Vannes Markt


Wir stromern noch zwei Stunden durch die schöne Hauptstadt des Morbihan mit den vielen schiefen Fachwerkhäusern und erleben die Stadt diesmal viel belebter und munterer als im Juni 2024 (wo wir abends nach Geschäftsschluss hier waren).

Fotos Vannes


Mittags gibt es eine leckere Galette, für Martin mit Blutwurst, Süßkartoffelpüree und Röstzwiebeln und für mich mit Ei, Champignons und Parmesanschnitzen.
Wir fahren mit dem ÖPNV zurück und holen unseren California. Weiter geht es dann knapp 100 Kilometer südlich, in die Nähe von Guérande. Nicht ganz sicher, ob wir nun die Bretagne schon verlassen haben – früher (bis wann?) gehörte dieses Gebiet zur historischen Bretagne. Nun gehört es zum Departement Loire-Atlantique.
Wir sind sehr neugierig darauf, mehr über die Salzfelder, den Anbau und die Gewinnung des Fleur de Sel zu erfahren. Am frühen Abend checken wir ein auf dem Campingplatz La Pierre Longue und gleich von Beginn an, gefällt uns der sehr.


Donnerstag, 25. September 2025
Nachdem wir uns gestern den Abend im Bus, wie so oft, mit Baguette, dünner Salami, Tomaten, Oliven und Käse kulinarisch vertrieben haben, hatten wir dann auch eine angenehme Nacht. Wein, Digestif und Lesestoff waren ja ebenfalls ausreichend vorhanden.
Am Morgen werden dann erstmal eine Waschmaschine und ein Trockner angeworfen und ein paar Sachen landen auf der Wäscheleine. Gegen kurz vor 11Uhr tapern wir los, immer die Straße entlang zwei Kilometer bis zum äußerst attraktiven Örtchen Le Croisic. Von dort nehmen wir den Zug, fahren zwei Stationen bis Le Pouliguen und suchen dort die Straße, die durch die Salzwiesen führt.

Fotos Salzwiesen


Eine gute halbe Stunde sind wir bei herrlichstem Sonnenschein unterwegs und bestaunen die, jetzt außerhalb der Erntesaison, brachliegenden geometrischen Salzwasserbecken.


Foto Salzwiesen, Kompass?


Mittags um 14:00Uhr öffnet das Maison des Paludiers, das Haus der Salzbauern, wieder und wir buchen eine Führung auf Französisch (wir verstehen leider nur einen Bruchteil der gelieferten Informationen der netten, jungen Guide), um mehr über die Arbeit der Salzbauern und das Fleur de Sel zu erfahren.
Rückzu nehmen wird dann den Bus, Haltestelle sehr nah an dem Maison des Paludiers, und der 5er Bus bringt uns in einer halben Stunde zurück zu unserem Campingplatz.
Wie gestern Abend versammeln sich wieder einige ältere Herren, um eine Runde Péntaque zu spielen.
Für den Abend nehmen wir das Angebot des kleinen angeschlossenen Restaurants wahr und haben für 19Uhr einen Tisch reserviert.


Freitag, 26. September 2025
Der letzte Tag in der „historischen Bretagne“. Es ist bedeckt heute am Morgen, Regen ist keiner angesagt, aber Sonne zunächst auch nicht. Wir haben hin und her überlegt, ob wir den ÖPNV nutzen sollen oder eher unseren Bus. Nachteil des ÖPNV wäre, dass man, weil die Busse hier nicht so häufig fahren, sehr angewiesen ist auf die konkreten Abfahrtszeiten und eigentlich den ganzen Tag beschäftigt wäre, die Fahrpläne zu studieren. Also fahren wir das Aufstelldach ein und nehmen unseren California.
Durch die Salzfelder hindurch führt die kleine Straße nach Guérande. Unglaubliche Wolkenformationen zeigen sich. Der rote Queller, Seespargel, wuchert förmlich auf den Salzwiesen.

Fotos Salzfelder und irrer Himmel


In Guérande fahren wir zunächst den Leclerc an und bedienen uns am riesigen Angebot der lokalen Weine und Cremants als Vorrat für Daheim. Dann geht es mittags hinein in die kleine Mittelalterstadt, die nett anzuschauen ist, aber keine Ohs und Ahs entlockt. Tolle intakte Stadtmauer von über 1400 Metern und viele touristische Geschäftchen, die imposante Stiftskirche Saint-Aubin aus dem 12. bis 16. Jahrhundert.
Den Weg zurück machen wir übers „Terre de Sel“, das große, chice Salzmuseum und statten ihm einen ausgiebigen, informativen Besuch ab. Zurück wieder über die Straße an den Salzwiesen geht es dann nach Le Croisic, Auto geparkt am Hafen und in eine Crêperie hineingefallen: je ein Crêpe Bretonn (mit salzigem Caramel und mit Grand Manier flambiert). Dann schlendern wir noch durch das hübsche Örtchen und fotografieren ein bisschen.


Fotos Le Croisic
Als letztes Ziel des Tages steuern wir den ewig langen Pier des Phare du Tréhic an und umrunden Zweidrittel der Halbinsel von Le Croisic mit wunderbaren Ausblicken auf die Côte Sauvage bei Ebbe.

Foto Muscheln/Schnecken
Zurück auf dem Campingplatz schenkt uns der Himmel am Abend noch unverhofft zwei Stunden Sonne, die wir außerordentlich genießen.
Am Abend gehen wir dann wieder ins Platzrestaurant zur bestellten Paella mit Meeresfrüchten.


Samstag, 27. September 2025
Nachdem wir gestern Abend noch herum diskutiert haben, wie unsere Heimfahrtroute ausschauen könnte, und dann nachgerechnet haben, dass wir, so wie wir´s geplant haben, unter Umständen schon am Dienstag zuhause wären … haben wir kurz vor Mitternacht beschlossen, hier noch einen Tag zu verlängern – soweit sie uns nehmen.
Das haben sie am Morgen dann auch getan und wir sind zum Frühstücken mit unserem Bus an der Küste entlang zum Hafen von La Pouliguen gefahren. Dann ging es weiter an den Strand von La Baule-Escoublac: 12 Kilometer unendliche Weiten. Jogger unterwegs; Leute mit Hunden, die sich am Strand und in den Wellen tummeln; Spaziergänger wie wir und auf dem Meer viele Segler, Windsurfer und unerschrockene Menschen, die Aquagymnastik in Ganzkörperneoprenanzügen machen.

Fotos Strand La Baule und Neopren-Aquagymnastik


Nach dem langen Strandspaziergang gehen wir noch durch den kleinen mondänen Badeort und flanieren an den Geschäften vorbei.
Auf dem Rückweg werfen wir noch einen Blick auf das „Grand Blockhaus“, einem deutschen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der heute ein Kriegsmuseum beherbergt und laufen durch das kleine Batz-sur-Mer, in der die Ruine der Chapelle Notre-Dame du Mûrier steht. Salzmänner haben diese Kapelle nach der Pestepidemie von 1438 der Jungfrau Maria geweiht. Der Name Mûrier (Brombeerstrauch) kommt daher, dass die Kapelle auf Überresten einer von Dornen überwachsenen Heilgenstatue erbaut wurde. Der Orkansturm von 1819 hat einen Teil des Daches weggerissen.


Fotos Kapelle Batz-sur-Mer


Ab dem frühen Nachmittag lümmeln wir auf dem Campingplatz in der Sonne und freuen uns des Lebens. Abends dann als Topping noch Moules et Frites im Campingrestaurant.


Sonntag, 28. September 2025
Jetzt ist aber wirklich Schluss mit echter und mit historischer Bretagne. Wir bedauern dies, obwohl zu bleiben, bis es nicht mehr schön ist, wäre ja auch nicht schlau. So ist es zumindest so, dass wir wiederkommen wollen.
Zum Frühstück fahren wir zu Emma, der Boulangerie am Bahnhof von La Pouliguen. Dann stromern wir noch einmal durch die Salzwiesen, heute Morgen von der Sonne bestrahlt.
Auf dem Weiterweg machen wir ein paar Abstecher in den Nationalpark de Brière, den wir zumindest diesmal noch nicht erkundigt haben. Bei einem Zugang mit Viehgitter zu den Wanderwegen im Nationalpark kommt ein grüßender Opa im Jagdkostüm und mit Schrotflinte in der Hand heraus. Der kleine Enkelsohn zeigt stolz den geschossenen Fasan.
Wir überschreiten das Loiredelta bei der großen, beeindruckenden Brücke bei Saint-Nazaire …

Foto Brücke Saint Nazaire


… und umfahren Nantes weiträumig. Einen kurzen Spaziergehstopp machen wir im alten Fischerdorf Trentemoult, das heute ein mondänes, kleines Künstlerdorf und Ausflugsziel ist.

Foto Trentemoult


Bei Saumur treffen wir dann konkret auf die Loire und das erste Schloss auf der entsprechenden Route. Saumur erscheint groß, trubelig und sehr elegant.


Foto Schloss Saumur


Noch ein paar Kilometer weiter und rechts erheben sich die weißen Tuffsteinfelsen, in die Häuser gebaut und Weinkeller eingelassen sind. Unser Campingplatz für diese Nacht liegt in Montserau, dessen versteckte Kleinode wir erst auf dem Abendspaziergang entdecken. Ein älterer französischer Herr erklärt uns, wohin wir noch klettern sollen, um ein gutes Foto über den ganzen Ort zu bekommen. Tollerweise verstehen wir sogar, was er sagt!

Fotos Montserau


Montag, 29. September 2025
Loire Schlösser schauen steht heute im Programm. Es geht los mit dem Château d´Ussé. Das begucken wir uns nur von außen und so früh morgens ist auch nicht noch viel los dort. Martin sieht neben der uralten, riesigen Platane so winzig aus: die Macht der Natur.

Foto Schloss d´Ussé und Martin an der alten Platane


Als nächstes Schloss treffen wir auf das Château Langais, das sogar eine Zugbrücke hat. Wir umrunden die ganze Schlossanlage.

Foto Chateau Langais


Dann geht es weiter über kleine Straßen ins Loire-Hinterland. Weinstöcke all überall. Hier wächst der gute Tropfen Chinon. In einem örtlichen Supermarkt versuchen wir, ein paar Flaschen davon zu erwerben. Das gelingt nur mittelmäßig, dafür kaufen wir versehentlich – weil das Etikett so nett aussieht, einen teuren Wein aus dem Rhônetal, was wir aber erst hernach merken.
Mittags pausieren wir beim Ikea bei Tours und verleiben uns eine Portion Köttbullar ein, auch mal wieder sehr lecker.
Nach einer weiteren Stunde erreichen wir eines der Highlights: das Château Chenonceau, eines der beiden exorbitanten Wasserschlösser der im Loiretal versammelten Anlagen. Wir zahlen den durchaus nicht unerheblichen Eintritt (für Rentner) und laufen über eine Stunde durch die prachtvollen Parkanlagen, in denen die Herbstzeitlosen die Wiesen lila schimmern lassen und begucken das imposante Schloss von außen und innen.

Fotos Chateau Chenonceau

Mittlerweile ist´s fortgeschrittener Nachmittag geworden und skippen weitere Schlossbesichtigungen und streben dem Campingplatz in Sully-sur-Loire entgegen. Zur Belohnung gibt´s zum Tagesabschluss noch ein weiteres Château.

Foto Chateau Sully-sur-Loire


Den kleinen Rest des Tages verbringen wir noch eine gute halbe Stunde in der Sonne vor dem Bus, dann in der Dusche und dann im Bus bei Heizlüfter und Baguette mit Tomate und Käse. Eigentlich geht es uns gut, nur einmal ist Martin knapp dem aufwallenden Zorn entgangen, als er in der Eile des Einpackens des Outdoorequipments das teure Manufaktumglas auf dem Vorderbereich abgestellt hat und Daniela beim Zuschlagen der Vordertür das Glas getroffen hat, es zersplittert ist und die Reste des Glasinhalts sich über den Schal und ihr Shirt, das für nach dem Duschen bereit lagen, ergossen haben … schnell ist er mal kurz zu den Mülltonnen am Campingplatzeingang entschwunden. Dann war der Zorn der Begleiterin auch schon verraucht und es konnte uns wieder uneingeschränkt gut gehen.


Dienstag, 30. September 2025
Nett war der kleine Campingplatz, auch wenn wir nicht so arg viel von ihm mitbekommen haben. Aber manchmal ist es einfach die Atmosphäre … Am Morgen nach der Abfahrt laufen wir nochmal durch den kleinen Ort auf der Suche nach Croissant und Kaffee und einem Foto vom Château im Morgenlicht.


Foto Chateau Sully sur Loire morgens


Nach zweieinhalb Stunden Weiterfahrt gen Nordosten machen wir eine Pause beim großen Decathlon in Troyes – aber finden nichts, was wir mitnehmen wollen. Bis wir Metz erreichen vergehen nochmal ein paar Stunden – Hörbuch hörend – und wir erreichen den städtischen Campingplatz (direkt an der Mosel gelegen) am frühen Abend. Wir bekommen zwar einen Platz, aber der ist derart buckelig und ansteigend, dass es einige Manöver seitens Martins benötigt, um den Bus in eine Nacht taugliche Position zu bringen (Legostufen plus aufblasbares EMUK-Kissen, das heute den Ersteinsatz hat).
Dann geht es hinein nach Metz, die Altstadt ist in einer Viertelstunde erreicht.
Im Abendlicht präsentiert sich die Kathedrale besonders schön.


Fotos Metz


Wir laufen ein wenig durch die Gassen von Metz und freuen uns an der alten Pracht. Auf dem Sankt Jakobsplatz gibt es einen Aperitif für uns und später in einem Lokal Choucroute mit Entenkeule bzw. einen vegetarischen Flammkuchen.
Die Nacht auf dem „schiefen“ Campingplatz ist laut (wegen der nahen Autobahn und der Züge, die man hört) und ein wenig unruhig.

Mittwoch, 1. Oktober 2025
So, nun isser da, der Oktober! Damit Herbst, kühl, Blätter fallen, dunkler werden … gar nicht dran denken.
Das auch im Verkehrsaufkommen durchaus herausfordernde Metz verlassen wir am Vormittag um dann – mehr oder weniger straight – gut 450 Kilometer weiter gen Nordosten zu streben und am frühen Abend das Badeparadies Eiswiese in Göttingen zu erreichen. Der dortige Stellplatz ist schon voll besetzt, aber es gibt direkt daneben ausreichend „Ausweich-Campingstellplätze“ gegen Gebühr, aber mit Strom (!) auf dem ausgedehnten Badeparadiesparkplatz.
Wir laufen dann noch, zum Füße vertreten nach der langen Fahrt, hinein nach Göttingen – können uns aber nicht so recht begeistern für das Durcheinander an alten Fachwerkhäusern und neuen, gesichtslosen Ungestalthäusern. Beim Nachlesen über die Historie Göttingens wird uns zumindest der Wissenschaftsstandort für Mathematik und Physik deutlicher. Abends kehren wir in der, Stellplatz nahen, netten Pizzeria ein und erfreuen uns an Spaghetti und Pizza Frutti di Mare.


Donnerstag, 2. Oktober 2025
Morgens gehen wir noch beim Bäcker um die Ecke frühstücken und stellen fest, dass – im Gegensatz zu den bretonischen Boulangerien – hier echt alles eher nach Pappe schmeckt. Wir nehmen uns vor, auch zuhause mehr auf wirklich gute Qualität von Brot und Brötchen zu achten. Nun geht es aber heimwärts und wir kommen mittags daheim an.


Fazit

  • Wir wollen wieder kommen und die Bretagne nochmals weiter erleben und erkunden.
  • Martin empfand die Salinen und deren Umgebung als deutlichen Höhepunkt der Reise.
  • Die Inseln Ouessant und Belle-Île sind auf jeden Fall noch interessante Ziele für uns.
  • Unterschiedliche Gezeiten werfen andere Blicke auf die Landschaft und die Küste – im Juni 2024 hatten wir tagsüber meist Flut, dieses Mal eher oft Ebbe.
  • Wir hatten zwar keine Temperaturen jenseits der 20°C, aber dafür auch kaum Regen.
  • Mehrere Tage auf einem Campingplatz zu stehen, verschafft mehr Ruhe – auch für uns
  • Städtische Campingplätze sind oftmals interessant, aber man muss auch genau gucken, wie dort die sanitären Verhältnisse sind.
  • Wir haben uns bei diesem Aufenthalt viel besser eingefuchst in die Essensgewohnheiten und -zeiten der Franzosen und haben das besser „lesen“ und nutzen können.
  • Diesmal gelang uns „Essen wie Gott in Frankreich“ ziemlich gut.
  • Das Entrecôte und der Meeresfrüchteteller im D´Amiral sind wirklich ausgezeichnet.
  • Meeresfrüchte satt hätten wir noch häufiger genießen sollen.